„Kindsköpf“, Profis und Familienmusikanten

Vorarlberg / 29.11.2013 • 19:23 Uhr
Musik verbindet sie seit Kindertagen: Elgar und Gerald Fleisch.    Foto: VN/Hartinger
Musik verbindet sie seit Kindertagen: Elgar und Gerald Fleisch.   Foto: VN/Hartinger

Fleisch und Fleisch sind ein Ohrenschmaus und die Geschichte einer Bruder-Liebe.

St. Gallen. „Siehst, das regt mich auf“, sagt Elgar Fleisch (45) und blickt zu seinem Bruder Gerald (47), der gerade erzählt, wie ihm einmal von einem bestimmten Menschen Schlechtes widerfuhr. Es ist das einzige Mal, dass Elgar sich an diesem Abend mit dem heimelig knisternden Kaminfeuer zur rechten und dem großen Flügel zur Linken schlechte Laune erlaubt. Ansonsten ist ein Abend mit den Brüdern Fleisch etwas, an dem weder Gerald eine negative Geschichte erzählt noch Elgar den Ansatz von schlechter Laune versprüht. Im Gegenteil: Gemeinsam erzählen und philosophieren sie: heiter, besinnlich, eloquent. So wie sie mit ihren Melodien und Texten das Leben einfangen. Den ewigen Schalk im Schlepptau, die Musik allgegenwärtig.


Musik jeden Tag

„Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht Klavier spiele“, verrät Gerald. „Auch ich komme keinen Tag ohne Musik aus“, ergänzt Elgar. Obwohl er nicht immer eine volle Stunde spiele, im Gegensatz zu seinem Bruder. Für beide ist Musik Hobby und doch irgendwie Lebenssinn. Beide sind sie höchst erfolgreiche berufliche Menschen: Gerald kennt man als Geschäftsführer der Landeskrankenhausbetriebsgesellschaft, Elgar ist ein Genie als Wirtschaftsinformatiker, mit zwei Professuren an der Uni St. Gallen und an der ETH in Zürich. Daneben erfindet er neue Computerchip-Anwendungen und ist Teilhaber mehrerer Unternehmungen. Wie schön ist es da, „Kindsköpf“ zu sein. Einen schrägen Gedanken gleich zu Papier bringen, ein paar erste Töne dazu klimpern, irgendwann eine komplette Melodie im Kopf haben – und dann ab zum Bruder. Hören, was er sagt. So machen sie das beide.

Unvergessener Start

Das unglaubliche instrumentale Können der beiden kommt nicht von ungefähr. Klar hätten sie als Kinder auch gerne rüderen Vergnügungen gefrönt. Aber die Eltern waren dahinter, dass Gerald und Elgar Cello und Geige lernten. „Sie hätten uns keine Tennisstunde bezahlt, aber Musikstunden waren selbstverständlich“, erinnert sich Gerald. Gelernt haben sie irgendwann wie von selbst. Gitarre, Klavier, Singen. Der Samen von Fleisch & Fleisch war gelegt. Bei ihrem ersten Auftritt Ende der 1990er waren sie noch fast unter sich. „Wir haben die zehn Zuschauer nach dem Konzert alle zum Essen eingeladen“, lacht Gerald. Aber ihre Freude, ihr Können, ihr Humor und ihre Musikalität ließ sich gar nicht klein halten.


Großorchester Fleisch

Obwohl keine Musikprofis, agieren die aus Lustenau stammenden Brüder höchst professionell. „Wir spielen nur mit Profis, denen man nichts erklären muss. Wir verlangen Disziplin. Zu einem Auftritt nicht erscheinen – so etwas akzeptieren wir nie. Wir spielen nur in Konzertsälen und nur ein paar Mal im Jahr“, zählt Gerald die strengen Regeln auf.
Keine Spur von strengen Regeln gibt es beim Musizieren in der Großfamilie. Ein Familientreffen ist dort ein Orchestertreff. „Wir musizieren oft zu zehnt“, erzählen der vierfache Familienvater (Elgar) und der zweifache Familienvater (Gerald) voller Stolz.

Es geschieht auch an diesen Familienfesten, dass sich ­Elgar und Gerald gerne zurückziehen, an ihren Songs feilen und sie der Familie und anschließend dem Familienrat zur Begutachtung vorlegen.