Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Das goldene Füllhorn

Vorarlberg / 02.01.2014 • 19:02 Uhr

Das Neujahrskonzert hat einmal mehr das Bild der kulturellen Großmacht Österreich in alle Welt getragen, ein guter Anlass, sich die Verteilung der Budgetmittel des Bundes für Kunst und Kultur näher anzuschauen:

Von einem Gesamtbudget des Bundes für Kunst und Kultur in der Höhe von etwa 450 Millionen Euro fließen etwa 250 Millionen direkt an die in Wien angesiedelten Bundestheater und die Bundesmuseen. Auch die Aufwendungen des Denkmalschutzes verbleiben zu einem großen Teil in Wien. Und natürlich muss auch die Arbeit der Bediensteten im Ministerium selbst finanziert werden.

Bei den Bundestheatern sind etwa 2500 Mitarbeiter beschäftigt. Auf ihrer Homepage rühmt sich die Einrichtung, der größte Theaterkonzern der Welt zu sein, was für einen Kleinstaat schon beachtlich ist.

Außerhalb Wiens werden einige Prestigeprojekte gefördert, wie die Bregenzer und Salzburger Festspiele und dann hat es sich auch (fast) schon. An finanziellen Mitteln für regionale Kulturprogramme wurden im Jahr 2013 lediglich 5,5 Millionen, also gerade einmal ein bisschen mehr als 1 % des Gesamtbudgets ausgegeben.

Man darf nicht immer den berüchtigten „Wasserkopf Wien“ kritisieren, wohl aber das „goldene Füllhorn“, das sich über kulturelle Institutionen, die allesamt in der Bundeshauptstadt angesiedelt sind, ergießt, während andere vom Bund mit ein paar Einzelsubventionen abgespeist werden.

Ein früherer Staatsoperndirektor hat einmal in einem ­Interview, auf die Kosten der Staatsoper angesprochen, sinngemäss erklärt, solange man sich in Österreich die Länder und ihre politischen Apparate leisten könne, müsse er nicht sparen. Es hat halt jeder seine eigenen Vorstellungen davon, wo gespart werden könnte!

Dass kulturelles Leben auch in den Ländern blüht, ist den Förderungen von Ländern und Gemeinden zu verdanken, ohne die es nicht nur keine Landestheater und keine Landesmuseen, sondern vor allem auch nicht die vielen kleineren Einrichtungen geben würde, die für kulturelle Vielfalt sorgen. Es sollte niemand naiv sein und glauben, dass dann, wenn die Länder als politische Einheiten abgeschafft würden, der Bund diese Finanzierung übernehmen würde. Das goldene Füllhorn würde sich wohl erst recht über die Bundestheater, Bundesmuseen und andere zentrale Einrichtungen ergießen.

peter.bussjaeger@vorarlbergernachrichten.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus in Innsbruck.
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