„Klar ist das eine Genugtuung“
LH Wallners Forderung nach einer Modellregion belebt Schuldiskussion im Land.
Schwarzach. Die Forderung nach einer Modellregion für eine Gemeinsame Schule der Zehn bis 14-Jährigen durch Landeshauptmann Markus Wallner (45) schlägt nicht nur im Bund hohe Wellen. Natürlich streiten sich zu diesem Thema die Geister auch in Vorarlberg. Befürworter, Gegner oder neutrale Beobachter.
Thema im AK-Wahlkampf
Durch Wallners Äußerungen hat vor allem der Arbeiterkammer-Wahlkampf Schwung bekommen. So bezeichnet AK-Vizepräsidentin Manuela Auer die Vorschläge des Landeshauptmanns als wichtigen Vorstoß und einmalige Chance. Die Gesamtschule sei ein wichtiger Schritt in Richtung Chancengleichheit und auch für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg unverzichtbar, so Auer.
Kritik übt sie an AK-Präsident Hubert Hämmerle. „Seine Ablehnung der Forderungen an die Bundesregierung ist sehr bedauerlich und unverständlich.“ Auer sieht im Vorstoß Wallners ein zutiefst Vorarlberger Anliegen und fordert Hämmerle dazu auf, eine gemeinsame Schule zu unterstützen.
Forderung nach Beweis
Doch der denkt nicht daran. „Ich lasse mich nicht in eine Systemdiskussion hineinziehen, und das habe ich Wallner auch gesagt“, kontert Hämmerle. „In meinen Augen ist das ein ideologischer Kampf und keine wirkliche Bildungsdiskussion. Man setzt sich zu wenig mit dem eigentlichen Thema Bildung auseinander. Wichtig ist doch folgendes: Die richtige Antwort darauf, was für die Kinder gut ist und die Ausbildung von guten Lehrkräften. Das System ist mir dabei egal. So habe ich das früher gesehen, und so sehe ich das heute“, weicht der AK-Präsident nicht von seinem bekannten Standpunkt ab. Er stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage: „Ist denn bewiesen, dass die Gesamtschule besser ist als das derzeitige System? Also ich kenne keinen Beweis.“
Pragmatischer
Mit Interesse verfolgt auch Guntram Zoppel, Direktor am BG Lustenau, die Diskussion. Jene Schule, die vor knapp einem Jahr durch ihre glatte Ablehnung eines Modellversuchs im Raum Lustenau von sich reden machte und dabei der frischgebackenen Schullandesrätin Bernadette Mennel in ihren Bemühungen einen Korb gab. Zoppel sieht die Dinge im Zuge der jetzigen Diskussion mittlerweile pragmatischer. „Das Thema lässt sich nicht mehr vom Tisch bringen. Es gibt letztlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder man macht eine Gesamtschule, oder man macht sie nicht. Was ich persönlich nicht will: Ein solches Modell sofort einführen. Da bin ich mit vielen Gymnasiallehrern einer Meinung. So etwas würde mindestens zehn Jahre Vorbereitung brauchen.“
Die Bestätigung
Bestätigt sieht sich hingegen Peter Fischer, Lehrer an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg. Ein Kämpfer der ersten Stunde für die Einführung einer Gemeinsamen Schule. „Schon als Sausgruber und Stemer das Projekt Neue Mittelschule auf den Tisch brachten, habe ich genau das vorgeschlagen, was jetzt Wallner anstrebt. Ob er das aus taktischen Gründen vor der Landtagswahl macht oder nicht, ist letztlich egal: Der Weg ist der richtige. Klar ist das auch für mich eine Genugtuung.“ Das Forschungsprojekt zu einer Schule für Zehn- bis 14-Jährige findet Fischer gut. Auch wenn er das Ergebnis bereits zu kennen glaubt. „Es wird die bisher gemachten Erfahrungen bestätigen.“
Politische Spiele
Einen politischen Sieg durch Wallners Vorschlag glaubt
seit gestern der Vorarlberger FPÖ-Chef Dieter Egger gelandet zu haben. „Anders als die ÖVP verschließt sich die FPÖ auf Bundesebene grundsätzlich nicht einem Modellversuch in Vorarlberg und will die föderale Entscheidung in Vorarlberg akzeptieren“, gab Dieter Egger gestern bekannt. Bemerkenswert: Seit der letzten Landtagswahl vertritt die Vorarlberger FPÖ in Sachen Bildung das genaue Gegenteil ihrer Bundesgenossen aus Wien. Für letztere ist eine Gesamtschule inakzeptabel.
Ich kenne keinen Beweis, dass die Gesamtschule besser ist.
Hubert Hämmerle, AK-Präsident
Entweder man macht eine Gesamtschule, oder eben keine
Guntram Zoppel, Direktor BG Lustenau