Viel Ärger, wenig Humor

Vorarlberg / 26.02.2014 • 19:42 Uhr
Jubel, Trubel, Heiterkeit: So sollte es im Fasching eigentlich sein – beim Hohenemser Umzug ging es allerdings weniger lustig zur Sache.
Jubel, Trubel, Heiterkeit: So sollte es im Fasching eigentlich sein – beim Hohenemser Umzug ging es allerdings weniger lustig zur Sache.

Wasserspritzorgien und wütende Besucher: Beim Emser Umzug war Schluss mit lustig.

Hohenems. Eigentlich war beim Hohenemser Fasnatsumzug vergangenen Sonntag alles für ein großes Volksfest angerichtet: Kaiserwetter, milde Temperaturen, orginelle Mäschgerle auf prachtvoll dekorierten Umzugswagen. Und dann das: Die „Röllelibutzen“ aus Altstätten bringen nicht nur ihre einzigartigen Kostüme zur Geltung, sondern auch ihre zur Tradition der Zunft gehörenden Wasserspritzen. Massiv ergießt sich aus diesen das kühle Nass – so als gelte es, einen Brand zu löschen. Doch der Effekt ist ein umgekehrter. Mehrere Umzugsbesucher fangen ob der unfreiwilligen Dusche Feuer, die Volksseele beginnt zu kochen. Die Mitglieder der Gruppe – darunter mehrere Kinder – werden von erbosten Besuchern an den Kostümen gerissen. Als Reaktion bearbeiten die „Röllelibutzen“ alle Protestierer und andere mit noch mehr Wassersalven.

Handgemenge

Zum Opfer wurde dabei auch Andreas Ender (45) mit seiner Tochter und einer befreundeten Familie. „Nachdem unsere Kinder mehrmals von der Gruppe nass gespritzt wurden, ging ich auf ein Mitglied, das seine Spritzpistole erneut auf uns richtete, zu, und forderte es auf, es sein zu lassen. Daraufhin bekam ich die ganze Füllung dieser Stange ab. Ich wehrte mich, indem ich mit meiner weichen Plastikkeule auf die Spritze zielte und berührte seinen Hut. Es kam zum Handgemenge. Er hielt mich fest, während mich drei Mitglieder vollspritzten. Ich war dann nicht nur pitschnass, sondern stellte zu Hause einen Bluterguss am Schlüsselbein und am Kinn fest.“

Nass und verstört

Die Kinder seien daraufhin nicht nur nass, sondern völlig verstört gewesen. Bald gingen Ender und seine Freunde mit den Kindern nach Hause. Eine Frau hatte indes mit den mittlerweile übel gelaunten „Röllelibutzen“ eine handfeste Auseinandersetzung. Sie schlug nach der unfreiwilligen Dusche mit einer Handtasche auf Mitglieder der Gruppe ein, woraufhin sie angegriffen wurde. Es kam zu einem Handgemenge.

Aggressive Stimmung

Bedauert werden die Vorfälle nun von allen Seiten. Ruedi Sieber (49), Sprecher der „Röllelibutzen“: „Es tut uns leid. Wir haben nicht wahrgenommen, dass das Wasserspritzen in Vorarlberg nicht so tolerant hingenommen wird wie in der Schweiz. Es haben am Anfang vor allem die vorneweg laufenden Kinder unserer Gruppe zu viel gespritzt. Das hätten wir eindämmen müssen.“ Es habe dann eine sehr aggressive Stimmung geherrscht. „Leider wurden auch Mitglieder unserer Gruppe von Teilen des Publikums nicht fein behandelt. Sie wurden mit Bier beschüttet, einigen versuchte man den Kopfschmuck runter zu reißen. Auf einen warf man einen Pager. Genau der kam dann mit Herrn Ender in Berührung – war zu diesem Zeitpunkt schon alles andere als gut gelaunt.“

Versöhnung

Die Wogen haben sich mittlerweile geglättet. „Die Gruppe hat sich bei mir entschuldigt. Ich habe das auch akzeptiert“, berichtet Andreas Ender. „Wir haben die Familie zu unserem Umzug nach Altstätten eingeladen“, setzte es auch von Ruedi Sieber eine versöhnliche Geste. „Wir wollen die Fasnat ja schließlich genießen und es wirklich lustig haben“, so Sieber weiter.

Konsequenzen gibt es vonseiten des Veranstalters, den „Embser Schlossnarren“, trotzdem. „Wir werden die Gruppe zwei Jahre lang nicht mehr einladen. Und wir entschuldigen uns bei all jenen Besuchern, die durch dieses Treiben zu Schaden kamen“, findet Obmann Karlheinz Sutter klare Worte.

Wir entschuldigen uns bei allen Besuchern, die zu Schaden kamen.

Karl-Heinz Sutter, Embser Schlossnarren