Umtriebige Jungkrähen

Gibt es tatsächlich eine Raben- und Krähenplage in Vorarlberg? Viele meinen Ja.
Schwarzach. Der Kampf gegen Krähen und Raben nimmt zum Teil skurrile Formen an. Das ist spätestens seit Anfang dieser Woche offensichtlich, als beim Bauhof in Gaschurn eine aufgehängte, tote Rabenkrähe Artgenossen davon abhalten sollte, die dort lagernden Müllsäcke mit ihren Schnäbeln aufzuschlitzen. Was unweigerlich zur Frage führt: Gibt es in Vorarlberg zu viele dieser intelligenten Vögel, die sowohl in der Landwirtschaft Schäden anrichten, als auch zum Schrecken von Wiesenbrütern und Singvögeln werden können?
Ja, sagen Vertreter der Jägerschaft wie auch Landeswildbiologe Hubert Schatz. „Nicht wirklich“, sagt Klaus Zimmermann, wissenschaftlicher Experte der inatura in Dornbirn. Die Population habe sich in die Nähe von Städten und Dörfern verlagert. „Aber“, so räumt auch Zimmermann ein, „es gibt Gruppen von nicht brütenden Jungkrähen, die für Probleme sorgen. Sie picken die Saat aus der Erde und reißen Siloballen auf. Das sind sehr intelligente Tiere.“ Für die Dezimierung von Wiesenbrütern und Singvögeln seien Krähen nicht die Hauptverantwortlichen. „Es gibt mittlerweile viele herumstreunende Katzen, die alles ausräumen, was ihnen begegnet.
Auch Beutegreifer
Von großen Schäden durch Rabenkrähen berichten Jäger. Christoph Tschohl, Hotelier und Jäger aus Tschagguns, ist sich sicher: „Krähen haben in den letzten Jahren massiv zugenommen und richten Schäden an. Früher durfte man sie noch jagen, jetzt leider nicht mehr.“ Reinhard Hellmair (52), Jagdaufseher im Schweizer Ried ist mit Rabenkrähen in seinem Revier tagtäglich konfrontiert. „Früher habe ich sie noch gezählt. Jetzt, wo ihre Population deutlich zugenommen hat, tu’ ich das nicht mehr.“ Für die Bedrohung der Wiesenbrüter im Ried macht Hellmair jedoch
nicht die Rabenkrähen hauptver-
antwortlich. „Die werden viel mehr bedroht von Beutegreifern wie Fuchs, Dachs oder Marder. Die sind für 80 Prozent der zerstörten Wiesenbrüter-Nester verantwortlich.“ Sehr wohl macht Hellmair die Rabenkrähen als Hauptschuldige für das Verschwinden zahlreicher Singvögel aus. „Bei Amseln, Maisen oder Zaunkönigen ist die Population deutlich zurückgegangen“, behauptet der Jagdaufseher.
Kulturfolger
Die Zunahme der Rabenkrähen ist auch eine Folge des EU-weiten Jagdverbotes. Wobei es in besonders betroffenen Territorien wie etwa im Lauteracher- oder im Schweizer Ried behördliche Sondergenehmigungen zur Jagd zwischen August und Februar gibt. Davon ausgenommen sind Natura 2000-Gebiete. Dass die klugen Vögel zum Problem geworden sind, behauptet auch Landes-Wildbiologe Hubert Schatz. „Die Tiere sind Kulturfolger. Das heißt, sie sind dort aufzufinden, wo sie Nahrung finden. Und dort können sie für Probleme sorgen.“ Schatz sieht die Rabenkrähen jedoch weniger als Gefahr für andere tierische Naturbewohner, als vielmehr für die Landwirtschaft.
Die Rabenkrähen richten vor allem in der Landwirtschaft Schaden an.
Hubert Schatz, Wildbiologe