Nicht alle wechseln problemlos

Vorarlberg / 02.04.2014 • 21:15 Uhr
 Mädchen lernen Mauern an der HTL in Rankweil. Der Bereich Bau boomt an dieser Schule.   Foto: vol.at  
 Mädchen lernen Mauern an der HTL in Rankweil. Der Bereich Bau boomt an dieser Schule.  Foto: vol.at  

Mehr Mittelschul-Abgänger an Matura-Schulen. Ihr Niveau ist unterschiedlich.

Bregenz. Die Durchlässigkeit zu Höheren Schulen ist bei entsprechenden Leistungen garantiert. Das war einer der Slogans, mit denen die Neue Mittelschule vor einigen Jahren auf Werbetour ging. Während in Wien einige Höhere Schulen heftig in die Kritik gerieten, weil sie eben diese Durchlässigkeit nicht gewährleisteten, sind von Vorarlberger Gymnasien und Berufsbildenden Höheren Schulen keine verweigerten Aufnahmen trotz Erfüllung der geforderten Leistungskriterien bekannt.

BHS voller Mittelschüler

Die Zahlen zum Aufnahmeverfahren für 2013/14 an weiterführenden Schulen zeigen, dass es etwas mehr Schülern von Mittelschulen bzw. Hauptschulen (in Vorarlberg nur noch vier) gelingt, in Höhere Schulen mit Matura­abschluss zu kommen. Besonders auffallend dabei: 72,6 Prozent aller Schüler in den ersten Klassen von Berufsbildenden Höheren Schulen kommen von den VMS/HS. In der AHS (Oberstufe und Oberstufenrealgymnasium) verhält sich die Situation etwas anders. Diese Schultypen werden zu 64,7 Prozent von AHS-Unterstufenschülern und nur zu 32 Prozent von Mittelschul-Abgängern „gefüttert“. Zum Vergleich: 69 Prozent der BHS-Schüler aus 2011/2012 stammten aus Mittelschulen bzw. Hauptschulen, in eine Gymnasiums-Oberstufenform schafften es nur 26,4 Prozent von Schülern aus einer VMS/HS.

Maturaabschluss gefragt

Erfreulich: Insgesamt besuchen immer mehr junge Vorarlberger eines Jahrgangs eine Schule, die mit einem Matura-Abschluss endet. Von den Höheren Schülern in der neunten Schulstufe besuchen aktuell 54,1 Prozent eine Schule mit einem Maturaabschluss, 30,3 Prozent eine BHS, 23,8 Prozent eine AHS-Oberstufenform. Trotzdem ist ein Problem gleich geblieben: Es gibt in Vorarlberg noch immer zu viele junge Menschen mit unzureichender Bildung und zu wenige mit herausragender Bildungsqualifikation.

Anlaufschwierigkeiten

An den Vorarlberger Höheren Schulen schlagen sich die Abgänger der VMS/HS unterschiedlich. „Wir stellen fest, dass mehrere Schüler aus den Neuen Mittelschulen bei uns Anlaufschwierigkeiten haben“, berichtet Thomas Rothmund (56), Direktor am BORG Götzis von den Erfahrungen an seiner Bildungsstätte. Diese Schüler hätten Probleme mit dem Arbeitsrhythmus und der Arbeitshaltung. „Das ist auch auf die geänderte Unterrichtsstruktur sowie die größeren Gruppen, die es bei uns gibt, zurückzuführen“, folgert Rothmund. Die gute Nachricht: Die VMS/HS-Abgänger würden sich relativ schnell akklimatisieren.

Schüler mit sehr unterschiedlichem Leistungsvermögen kommen laut Aussage von Direktor Reinhard Sepp (50) von den Mittelschulen an das Oberstufengymnasium Dornbirn Schoren. „Zwei idente Zeugnisse heißen oft nicht: Die Schüler sind gleich gut. Allerdings: Jene mit ­hervorragenden Zeugnissen setzen sich in der Regel auch bei uns ohne Probleme durch.“

An der HTL in Rankweil merkt Direktor Gerhard Wimmer (60) keine großen Leistungsunterschiede der Neuankömmlinge von den Mittelschulen in den letzten Jahren. „Was bei uns wirklich auffällt: Wir kriegen mehr Schüler von der AHS-Unterstufe. Für den Bereich Bau bedeutet das: Seit 2011 führen wir dort eine zusätzliche erste Klasse.“

Aufnahmeverfahren 2013/14

» 2735 VMS/HS-Abgänger, die an Höhere Schulen wechselten

» 335 in eine AHS-Oberstufenform

» 947 an eine Berufsbildende Höhere Schule (BHS)

» 502 an eine Berufsbildende Mittlere Schule (BMS)

» 58 an eine Einjährige Wirtschaftsfachschule

» 893 an eine Polytechnische Schule

» 58,3 Prozent des Jahrgangs (Höhere Schüler in der 9. Schulstufe) besuchten eine Schule mit Maturaabschluss.