Der Wolf soll sich schon in Vorarlberg befinden

Verdächtiger Kotfund bei Tschagguns. Rentner will Meister Isegrim gesehen haben.
Tschagguns. Es gibt Anzeichen dafür, dass ein oder mehrere Wölfe bereits Vorarlberger Territorium betreten haben. Das deutlichste: Ein Kotfund im Berggebiet bei Tschagguns, der am 11. April gemacht wurde. Laut Landeswildbiologe Hubert Schatz (49) wies die gefundene Substanz deutliche Merkmale eines möglichen Wolfkots auf. „Im Kot befanden sich Knochenteile und vor allem viele Haare. Diese Überreste könnten von Tieren stammen, die ein Wolf reißt. Freilich besteht auch noch die Möglichkeit, dass der Kot von einem wildernden Hund stammt. Schatz übergab den Fund wolfskundigen Experten in Graubünden, die den Kot in ein Institut nach Lausanne zur Untersuchung schickten. „Es dauert zwar noch ein bisschen, aber in circa zwei Wochen sollten wir endgültig Klarheit haben.“
Man hört sie heulen
Einer, der den in Vorarlberg gefundenen Kot gesehen hat und sich aufgrund eigener Erfahrungen mit Wölfen auskennt, ist Hannes Jenny (56), Wildbiologe vom Kanton Graubünden. „Bevor keine Gewissheit besteht, sollte man sich vor Spekulationen hüten. Aber natürlich besteht die Möglichkeit, dass es sich um Wolfskot handelt.“ Jenny und Schatz sind schon länger in Sachen Wolf in Kontakt. Wobei der Graubündner gegenüber seinem Vorarlberger Kollegen über einen Erfahrungsvorsprung verfügt. Die „Calanda-Wölfe“ im gleichnamigen Bergmassiv bei Chur haben sich – die VN berichteten – bereits einen Namen gemacht und gehören wieder zum Wildleben bei den Schweizer Nachbarn. „Die Wölfe haben sich bei uns schon zwei Mal fortgepflanzt. In den nahen Dörfern hört man sie heulen. Das macht einigen Angst. Wir werden uns mit ihnen arrangieren müssen, zumal aus Italien auch immer wieder neue kommen. Das wird eine Herausforderung“, berichtet Jenny.
Die Geschichte des Rentners
Für den Graubündner Wildbiologen ist klar, dass die faszinierenden Raubtiere ihr Territorium auch auf Vorarlberg ausweiten werden. „Es sind ja schon einige über Vorarlberg hin- und hergewandert. Zum Beispiel 2009 wurden am Lünersee Beobachtungen von Wölfen gemacht“, erzählt Jenny. Kollege Schatz aus Vorarlberg ist das bewusst. Entsprechende Informationen sind an eventuell Betroffene bereits ergangen. Das Problem dabei: Bevor Wölfe nicht nachweislich wahrgenommen wurden, fällt es schwer, sich auf sie vorzubereiten.
Indes will ein Feldkircher Rentner im Großraum Rätikon einen Wolf gesehen und sogar fotografiert haben. Das hat der Mann Hubert Schatz mitgeteilt. Schatz: „Seine Erzählungen klingen glaubwürdig, doch leider hat er uns seine Fotos, die er angab, gemacht zu haben, nicht als Beleg zur Ansicht vorgelegt. Er hat uns auch nicht den genauen Ort mitgeteilt, wo er den Wolf gesehen haben will. Leider.“ Auch den VN meldete der Mann seine angebliche Begegnung mit dem Wolf. Den zweifelsfreien Beweis dafür blieb er schuldig.
Bei uns ist der Wolf da. Wir werden uns mit ihm arrangieren müssen.
hannes jenny
