Den Grenzübergängen gehen die Zöllner aus

Vorarlberg / 19.05.2014 • 21:00 Uhr
Lkw stauen sich vor allem auch an der Grenze zur Schweiz.  Foto: VN
Lkw stauen sich vor allem auch an der Grenze zur Schweiz. Foto: VN

Personalkürzungen bei der Polizei schüren Chaosängste an Grenzübergängen zur Schweiz.

Lustenau. Ab 1. Juli könnte es am stark frequentierten Grenzübergang Lustenau/Au chaotisch werden. 35 Beamte der Bundespolizei werden dann im Rahmen der Postenschließungen ihren Dienst am Zollamt beenden. Noch völlig unklar ist, in welchem Ausmaß die Beamten durch Zollmitarbeiter ersetzt werden. Befürchtet wird aber jetzt schon: Die Tätigkeiten können nicht mehr im gewohnten Ausmaß durchgeführt werden, Transportwirtschaft, Pkw-Fahrer und Anrainer könnten zu den Verlierern werden.

Zollgipfel

Am Freitag steigt ein Zollgipfel, einberufen von der Wirtschaftskammer. Mit dabei sind dort unter anderem auch Frächtervertreter, Verkehrsexperten vom Land und natürlich höchste Repräsentanten vom Zoll. „Wir werden uns bemühen, den personellen Aderlass so gut wie möglich zu kompensieren“, äußert sich Wolfgang Hämmerle, Fachvorstand vom Zollamt Feldkirch/Wolfurt diplomatisch. Bezüglich Zollabfertigungen werde man sich künftig noch mehr auf die großen Binnenzollämter in Wolfurt und in St. Margrethen konzentrieren müssen. „Da sind wir personell flexibler. Ein Mehr an Flexibilität wird es aber auch von den Frächtern brauchen“, glaubt Hämmerle.

Gespräche soll es im Hintergrund derzeit auch zwischen dem Innen- und dem Finanzministerium wegen der sich zuspitzenden Personalsituation geben. Doch Experten versprechen sich in Zeiten rigoroser Sparprogramme davon nichts. Adäquater Ersatz für die 35 Polizisten wird es kaum geben.
Befürchtet wird von den Frächtern im Inland eine reduzierte Abfertigung von Schwerfahrzeugen, die die Grenze passieren. „Wenn nur noch die Ware von einigen eingesessenen Vorarlberger Firmen in Lustenau abgefertigt wird, dann heißt das nichts anderes, als dass der Rest nach Wolfurt muss. Das bedeutet auch: Mehr Verkehr nach Wolfurt und vor dem dortigen Zollamt einen noch größeren Stau als jetzt schon“, skizziert der Lustenauer Transportunternehmer Lothar Scheffknecht (45) ein wenig positives Szenario. „Wir sind sehr gespannt darauf, was beim Zollgipfel am Freitag für Lösungsvorschläge präsentiert werden.“

Wer soll stempeln?

Aber nicht nur den Frächtern mit ihren Schwerfahrzeugen drohen Unannehmlichkeiten. Auch den vielen Schweizer Konsumenten, die Woche für Woche die grenznahen Geschäfte für Großeinkäufe besuchen. Die sogenannten U34-Amtshandlungen, bei denen die Eidgenossen für die Ausfuhr ihres Einkaufs in Österreich zur Rückerstattung der Mehrwertsteuer einen Stempel erhalten, könnten durch den Personalmangel langwieriger und komplizierter werden. Darunter würden am Zollamt und in dessen Umfeld nicht nur sie, sondern auch
andere Grenzpassanten und vor allem auch die Anrainer leiden. 

Ich bin gespannt, was für Vorschläge nun kommen.

Lothar Scheffknecht

Grenzverkehr täglich

» 1300 Lkw beide Richtungen

» 540 Lkw Richtung Schweiz

» 40 Prozent davon vorabgefertigt

» 2600 Lkw auf der L203