Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Wien, what else?

Vorarlberg / 21.08.2014 • 20:38 Uhr

Wien hat wenig überraschend den Zuschlag für die Durch-führung des Eurovisions Song Contests erhalten. Die Mitbewerber Innsbruck und Graz blieben letztlich unberücksichtigt. Natürlich sprechen gute Gründe für die Bundeshauptstadt: Sie ist unter internationalen Maßstäben betrachtet eine wirkliche Großstadt und verfügt über ein ansprechendes kulturelles Ambiente. „Wien – what else“ (Wien, was sonst) hat der Wiener Bürgermeister angeblich im Vorfeld der Entscheidung gesagt. Wir können gespannt sein, ob das Signal einer angeblich weltoffenen Stadt tatsächlich so wahrgenommen wird, wenn der Song Contest in einem Gebäude mit dem Charme der 50er-Jahre und in einem Bezirk, den man umgangssprachlich in Wien eher als abgesandelt bezeichnet, stattfindet.

Man muss Innsbruck und Graz jedenfalls dankbar sein, dass sie den ungleichen Kampf aufgenommen haben. Angeblich hatte Innsbruck auch ein deutlich besseres finanzielles Angebot gelegt als jene mindestens 21 Millionen Euro, die der Event die Steuerzahler kosten wird (dass diese Summe nicht überschritten wird, dürfte wohl nur ein Wunschtraum bleiben). Zur Erinnerung: Das ist ungefähr die Hälfte der Summe, die vor ein paar Monaten bei den Bildungsausgaben hätte gespart werden sollen und fast zu einer Regierungskrise geführt hätte.

Innsbruck und Graz haben klargemacht, dass nicht zwangsläufig jedes Großereignis in Wien stattfinden muss. Übrigens wurde auch im angeblich so zentralistischen Schweden der Song Contest vor zwei Jahren nicht in Stockholm, sondern in Malmö, einer Stadt in der Größenordnung etwa von Graz, ausgetragen. Und auch in Deutschland fand das Ereignis nicht in der Hauptstadt Berlin, sondern in Düsseldorf statt.

Auch wenn Innsbruck und Graz letztlich unterlegen sind, so konnte doch beobachtet werden, dass sich in Österreich immer mehr Menschen mit dem Gedanken anfreunden, dass die Repräsentation Österreichs auch einmal durch eine andere Stadt oder eine andere Region als Wien erfolgen kann und dass dies auch keine Geringschätzung unserer Bundeshauptstadt darstellt.

peter.bussjaeger@vorarlbergernachrichten.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus
und Universitätsprofessor in Innsbruck.
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