„Noch sind wir nicht in Panik“

Vorarlberg / 29.09.2014 • 21:30 Uhr
 Wölfe bedeuten für Schafherden eine tödliche Gefahr. Das wurde auch in Vorarlberg unlängst deutlich. 
 Wölfe bedeuten für Schafherden eine tödliche Gefahr. Das wurde auch in Vorarlberg unlängst deutlich. 

Weitere Wolfsrisse könnten aber negative Folgen für die Zucht haben, meint Tschugmell.

Tschagguns. Die zwei Wolfsrisse bei Schönenbach haben Schaf- und Ziegenzüchter bzw. -halter aufgeschreckt. Sie stehen ab sofort vor einem neuen Problem. Der Obmann des Vorarlberger Schafzuchtverbandes, Markus Tschugmell (37), will dieses Problem nicht künstlich aufbauschen. Allerdings macht er klar: Sollte der Wolf in Vorarlberg als ständiger Verzehrer von Schafen aufkreuzen, hätte das Folgen: Rückgang bei der Zucht, Einstellung der Schafalpung.

Wie groß ist die Aufregung unter den Schafzüchtern nach den zwei Wolfsrissen von Schönenbach?

Tschugmell: Noch ist es eigentlich ruhig. Wir verfallen nicht in Panik. Die Schafzüchter und Schafhalter hoffen immer noch, dass die Präsenz von Wölfen in Vorarlberg Ausnahmen waren. Angenehm sind die Vorkommnisse der letzten Wochen allerdings nicht.

Hat es denn keinerlei Reaktionen bei den Schafhaltern gegeben?

Tschugmell: Wir befinden uns in der angenehmen Lage, dass es der kalten Jahreszeit zugeht. Das heißt: Die Tiere werden sich bald längere Zeit nicht im Freien aufhalten. Das gibt uns Zeit, uns mit der Situation in Ruhe auseinanderzusetzen. So gibt es noch im Herbst eine große Informationsveranstaltung. Die Wolfsgruppe mit Vertretern verschiedener Interessensgruppen ist eine sehr nützliche Einrichtung.

Aber damit ist das Problem nicht gelöst. Befürchten Sie keine negativen Auswirkungen auf die Schafhaltung in Vorarlberg?

Tschugmell: Wenn die breite Öffentlichkeit den Wolf will, dann müssen wir das akzeptieren. Klar, ich befürchte natürlich Folgen für die Schafzucht, wenn der Wolf ein Dauerproblem wird. Es werden dann wohl weniger Schafe gezüchtet, die Schaf­alpung dürfte zum Erliegen kommen.

Dabei gab es gerade in Vorarlberg unlängst große Erfolge in der Zucht . . .

Tschugmell: . . . ja, und wir konnten fast ausgestorbene Schafrassen wieder hochzüchten: zum Beispiel das Montafoner Steinschaf oder das Braune Bergschaf. Vom Steinschaf gibt es mittlerweile wieder 200 Tiere. Das freut mich natürlich sehr.

Fühlen Sie sich im Umgang mit dem Wolf von Behörden und Land gut genug unterstützt?

Tschugmell: Ja, das tun wir. Man bemüht sich wirklich sehr, die Arbeitsgruppe ist ein Beweis dafür . . .

Steht die Versicherung im Schadensfall denn auch schon?

Tschugmell: Es soll da eine bundesweite Lösung geben. Experten arbeiten daran. Wie ich gehört habe, gibt es diesbezüglich auch bald schon ein Modell, sodass Schafhalter im Schadensfall entsprechend entschädigt werden. Wenn diese Versicherung bis zum kommenden Jahr geschaffen ist, dann wären wir zufrieden.

Wie groß ist der Schaden durch einen Wolfsriss?

Tschugmell: Ein normales Schaf hat einen ungefähren Wert von 250 Euro. Ein Zuchtschaf ist weit teurer. Das kostet zwischen 2000 und 3000 Euro. Es gibt in Vorarlberg rund 10.000 Schafe, 3500 davon sind Zuchtschafe.

Die Tiere werden bald länger nicht mehr im Freien sein.

Markus Tschugmell