Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Den Statistiken trauen?

Vorarlberg / 30.10.2014 • 21:09 Uhr

Vor wenigen Tagen jubelte das Bundeskanzleramt in einer Presseaussendung, dass der Bund seinen Personalstand in den letzten zehn Jahren um gut 20.000 Bedienstete reduziert habe. Außerdem liege Österreich im internationalen Vergleich mit einem Anteil von knapp über zehn Prozent Staatsbediensteten (also Bund, Länder und Gemeinden) weit unter dem Durchschnitt westlicher Industriestaaten. Den höchsten Anteil an Staatsbediensteten weisen mit Werten bis zu 30 Prozent unangefochten Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland auf, die immer so gerne als Vorbild dargestellt werden. Deutschland und die Schweiz liegen mit einem Anteil von knapp unter zehn Prozent öffentlich Bediensteter nur marginal besser als Österreich.

Wenn die Statistik der Wahrheit entspricht, könnte in Österreich keine Rede von überbordender Bürokratie sein. Allerdings empfiehlt eine alte Weisheit, keiner Statistik zu trauen, die man nicht selbst gefälscht hat. Der internationale Vergleich ist nämlich nicht so aussagekräftig, wie wir es gerne hätten. Die Staaten haben vor allem in sehr unterschiedlichem Ausmaß von sogenannten Ausgliederungen Gebrauch gemacht. Markantestes Beispiel dafür sind die ÖBB. Ihre Mitarbeiter waren früher Bundesbedienstete, die nunmehr einem eigenen Dienstrecht unterliegen. Das Gleiche gilt für viele Universitätsangehörige. Sie alle werden zwar vom Staat finanziert, gelten aber für die Statistik nicht als Staatsangestellte. Ähnliches trifft in den Ländern für die meisten Spitalsbediensteten zu.

Nun ist nicht zu bestreiten, dass auch der Bund in den vergangenen Jahren ernsthaft um Personaleinsparungen bemüht war. Trotzdem muss man die angebliche Reduktion um 20.000 Bedienstete kritisch hinterfragen. In den letzten 15 Jahren sind nämlich 23.000 Dienstposten in ausgegliederte Unternehmen übergeleitet worden, womit zwar die Statistik verbessert, nicht aber die Steuerzahler entlastet wurden.

Wie viele Personen in diesen Staatsbetrieben arbeiten, wissen wir leider nicht. Laut dem aktuellen Personalhandbuch des Bundes stammt die letzte Erhebung aus dem Jahr 2006, und auch die ist unvollständig.

peter.bussjaeger@vorarlbergernachrichten.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus
und Universitätsprofessor in Innsbruck.
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