Bündnis für Klimaschutz

Vorarlberg / 09.01.2015 • 20:11 Uhr
Hotel Schwaerzler - Prof. DDr. Franz Josef Radermacher
Hotel Schwaerzler – Prof. DDr. Franz Josef Radermacher

Vorarlberger Unternehmen verpflichten sich, bis 2025 klimaneutral zu arbeiten. 

Bregenz. (VN-mip) 35 Milliarden Tonnen CO2 werden derzeit in einem Jahr weltweit in die Luft gepumpt. Tendenz: steigend. Das UN-Ziel, die Erd­erwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken, rückt in weite Ferne. Um dies zu gewährleisten, müsste die Weltgemeinschaft bis 2050 1000 Tonnen weniger Kohlendioxid ausstoßen als hochgerechnet. Österreichs Anteil an dieser Menge ist freilich gering, er liegt bei rund acht Millionen Tonnen per anno, Vorarlberg verursacht davon einen Bruchteil.

Dennoch haben sich zehn namhafte Vorarlberger Firmen zusammengeschlossen, dem Klimawandel die Luft zum Atmen zu geben: Mit dem „Klimaneutralitätsbündnis“ wollen die Teilnehmer bis 2025 klimaneutral arbeiten. Eigentlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, alle beteiligten Unternehmen zusammen kommen auf knapp 60.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Aber es geht um mehr: „Wir wollen ein Beispiel sein für Zusammenschlüsse in Österreich und der Welt“, erklärt Hubert Rhomberg, Chef der Bündnis-Firma Rhomberg Bau. Für Christof Germann (illwerke vkw) ist klar, dass das Zwei-Grad-Ziel nur durch freiwillige private Projekte wie dieses erreicht werden kann. Es setzt sich aus mehreren Stufen zusammen.

Zertifikat um vier Euro

Zuerst wird festgestellt, wie viel CO2 die jeweilige Firma verursacht. Zweiter Schritt ist es, diesen Wert zu reduzieren. Wer weniger als ein Zwölftel pro Jahr schafft, muss den Rest mit eigens geschaffenen Zertifikaten kompensieren. Franz Josef Radermacher, Professor an der Universität in Ulm, erarbeitete mit den Initiatoren ein eigenes System. „Damit nicht möglichst billig, sondern möglichst intelligent kompensiert wird“, erklärt der Professor.

Ein Teil des um derzeit vier Euro pro zu viel ausgestoßenem Kilo CO2 erhältlichen Pakets besteht aus EU- und UNO-Klimazertifikaten. Der Großteil fließt allerdings in Projekte rund um den Globus. Für Rademacher kann der CO2-Ausstoß durch zwei Maßnahmen reduziert werden: „Man kann EU-Zertifikate kaufen und sie vernichten, und wir müssen CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Das geht mit Bäumen.“ Mit den Kompensationszahlungen sollen Wälder aufgeforstet und Biomasse gefördert werden, auch Windkraftwerke sollen entstehen. Schritt vier: Die Teilnehmer werden von den illwerke vkw nach ISO 14064 zertifiziert. Schritt fünf: Das Projekt wird offensiv beworben, eine eigene Facebook-Seite (facebook.com/klimaneutralitaetsbuendnis2025) gibt es schon.

Wie will zum Beispiel eine Baufirma das Ziel erreichen? „Mit dem richtigen Material“, erklärt Rhomberg. Eine Tonne Stahl bedinge sechs Tonnen CO2. Wird Holz verwendet, sinkt die CO2-Belastung sogar, weil Holz Kohlendioxid speichert. Dass die beteiligten Unternehmen völlig ohne Schmutz auskommen, wird aber nicht möglich sein, deshalb die Kompensationszahlungen. Wer sich nicht anstrengt, muss blechen. Wer nicht zahlt, fliegt raus. Sanktionen hat das Unternehmen keine zu befürchten.

Teilnehmer gesucht

Jede Firma kann beim
Klimaneutralitätsbündnis mitmachen, der Aufnahmebeitrag liegt je nach Mitarbeiterzahl zwischen 750 und 8000 Euro. Anschließend folgt ein jährlicher Obolus von 500 bis 3000 Euro.

Das UN-Ziel erreichen wir nur, wenn wir aufforsten.

Franz Josef Radermacher

Klimaneutralitätsbündnis 2025

Folgende Firmen verpflichten sich, bis 2025 klimaneutral zu sein und anfälligen CO2-Ausstoß über Zertifikate zu kompensieren:

11er Nahrungsmittel, Alpla, Blum, CST Privatstiftung, Haberkorn, Hypobank Vorarlberg, Rhomberg Bau, Hotel Schwärzler, Sutterlüty, illwerke vkw

Neben EU- und UNO-Zertifikaten fließt das Geld für die Kompensation in folgende Projekte:

» Wiederaufforstung in Uganda (Informationen: www.climateprojetcts.info)

» Effiziente Kochöfen in Ghana (www.climateprojects.info)

» Wiederaufforstung in Costa Rica (www.southpolecarbon.com)

» Windenergie in Taiwan (www.souhpolecarbon.com)

» Biomasseenergie in Brasilien (www.myclimate.org)