Partei als Eggers Störfaktor
In Dieter Eggers Wahlkampf hat seine Partei, die FPÖ, keinen Platz. Die Taktik könnte aufgehen.
HOHENEMS. Mit sechs Kandidaten im Anhang präsentierte FPÖ-Vorarlberg-Chef Dieter Egger seine Liste für die Gemeindewahlen am 15. März in Hohenems. Auffallend dabei: Vier der sieben Personen auf der Pressekonferenz in einem Emser Café sind keine Parteimitglieder. Auch sonst sind Verweise auf seine Heimatpartei rar. Sein blauer Anorak trägt lediglich die Aufschrift „ich liebe Hohenems“, das Plakat-Sujet besteht aus einem Herz, seinem Namen und einem Wahl-Slogan. Das helle Blau, in dem die Plakate gestaltet sind, ähnelt dem normalen FPÖ-Blau nicht im entferntesten. Erst rechts unten ist das Parteilogo zu sehen. Die Taktik ist einleuchtend: Will Dieter Egger Bürgermeister von Hohenems werden, muss er konservative Wähler von ÖVP und Bürgerbewegung gewinnen. Und dies geht leichter, wenn die FPÖ und damit deren Rhetorik keine vordergründige Rolle spielt.
Über die Hälfte ist parteifrei
Egger eröffnet die Pressekonferenz mit einer Feststellung: „37 von 71 Kandidaten auf unserer Liste sind parteifrei.“ Vier davon hat er gleich mitgebracht. Unter anderem Sigrid Brändle, Mutter von Rad-Weltrekordler Matthias Brändle und zukünftig für die Familienthemen zuständig. Ihr ist wichtig: „Von der Bundespolitik der FPÖ distanziere ich mich. Ausländerfeindlichkeit ist nicht mein Stil.“ Auch Johannes Drexel, Pflegedienstleiter am Krankenhaus Bregenz und in Hohenems als Chef der Bürgermusik bekannt, lässt keine Parteipräferenz durchblicken. Außerdem in der Vorstellungsrunde: Norbert Fenkart, nach eigenen Angaben beschäftigt bei einem „internationalen Konzern“, und Christoph Nussbaumer, selbstständiger Unternehmensberater und Gesellschafter der Palast-Gastronomie.
Dass die große Emser FPÖ-Stammwählerschaft durch gemäßigte Töne ihre Partei im Stich lässt, ist nicht zu erwarten. Oder wie es Stadtrat Friedl Dold beschreibt: „Jeder weiß, zu welcher Partei wir gehören. Das müssen wir nicht ständig betonen.“ Denn nur so wird sich die bürgerliche Wählerschicht zu einer Stimme für Egger durchringen können. Und dieses Potenzial ist groß. Die Hohenemser Volkspartei versteht es nicht, Erfolge wie die Finanzen der vergangenen Jahre oder die verkehrsberuhigte Innenstadt in der Öffentlichkeit zu verkaufen. Zudem befindet sich Bürgermeister Richard Amann noch nicht wirklich im Wahlkampfmodus. Dazu kommen Berichte über schlampige Vertragsabschlüsse – Beispiel Steinbruch. Vor fünf Jahren wanderten unzufriedene VP-Wähler in Scharen zur Bürgerbewegung von Kurt Raos. Die neue Partei erreichte 14,4 Prozent. Gelingt es Egger, diese ins hellblaue Boot zu holen, hat er tatsächlich reale Chancen auf den Thron von Hohenems.
Von der Bundespolitik der FPÖ distanziere ich mich. Das ist nicht mein Stil.
FP-Kandidatin Sigrid Brändle