Kamera ertappt Pickerl-Sünder

Keine Mautsheriffs, keine Vignettenkontrolle: Diese Gleichung stimmt nicht mehr.
Schwarzach. Der Oberländer Inhaber des neuen Fahrzeugs ärgerte sich nicht zu knapp. Da hatte er sein tolles Vehikel im Unterland mit allem was dazugehört erworben und kam nach zwei Wochen drauf: „Hab‘ vergessen, ein neues Autobahnpickerl zu kaufen. Gott sei Dank wurde ich nicht erwischt.“ Denkste!
Drei Wochen nach seiner vermeintlich beruhigenden Erkenntnis flatterte Post von der Asfinag ins Haus. Inhalt: Ein Foto von seiner Jungfernfahrt, aufgenommen von vorne. Schauplatz: Zufahrt zur Autobahn bei Dornbirn/Nord. Darauf ersichtlich: die Windschutzscheibe ohne aktuelle Vignette. In der Postsendung befand sich zusätzlich die Ersatzmautaufforderung in Höhe von 120 Euro. Die digitalen Mautsheriffs haben auch in Vorarlberg Einzug gehalten. „Seit dem Ende der Korridorvignette“ (Anm.: vor zwei Jahren), wird Walter Riepler (46), Leiter der Asfinag-Mautkontrolle konkret. Nachsatz: „Vielleicht drang das in Vorarlberg eben deswegen nicht so richtig ins Bewusstsein. Denn während der Korridorvignettenzeit verzichteten wir auf eine digitale Überwachung. Und zwar deswegen, weil die Korridorvignette nicht auf der Windschutzscheibe aufgeklebt werden musste – und wir daher den Beleg für Fahren ohne Vignette mit unseren Fotos nicht erbringen konnten.“
Acht mobile Kameras
Die Kamera-Fahndung nach Vignettensündern auf der A 14 geschieht nicht permanent – und auch nur dort, wo die menschlichen Kontrollorgane keinen geeigneten Standort für ihre Checks vorfinden. „Es gibt für die Vignettenkontrolle insgesamt acht mobile Kameras für ganz Österreich. Die werden nach einem bestimmten Plan im ganzen Bundesgebiet in Einsatz gebracht – seit Ende der Korridorvignette eben auch in Vorarlberg“, so Riepler. Die Kameras werden an den Brüstungen der Überkopf-Anzeigen bei Autobahnzu- oder -abfahrten fixiert. Sie schießen von jedem Fahrzeug zwei Fotos: Eines ist ein Überblicksfoto mit dem Kennzeichen, das andere fixiert die Windschutzscheibe. „Den Kopf des Lenkers fangen sie nicht ein. Es sei denn, dieser beugt sich just in diesem Moment nach vorne zu den Armaturen“, informiert Riepler.
„Brisantes Material“
Die elektronischen Überwachungskameras sind mit Computer versehen. Jene Bilder, die keine aktuelle Autobahnvignette erfassen, landen auf einer Festplatte und werden in das sogenannte Asfinag-Enforcement-Center nach Wien geschickt. Fotos, auf denen Pickerl zu erkennen sind, werden sofort gelöscht. Um das „brisante Material“ kümmern sich die Asfinag-Experten. „Zwei Mitarbeiter bewerten die Bilder. Zeigen diese eine Windschutzscheibe ohne aktuelle Vignette, kriegen die Fahrzeughalter Post.“ Im Falle einer Zahlungsverweigerung reicht die Asfinag das Material an die Behörden weiter. Diese treiben die Gelder ein und veranlassen die Einbringung der Forderungen aus dem Ausland.