Land sucht Köder für mehr Lehrlinge

FPÖ macht „Blum Bonus“ zum Thema im Landtag. Debatte über Lehrlingsmangel.
Bregenz. Viel zitiert, viel gelobt, abgeschafft: Der Blum-Bonus, benannt nach dem Vorarlberger Lehrlingsausbildner Egon Blum (75). Vor über zehn Jahren eingeführt, hat er jene Firmen finanziell belohnt, die Lehrlinge ausbilden. 2008 schaffte ihn die rot-schwarze Bundesregierung wieder ab. Seit damals verhallen Rufe aus Vorarlberg nach dem Bonus regelmäßig. Die FPÖ startete am zweiten Tag der Landtagsitzung in Bregenz einen neuen Anlauf. Ein Abänderungsantrag wurde einstimmig angenommen, die Regierung muss sich nun in Wien offiziell für den Blum-Bonus einsetzen. Über den Sinn und die Frage, ob es überhaupt Anreize benötige, wurde dennoch debattiert.
FPÖ-Mandatar Christof Bitschi (24) eröffnete die Diskussion: „Wir haben zehn Prozent weniger Lehrstellen als 2008, also vor der Abschaffung.“ Bitschi fordert den dreistufigen Blum-Bonus-Neu. Eine Firma bekommt 2000 Euro, wenn sie die Anzahl der Lehrlinge hält, 3000 Euro für neue Lehrlinge und 3000 Euro für eine Zwischenprüfung nach zwei Jahren, Qualitätsbonus genannt. ÖVP-Abgeordneter Julian Fässler (29) stellte den Sinn infrage. Zum Treuebonus: „Ist es wirklich Aufgabe des Staates, zu fördern, dass Unternehmen die Anzahl an Lehrlingen behalten?“ Zum Qualitätsbonus: „Prüfungen zur Hälfte der Lehrzeit finde ich gut. Aber das muss man nicht fördern.“ Firmen zu belohnen, die neue Lehrlinge einstellen, hält er für vernünftig. Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP, 60) relativierte. Schon allein die Bevölkerungsentwicklung sei Grund für den Lehrlingsrückgang. Es gebe genug Firmen, die auf Lehrlingssuche sind.
Es fehlt an Lehrlingen
Zustimmung erntet er von Christoph Jenny (49), Leiter der Lehrlingsstelle der Vorarlberger Wirtschaftskammer. Er erklärt auf VN-Nachfrage: „Die Situation ist nicht so dramatisch, wie sie von manchen Seiten dargestellt wird.“ Es fehle eher an geeigneten Lehrlingen. „Ich gehe nicht davon aus, dass man Firmen extra motivieren muss, Lehrlinge aufzunehmen. Viele Unternehmen wollen welche einstellen, finden aber niemanden.“ Als der Blum-Bonus eingeführt wurde, habe es mehr Anwärter als Stellen gegeben. Das habe sich gedreht. Für Jenny muss sich die Politik von der Idee trennen, auf der finanziellen Ebene Lehrlinge zu fördern: „Die Frage ist: Wie kann man Betriebe unterstützen, die schwächere Jugendliche ausbilden?“ Eine Qualitätsüberprüfung hält er für sinnvoll, aber ohne Belohnung: „Das hatten wir schon einmal. Mit dem Ergebnis, dass fast jeder Lehrling durchgekommen ist.“
Für AK-Vorarlberg-Präsident Hubert Hämmerle (54) steht der Qualitätsbonus im Mittelpunkt: „Momentan haben wir bis zum Ende der Lehrzeit keine Prüfung.“ Auch er sieht die Lösung nicht im finanziellen Bereich: „Die Schnittstellen zu Arbeitsprojekten müssen verbessert werden.“ Mit der Aufrechnung von Jugendlichen und freien Stellen kann er wenig anfangen: „Wenn eine Metzgerstelle frei wird, jemand aber Bäcker werden will, kann man das nicht vergleichen.“ Schließlich wolle niemand einen Beruf lernen, den er nicht machen will.
Das hatten wir schon. Es sind fast alle durchgekommen.
Christoph Jenny
