Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Feriendörfer

Vorarlberg / 30.07.2015 • 19:14 Uhr

Vorarlberg ist stolz auf seine moderne Baukultur. Vor allem der Bregenzerwald gilt als Mekka einer innovativen Holzbauarchitektur, die Tradition mit Moderne vereint.

Wer mit offenen Augen durch unser Land fährt, dem fallen jedoch auch die vielen in den letzten Jahren errichteten Feriendörfer in den Tourismusorten auf. Mit einer gewissen Zeitverzögerung nach dem EU-Beitritt haben nun kaufkräftige Schichten die Alpen als Anlageobjekt entdeckt. Die Feriendörfer bieten im besten Fall eine biedere, anspruchslose Architektur, im schlechtesten Fall sind die Alphütten nachempfundenen Häuschen einfach nur scheußlich. Sie orientieren sich am Durchschnittsgeschmack der Käuferschicht aus Deutschland und den Niederlanden oder dem, was die Investoren dafür halten.

Ich frage mich, ob den Architekturtouristen, die auf den Spuren moderner Vorarlberger Baukultur vor allem den Bregenzerwald besuchen, auch die Feriendörfer in Damüls, Bürserberg, Brand oder Gargellen gezeigt werden, damit sie das Kontrastprogramm zu den Werken innovativer moderner Architektur ebenfalls erleben dürfen.

Die Feriendörfer stehen darüber hinaus den größten Teil des Jahres leer. Nicht wenige Gemeinden beklagen sich daher über die kalten Betten, die sie selbst bewilligt haben. Das alles wäre vermeidbar: Die Gemeinden haben nämlich alle rechtlichen Möglichkeiten, die Errichtung von Feriendörfern zu verhindern oder zumindest einzuschränken. Warum sie das nicht tun, ist eigentlich unverständlich.

Das Land als Aufsichtsbehörde über die Gemeinden kann nach der derzeitigen Rechtslage nur die ärgsten Auswüchse verhindern. Wenn die Gemeinden aber offenkundig nicht in der Lage oder nicht bereit sind, die Zerstörung intakter Orts- und Landschaftsbilder, sofern solche noch vorhanden sind, zu begrenzen, entsteht daraus ein Problem. Entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip, das ja ein Eingreifen der übergeordneten Ebene, also des Landes erlaubt, wenn die nachgeordnete Ebene, die Gemeinden, ihrer Verantwortung nicht nachkommen, wird man daher eine Änderung der Rechtslage überlegen müssen.

Nicht wenige Gemeinden beklagen sich daher über die kalten Betten, die sie selbst bewilligt haben.

peter.bussjaeger@vorarlbergernachrichten.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus
und Universitätsprofessor in Innsbruck.