Tbc-Gefahr für Wild weiter hoch

In den Risikogebieten sind auch heuer bis zu 25 Prozent mit dem Erreger behaftet.
Schwarzach. Landesveterinär Norbert Greber (52) wollte gegenüber den VN nicht bestätigen, was Landeswildbiologe Hubert Schatz (50) und der neue Landesjägermeister Reinhard Metzler (55) unisono festhalten: „In den Tbc-Kerngebieten des Klostertals haben erste Beprobungen eine Präsenz des Tbc-Erregers bei 25 Prozent aller erlegten Tiere ergeben, in gefährdeten Gebieten des Silbertals sind es zehn Prozent. Diese Zahlen entsprechen in etwa jenen des Vorjahrs“, berichtet Hubert Schatz. Reinhard Metzler bestätigt diese ersten Erkenntnisse aus dem noch jungen Jagdjahr. „Wir Jäger stehen vor großen Herausforderungen“, sagt der neue Chef der Vorarlberer Weidmänner und fügt selbstkritisch hinzu: „Wir haben uns das auch selbst zuzuschreiben, weil wir in einigen Jagdgebieten die Wildbestände zu stark anwachsen ließen.“
Die heurige Jagdsaison, das steht jetzt schon fest, gestaltet sich sehr schwierig. In den Tbc-gefährdeten Kerngebieten sind Abschussquoten von bis zu 70 Prozent über dem Durchschnitt vorgeschrieben, die Jäger stehen vor kaum bewältigbaren Aufgaben. Kommt hinzu, dass die Situation derzeit auch deswegen so schwierig ist, weil sich das Wild aufgrund des heißen Sommers weit nach oben zurückgezogen hat.
Jagd ist harte Arbeit
„Darüber hinaus“, sagt Metzler, „hat sich das Wild auch auf den starken Jagddruck der letzten Jahre eingestellt. Es ist schwieriger geworden, der Tiere ansichtig zu werden. Sie wissen um die Gefahr und reagieren entsprechend darauf.“ Man müsse sehr überlegt vorgehen. „Wird der Druck auf das Wild zu groß, zieht es sich tagsüber total zurück und wird nur in der Nacht aktiv. Dann macht es sich an den Bäumen zu schaffen, was wieder Probleme mit dem Schutzwald nach sich ziehen kann“, verdeutlicht Metzler das Dilemma. Der Landesjägermeister spricht insgesamt von einer angespannten Situation und ist dennoch optimistisch. „Wir haben ausgezeichnete Jagdaufseher im Land. Gemeinsam mit den Jagdnutzungsberechtigten, die natürlich nicht immer jagen können, wann sie wollen, werden wir die Situation in den Griff bekommen.“
Das Jagen sei derzeit eine sehr harte Arbeit mit hoher Verantwortung. „Ein Jäger, der in einem kritischen Gebiet jagt, kann sich nicht einfach aussuchen, wann er geht. Er muss gehen, weil er die Abschussquoten erfüllen sollte. Das ist kein Vergnügen“, macht Metzler deutlich. Mehr denn je sei die Jagd eine Sache von exakter Planung.
Vorsicht geboten
Wildbiologe Hubert Schatz glaubt, dass sich der Tbc-Erreger erst in zwei, drei Jahren zurückdrängen lässt. „Die Maßnahmen werden wirken. Aber es braucht seine Zeit.“ In den Tbc-gefährdeten Kerngebieten des Klostertals und des Silbertals muss jedes geschossene Wild beprobt werden, während es in den übrigen Jagden des Landes nur Stichproben gibt. Die Verantwortlichen orten derzeit keine Ausbreitung der Tbc-Gefahr auf andere Gebiete in Vorarlberg. Dennoch ist Vorsicht geboten.
Zusammenarbeit
Inwiefern auch heuer wieder auf den Alpen weidende Nutztiere vom Wild mit dem Tbc-Erreger angesteckt wurden, lässt sich derzeit nicht feststellen. Metzler ist optimistisch, dass die gesetzten Maßnahmen zur Trennung von Wild und Alpvieh erfolgreich waren. „Die Zusammenarbeit mit den Landwirten hat hervorragend funktioniert. Ich bin zuversichtlich, dass wir nicht mehr so viele Tbc-Fälle bei Rindern erleben werden wie in den vergangenen Jahren.“
Die sprichwörtliche Probe aufs Exempel erfolgt im Winter. Dann nämlich, wenn die Rinder in ihren Ställen auf Tbc getestet werden. In den vergangenen Jahren gab es diesbezüglich einige böse Überraschungen.
Das Jagen ist derzeit sehr harte Arbeit mit hoher Verantwortung und gewiss kein Vergnügen.
Reinhard Metzler
Jagd in Vorarlberg
Saison 2014/2015
» Rotwild: 3096 Stück geschossen (Abschussplan: 3816); Erfüllung: 81,13 Prozent
» Rehwild: 4744 Stück geschossen (Abschussplan: 5640); Erfüllung: 84,11 Prozent
» Gamswild: 1237 Stück geschossen (Abschussplan: 503); Erfüllung: 245,92 Prozent
» Steinwild: 87 Stück geschossen (Abschussplan: 39); Erfüllung: 223,08 Prozent
Schalenwild gesamt:
9164 Stück geschossen (Abschussplan: 9998); Erfüllung: 91,66 Prozent