Deponiestreit vor dem Richter

Vorarlberg / 16.09.2015 • 21:50 Uhr
Wohin mit dem Aushubmaterial bei der Baustelle Meusburger in Lingen­au? Die Firma Rüf muss eine Lösung finden. Foto: VN/HOfmeister
Wohin mit dem Aushubmaterial bei der Baustelle Meusburger in Lingen­au? Die Firma Rüf muss eine Lösung finden. Foto: VN/HOfmeister

Umstrittenes Projekt wird heute am Vorarlberger Verwaltungs­gericht verhandelt.

Egg, Lingenau.  Der Streit wegen der geplanten Aushubdeponie in Egg/Großdorf erhält eine neue Bühne. Heute ab 13.30 Uhr werden am Verwaltungsgericht in Bregenz die Beschwerden gegen den von der BH Bregenz ausgestellten positiven Bescheid für das umstrittene Projekt verhandelt. Die Firma Rüf als potenzieller Betreiber hofft dabei auf eine positive Entscheidung in ihrem Sinne, genauso wie die Anrainer aus Egg/Großdorf und Lingenau ein Errichtungsverbot herbeisehnen. Die Anrainer mit ihrem Sprecher Hans-Peter Sutterlüty (60) werden von Anwalt Dr. Karl Schelling (53) vertreten, die Verhandlung leitet Richter Dr. Reinhold Köpfle.

Starke Bürgerinitiative

Wie die VN bereits mehrfach berichteten, plant die Firma Rüf Bau und Transport GmbH & Co KG, in der Großdorfer Parzelle Gebatz auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern die Errichtung einer Bodenaushubdeponie mit einer Kapazität von 99.000 Kubikmetern. Aufgrund der unter 100.000 m3 liegenden Kapazität war für das Genehmigungsansuchen nur ein einfaches Verfahren ohne Parteienstellung der betroffenen Anrainer sowie der Gemeinden Egg/Großdorf und Lingenau notwendig. In Egg/Großdorf und Lingenau wurden rund 1000 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. In einer Bürgerversammlung informierte die Firma Rüf über die geplante Deponie, auf viel Verständnis stieß sie dabei nicht. Die Gemeinden Egg und Lingenau haben indes negative Stellungnahmen zum Projekt verfasst – auch wenn betont wird, dass die Region für mehrere Bauaktivitäten Aushubdeponien braucht.

Rüfs Argumente

Einer der Großbauten ist derzeit voll im Gang. In Lingenau errichtet der Stahlproduzent Meusburger ein großes Werk, ein vollständiger Abtransport des Aushubmaterials ist aber derzeit aufgrund einer fehlenden Deponie nicht möglich. „Ein Drittel des Materials haben wir bereits weggeschafft und dabei ein halbes Dutzend kleiner Deponien von Lingenau bis Au angefahren. Hätten wir die Deponie in Gebatz zur Verfügung, wäre die mit dem Meusburger-Material schon bald zur Hälfte gefüllt“, stellt Christoph Rüf (34) seine Sicht der Dinge dar.

Bei Bauherr Meusburger zerbricht man sich wegen der Aushub-Problematik nicht den Kopf. „Uns betrifft das auch nicht. Wir haben mit Rüf einen Vertrag, sie sind für den Abtransport des Materials zuständig“, erklärt der für den Bau zuständige Mitarbeiter Hubert Eberle (46). Eine persönliche Meinung erlaubt sich der gebürtige Hittisauer trotzdem. „Ich verstehe den Protest von Lingenauer Seite nicht wirklich. Da wird auf Zeit gespielt und letztlich Großdorf das Problem aufgeladen.“ Eberle kritisiert in diesem Zusammenhang speziell den prominenten Lingenauer Bürger und ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel (60). Der wehrt sich: „Wir haben die Firma Meusburger explizit aus unserem Protest herausgenommen. Die sollen natürlich auch durch Lingen­au das Material wegschaffen dürfen.“

Zwischenzeitlich hält auch Lingenaus Bürgermeisterin Annette Sohler (35) zaghaft Ausschau nach  alternativen Deponiestandorten. „Es gibt das Angebot eines Grundeigentümers für eine kleine Deponie. Aber das müsste man alles prüfen – und bräuchte viel Zeit“, erklärte die Gemeindechefin gegenüber den VN.

Wir halten nach Alternativen Ausschau. Für alle Fälle.

Annette Sohler
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