Wenn Lustenau seinen Grenzverkehr abgibt

Rheinbrücke Lustenau – Au. Totalsperre bedeutet verkehrstechnische Herkules-Aufgabe.
Lustenau. Nicht umsonst sind rund 30 Verkehrsexperten aus Österreich und der Schweiz am 16. September bereits zum fünften Mal zusammengesessen. Die Aufgabe, die sie zu bewältigen haben, ist riesig: Was tun, wenn im kommenden Jahr irgendwann zwischen Juli und September die Rheinbrücke zwischen Lustenau und Au komplett gesperrt wird? Wenn sich 1200 Lkw und 11.300 Pkw in beide Richtungen einen anderen Weg über die österreichisch-schweizerische Grenze suchen müssen?
Brücke fast 60 Jahre alt
Pläne und Zahlen liegen nun auf dem Tisch. Und so ausgeklügelt die Strategien, erarbeitet von den Verkehrsplanern Bertsch und Partner, auch sein mögen, große Verkehrsbehinderungen werden kaum zu verhindern sein. Sechs bis sieben Wochen wird die Sanierung der seit 1957 existierenden Spannbetonbrücke in Anspruch nehmen. Die Dauer der Bauarbeiten hängt auch von den Wetterverhältnissen ab. Während die Instandsetzungsarbeiten am Widerlager Österreich (jener Bauteil, der den Übergang zwischen Brückenkonstruktion und Erddamm herstellt), noch unter Aufrechterhaltung des Verkehrs stattfinden können, geht das bei den darauffolgenden Arbeiten an der Obersicht der Brücke nicht mehr.
Der „Laborversuch“
Der Verkehr muss auf andere Übergänge aufgefächert werden. „Das ist wie ein kleiner Laborversuch, der deutlich machen wird, was Lustenau an Verkehr tagtäglich schluckt“, sieht Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer (52) dem Sommer 2016 gar nicht so finster entgegen. Parallel zur Brückensanierung wird der Kreuzungsbereich vor der Grenzzu- und -abfahrt erweitert und auch der Kreisverkehr beim „Engel“ umgebaut. Der Nord-Südverkehr wird nur mit Einschränkungen möglich sein.
Auf die anderen Grenzübergänge im Rheintal kommen dementsprechend große Belastungen zu. So wird etwa Höchst/St. Margrethen während der Bauzeit berechnete 240 Lkw sowie 6800 Pkw täglich mehr zu schlucken haben, aber auch vier andere Übergänge zum Nicht-EU-Nachbarn erfahren deutlich höhere Frequentierungen.
Mehr Platz in Mäder
„Wir haben den Sommer für die Bauarbeiten deswegen ausgesucht, weil es in dieser Zeit zehn bis 15 Prozent weniger Güterverkehr an den Grenzen gibt“, erkärt Johann Siemayr (54), Leiter des Straßenbaumanagements beim Land. „Es wird im Frühjahr Informationskampagnen für die Bevölkerung und die Transportwirtschaft geben“, kündigt Michael Egger an, der die Maßnahmen koordiniert. Vor große logistische Herausforderungen sehen sich vor allem die Zollbehörden beider Länder gestellt. Sie müssen während der
Bauzeit Personal verlagern und Abfertigungsmodalitäten verändern.
Die Brückensanierung macht auch weitere Baumaßnahmen notwendig. So wird in Mäder der Zollamtsplatz erweitert. Der neue Belag der Brücke Lustenau–Au soll 15 Jahre halten. „Wobei die Brücke hoffenlich irgendwann nicht mehr so gebraucht wird“, setzt Kurt Fischer auf die langfristige Realisierung der Ried-Entlastungsstraße.
Der Sommer wird zeigen, wie viel Verkehr Lustenau schluckt.
Kurt Fischer
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