Smartphones im Visier von Schulen

Digitales „Suchtverhalten“ wird aus dem Gymnasium in Lustenau verbannt.
Lustenau. Ob es ein Präzedenzfall wird, muss sich erst weisen, doch was vor Kurzem am Gymnasium in Lustenau passierte, ist auf alle Fälle bemerkenswert. Dort hat die Schulgemeinschaft, bestehend aus Lehrern, Elternvertretern und Schülervertretern, beschlossen, die Nutzung von Smartphones auf ein Minimum zu reduzieren. Bemerkenswert ist dieser Beschluss insofern, als dass eben auch die Schüler diesen mittragen. Vereinbarungen dieser Art brauchen die Zustimmung aller Schulpartner – genau daran scheitern in der Regel Versuche von Handy- und Smartphone-Verboten an Schulen. Die Schüler machten nicht mit.
Erfahrungen der Älteren
Warum sie das in Lustenau taten, erklärt Schulsprecherin Gülsüm Ilgec (16): „Bei uns an der Schule gibt es ein Projekt, bei dem 20 Oberstufenschüler mit Erstklässlern Lese- und Filmwochen veranstalten. Dabei haben wir Schüler festgestellt, dass die Jungen sich durch Smartphone-Aktivitäten permanent ablenken ließen. Das ging uns Älteren auf die Nerven. Daraus wuchs das Verständnis für diese nun vorliegende Vereinbarung“, erläutert Ilgec die Beweggründe der Schüler-Unterstützung.
Konkret sieht die Vereinbarung vor, dass die ganze Schule grundsätzlich handy-frei ist. Einzige Ausnahme: Oberstufenschüler dürfen in den Pausen in den Klassenräumen das Gerät benutzen. Oder: Die Lehrpersonen erlauben einen kurzfristigen Gebrauch. „Der Smartphone-Gebrauch hat bei uns einfach überhand genommen. Wir haben deswegen nach einer Lösung gesucht und uns auch bei anderen Schulen informiert, was wir tun können. Nach diversen Gesprächen mit den Schulpartnern ist diese Regelung entstanden. Wir sind froh, dass uns die Schüler dabei unterstützen. Ein kategorisches Total-Verbot hätte nicht funktioniert“, berichtet Direktor Guntram Zoppel (61).
Der Verbots-Trakt
Informiert haben sich die Verantwortlichen am BG Lustenau unter anderem bei den Kollegen des BRG/BORG Schoren in Dornbirn. Dort greifen die Smartphone-Regelungen zwar nicht so weit wie in Lustenau, einer hemmungslosen Nutzung wird aber auch dort ein Riegel vorgeschoben. Direktor Reinhard Sepp (51): „Bei uns ist die Vereinbarung nicht so restriktiv wie in Lustenau. Mich erstaunt es, dass sie dort so etwas hergebracht haben. Bei uns ist es so, dass es für die ersten bis dritten Klassen ein totales Smartphone-Verbot gibt sowie im gesamten Südtrakt für alle sich dort aufhaltenden Schulpersonen. In diesem Bereich sind die Unterstufen-Klassen untergebracht.“
Kein generelles Verbot der Handy-Nutzung außerhalb der Unterrichtszeit gibt es am Schoren für die Schüler von der vierten bis zur achten Stufe. „Diese Regelung hat sich bewährt. Mehr brauchen wir derzeit nicht“, sagt Sepp. Klar, ist, dass die Smartphones im Unterricht ausgeschaltet sein müssen.
Ohne die Schüler
In der Neuen Mittelschule Baumgarten in Dornbirn gilt für die knapp 200 Schüler: „Handys sind vor dem Eintritt zur Schule auszuschalten, und dürfen erst bei Verlassen des Schulgeländes wieder eingeschaltet werden“, lässt Direktorin Ulrike Mersnik (48) wissen. „Ausnahme: Die Smartphones sind in den Unterricht eingebunden.“
Der Vorteil von Pflichtschulen: Dort können Regelungen ohne Zustimmung der (zu jungen) Schüler getroffen werden.
Die Erstklässler gingen uns durch ihre Aktivitäten mit dem Smartphone ziemlich auf die Nerven.
Gülsüm Ilgec