450 Asylplätze in drei Wochen

In großen Asylquartieren sind fast nur Familien untergebracht. Lage hat sich beruhigt.
Bregenz. Das neue Jahr begann, wie das alte aufgehört hat. Fast pünktlich um 0 Uhr in der Silvesternacht bezogen zwei geflüchtete Familien das Asylquartier der Caritas in Gaisbühel (Bludesch). 75 Flüchtlinge sind über Weihnachten und Neujahr in Vorarlberg unterkommen, damit beherbergt das Land nach eigener Auskunft derzeit 3476 Asylwerber. „Die Quote ist zu 100,26 Prozent erfüllt“, erklärt Asyl-Landesrat Erich Schwärzler (62, ÖVP) auf VN-Nachfrage. Während vor einem Jahr über Weihnachten das Rote Kreuz einspringen musste, um Asylwerbern ein Dach bieten zu können, war das Land dieses Mal gerüstet. Ein echter Kraftakt in den letzten Wochen des Jahres 2015 machte dies möglich.
24 Quartiere in kurzer Zeit
Die Adventszeit war für die Verantwortlichen im Land offensichtlich alles andere als besinnlich. In den drei Wochen vor Weihnachten schufen sie rund zwei Dutzend Quartiere mit insgesamt 450 Plätzen. „Damit haben wir über die Feiertage eine ruhigere Zeit gehabt“, erläutert Bernd Klisch (52), Chef der Caritas Flüchtlingshilfe. Ein paar einzelne Aufgriffe von Flüchtlingen, die sich alleine bis nach Vorarlberg durchgeschlagen haben, hätte es gegeben. „Und wir merken, dass es kälter geworden ist“, führt er aus. Die Ankommenden seien müder und angeschlagener als in den Sommermonaten, teilweise krank und benötigen einen Arzt.
450 neue Plätze in kurzer Zeit haben die Caritas vor organisatorische Herausforderungen gestellt. „Wenn so viele neue Menschen kommen, müssen sich alle erst einmal orientieren“, sagt Klisch. Also: Wie läuft das Leben in den Quartieren ab? Wo ist die nächste Einkaufsmöglichkeit? Welches sind die wichtigsten Orte im Dorf? Personell sei die Caritas gut gerüstet, Teams werden aus erfahrenen und neuen Betreuern zusammengestellt. Dass es sich bei den Neuankömmlingen in der Silvesternacht um Familien handelt und nicht um einzelne Männer, sei laut Erich Schwärzler mittlerweile die Regel.
Größere Kojen
Die Hallenunterkünfte wurden aus der Not geboren. Zunächst die Messehalle in Dornbirn, dessen Bewohner später in die Zumtobelhalle in der Bildgasse umgezogen sind. Dann die Tennishalle Götzis und die Fabrikshalle in Nofels, alle vom privaten Unternehmen ORS betreut. Anfänglich waren die Quartiere als Übergangslösung gedacht, anschließend mit der Einschränkung versehen: nur Männer. Die Fluchtbewegung spielte nicht mit. In den vergangenen Monaten erreichten vermehrt Familien das Land. Die Verantwortlichen reagierten. „Wir haben die Kojen vergrößert und für Familien eingerichtet“, erzählt Landesrat Schwärzler, und berichtet weiter: „In Nofels etwa wurden sieben Herde zum Kochen installiert.“ Mittlerweile würden sowohl in Götzis als auch in Nofels fast ausschließlich Familien wohnen, alleinstehende Männer kommen in die Bildgasse nach Dornbirn.
Textil und Asyl
Für die kommenden Monate zeigt sich das Land gerüstet. Schon vor Weihnachten erklärte die Landesregierung, dass zumindest bis Jahresmitte genug weitere Plätze geschaffen werden können. Im Jänner werden laut Klisch einige kleinere private Unterkünfte dazukommen, ab Februar wieder größere. Zum Beispiel in Satteins. Dort wird derzeit das Promontagebäude zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut, bis April sollen 44 Asylwerber unterkommen. Aber nur im 2. und 3. Stock, das Textil-Geschäft im Erdgeschoss bleibt offen.
Wir haben die Kojen vergrößert und für Familien eingerichtet.
Erich Schwärzler
Die Flüchtlinge sind müder als in den Sommermonaten.
Bernd Klisch