Kampf um Lehramtsstudenten

Vorarlberg / 25.01.2016 • 19:59 Uhr
Vorlesungen an der Universität Innsbruck könnten schon bald nach Feldkirch „gestreamt“ werden. Foto: Uni IBK
Vorlesungen an der Universität Innsbruck könnten schon bald nach Feldkirch „gestreamt“ werden. Foto: Uni IBK

Pädagogische Hochschule will möglichst viele Sekundarlehrer in spe bedienen können.

Feldkirch. Auch das Studium zum Lehrer für Mittelschulen und höhere Schulen wird mit Beginn des Studienjahres 2016/2017 total umgekrempelt: Vierjähriges Bachelorstudium statt dreijähriger Ausbildung wie bisher; dazu die verpflichtende Ausbildung zum Master, welche im Vollstudium aber auch berufsbegleitend gemacht werden kann. Die Lehrer der Zukunft sollen besser werden, mit einer Ausbildung in der Tasche, die internationalen Standard besitzt und den Pädagoginnen und Pädagogen grenzüberschreitende Berufschancen bietet.

Was geht im Land?

Die Frage ist nur: Können die Lehrer von morgen auch heute schon in Vorarlberg studieren? Und wenn ja, wie viele Fächer und Studienrichtungen? „Es wird so kommen, wie wir das als Ziel angegeben haben. Die Hauptfächer Deutsch, Englisch, Mathematik sowie Sport können ab dem Studienjahr 2016/2017 vollumfassend an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg studiert werden“, sagt PH-Rektor Gernot Brauchle (51).

Noch vor Weihnachten hätte er das so nicht sagen können. „Aber dann gab es am 7. Jänner eine bedeutende Sitzung bei uns im Haus. Daran nahmen Vertreter des Ministeriums, zwei Mitglieder des Qualitätssicherungsrates sowie führende Exponenten der Partner-Ausbildungsstätten aus Tirol teil. Dabei kam es zu eindeutigen Entschlüssen über die Zukunft der Sekundarlehrerausbildung. Vorarlberg wird – vorbehaltlich der Unterschriften des Ministeriums sowie der Rechtsabteilung der Universität – diese Kompetenzen erhalten.“

Die Pädagogische Hochschule Vorarlberg befindet sich im sogenannten Entwicklungsverbund West. Zu diesem gehören die Universität Innsbruck als wichtigste Vertreterin, dazu noch die Pädagogische Hochschule Tirol, die Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein in Stams sowie das Mozarteum Innsbruck. Jede dieser Ausbildungsstätten hat ihren eigenen Schwerpunkt. Bei der PH Vorarlberg liegt er in der Grundschullehrerausbildung.

Kritische Stimmen

An der Universität in Innsbruck betrachten manche Experten die Ambitionen der PH Vorarlberg im Sekundar­bereich skeptisch. „Wie will man in Feldkirch eine umfassende Ausbildung auch in den Hauptfächern aus der Fachwissenschaft bedienen?“, fragt sich der gebürtige Feldkircher und Leiter der „School of Education“ an der Uni Innsbruck, Michael Schratz (64). Seiner Meinung nach lässt sich die Substanz der Ausbildung in einer so kurzen Zeit nicht aufbauen. Ein Lehrender an der Anglistik/Amerikanistik schließt sich dieser Meinung an und glaubt, dass die Tiefe des Faches Englisch mit den vorhandenen Ressourcen in Feldkirch nicht abgedeckt werden kann.

Für Brauchle sind Details zwar auch noch nicht geklärt, aber er ist zuversichtlich, dass sich die Dinge in die richtige Richtung entwickeln. Bis spätestens Ende Februar müsse alles unter Dach und Fach sein, damit die angehenden Studenten auch wissen, was sie erwartet.

Vor Weihnachten waren wir mit den Konzepten noch lange nicht dort, wo wir jetzt sind.

Gernot Brauchle

PH Vorarlberg

» 150 Lehrende

» 500 Studierende

» Fort- und Weiterbildungsstätte für alle 6500 Lehrer im Land

» Seit Oktober 2007 Hochschule

» Rektor: Gernot Brauchle

» Vizerektorinnen: Ruth Allgäuer (Lehre), Gabriele Böheim-Galehr (Forschung)