Kampf für Öko-Oase am Rhein

Vorarlberg / 04.02.2016 • 20:26 Uhr
Der Rhein südlich der Widnauer Brücke Richtung Bodensee: Gegenwart, Planung, Vision. Per Flugblatt werben die Umweltgruppen für die Vision.   Fotomontage: Lebendiger Alpenrhein
Der Rhein südlich der Widnauer Brücke Richtung Bodensee: Gegenwart, Planung, Vision. Per Flugblatt werben die Umweltgruppen für die Vision.  Fotomontage: Lebendiger Alpenrhein

Kurz vor der Projektierung fordern Umweltgruppen naturfreundlichste Rhesi-Lösung.

Schwarzach. Erst die Bauern, jetzt die Umweltgruppen: Das Generationenprojekt Rhesi (Rhein, Erholung Sicherheit) bewegt die Gemüter. Während sich die heimische Landwirtschaft gegen den Verlust von 33 Hektar fruchtbaren Ackerlandes wehrt, meldet sich nun die Plattform „Lebendiger Alpenrhein“ zu Wort. Sie will das genaue Gegenteil. Der aus der dem World Wildlife Fund, Pro Natura Schweiz, der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz sowie dem Naturschutzbund Vorarlberg bestehende Interessensgemeinschaft gehen die derzeitigen Pläne zu wenig weit. Sie fordert eine großzügige Verbreiterung des Fließgewässers. Diese soll nicht nur die Hochwassersicherheit erhöhen, sondern auch die Ökologie markant verbessern.

Werbetrommel

Mit einer großangelegten Postwurfsendung auf beiden Seiten des Rheins werben die Umweltgruppen für ihre Version des Hochwasserschutzprojekts Rhesi. „Es handelt sich hier um eine Jahrhundertchance für die Schaffung einer einzigartigen ökologischen Zone, die sowohl mehr Hochwassersicherheit bringt als auch ein Naherholungsgebiet schafft“, rührt Bianca Burtscher (46), Sprecherin des Naturschutzbundes, die Werbetrommel für eine nachhaltige Naturgestaltung am Rheinufer zwischen Illmündung und Bodensee. Burtscher verweist auf eine Umfrage, die von „Lebendiger Alpenrhein“ in Auftrag gegeben wurde. „Das Ergebnis war klar: Die Mehrheit der Befragten wünscht sich eine ökologisch umfassende Version für Rhesi.“

Große Aufweitung

Unterstützung kommt von der Grande Dame des Umweltschutzes, Russ-Preis-Trägerin Hildegard Breiner (79): „Eine solche Chance kriegen wir kein zweites Mal. Wir müssen sie nützen. Und dafür bedarf es eines entschiedeneren Auftretens bei den Projektverantwortlichen, als wir es bisher praktizierten“, gibt Breiner die Marschrichtung vor. Ihr bestes Argument in diesem Zusammenhang: „Der Umweltbeirat des Landes hat sich mit Ausnahme einer Stimme für die Lösung mit einer umfassenden Aufweitung des Flussbettes zur Gewährleistung der Hochwassersicherheit, aber auch zur deutlichen Verbesserung der Ökologie ausgesprochen. Diese eine Gegenstimme kam von der Landwirtschaft.“

Bedenken der Kritiker

Im Mittelpunkt von Rhesi steht der Hochwasserschutz. Auf der Länge des Alpenrheins zwischen dem Illspitz und der Bodenseemündung (26 Kilometer) soll die Durchlasskapazität des Rheins durchgehend von 3100 Kubikmeter pro Sekunde auf 4300 Kubikmeter erhöht werden. Begleitend dazu sollen die ökologischen Verhältnisse am Rheinufer verbessert sowie Naherholungszonen geschaffen werden. Der Rhein gilt derzeit als ökologisch nahezu tot.

Bedenken der Kritiker einer großräumigen Rhesi-Variante beziehen sich auf die Trinkwasserversorgung sowie den Verlust an landwirtschaftlichen Anbauflächen. Die bestehenden Trinkwasserbrunnen im Rheinvorland könnten nicht alle in Betrieb bleiben. Derzeit wird mittels Testbohrungen nach alternativen Standorten gesucht.

Beim mit 600 Millionen Euro veranschlagten Projekt stehen die nächsten Weichenstellungen an. Am 15. Februar läuft die Frist für Stellungnahmen zum derzeitigen Planungsstand ab. Danach soll das generelle Projekt entwickelt werden. „Dieses wird dann am 28. April präsentiert“, kündigt Projektleiter Markus Mähr (41) an. Mähr hofft bei der Entwicklung des generellen Projekts auf einen möglichst breiten Konsens.

Für die Umsetzung von Rhesi rechnen die Verantwortlichen mit einer Bauzeit von 20 Jahren.

Unsere Befragung ergab: Die Mehrheit der Bevölkerung will eine ökologisch umfassende Lösung.

Bianca Burtscher
Kampf für Öko-Oase am Rhein
Kampf für Öko-Oase am Rhein

Fakten zu Rhesi

» Rhesi: Kürzel für Rhein, Erholung und Sicherheit

» Projektinhalt: Hochwasserschutzprojekt für den Alpenrhein vom Illspitz bis zur Bodenseemündung auf 26 Kilometer Länge

» Ziel: Erhöhung der Durchflusskapazität von derzeit 3100 m3 auf 4300 m3

» Planungsbeginn: 2011

» Geplante Umsetzungsdauer:
20 Jahre

» Betroffen: 26 Kommunen auf beiden Seiten des Rheins; 13 in der Schweiz, 13 in Österreich

» Ungefährer Gesamtkostenrahmen: 600 Millionen Euro