“Boris, kommst du wieder?”

Manche werden Idole, nur weil sie so sind wie sie sind. Wie der Fußballer Boris Prokopic.
Götzis. Nur bedingt hat das im Falle Prokopic mit den unzweifelhaft hohen Fußballkünsten des 27-jährigen Altach-Profis zu tun. Boris Prokopic ist ein außergewöhnlich lieber Mensch. Für die vom Schicksal hart getroffene Florentina Netzer ist er neben Mama, Bruder und Tante der liebste Mensch dieser Welt.
Riesenfreude
„Ma hilft“ organisierte einen Besuch des Fußballstars beim fünfjährigen Mädchen, das an einer tückischen Form von Epilepsie leidet und ein Leben mit großen Einschränkungen führen muss. Ein großartiger Moment für Florentina, aber auch ein beglückendes Gefühl für Boris Prokopic, der sofort spürt, was für eine Riesenfreude er dem kranken Kind macht.
„Der Boris!“, kann es Florentina kaum fassen, als ihr Idol die Stiege im Haus der Südtiroler Siedlung in Götzis hinaufstapft. „Hallo“, sagt der und umarmt das Mädchen, das ihn fortan nicht mehr aus ihrer hingebungsvollen Umklammerung lässt. „Boris, ich zeig’ dir meine Tiere. Komm mit in mein Zimmer. Schau Boris, da ist meine Skimedaille. Spielen wir Kitt?“ Der Mittelfeldstratege zeigt einmal mehr sein ausgeprägtes Spielverständnis, macht bereitwillig alles, was sich die Kleine von ihm wünscht.
Vom Spital zurück
Mutter Melanie (28) und „Ma hilft“-Patin Marlies Müller (69) sind gerührt. „Ihr wisst gar nicht, was für eine Freude ihr dem Kind gemacht habt“, sagt die Mutter. „Wir sind erst gestern wieder aus dem Krankenhaus gekommen. Man hat ihr Wasser aus dem Gehirn abgesaugt. Florentina weiß nicht, dass sie morgen noch nicht aufs Fußballmatch darf und auch nicht auf eine
Faschingsveranstaltung. Das wäre zu gefährlich.“
Erst vor zwei Wochen hatte das arme Mädchen wieder einen schweren Anfall. Der steckt der Mutter jetzt noch in den Knochen. „Sie war im Bad. Plötzlich ein Knall. Florentina verkrampfte extrem. Ich musste sie mit letzter Kraft aus der Wanne ziehen.“
Der Schneemann
Sie bemerkt, wie Florentina kurz die Augen verdreht. „Leg’ dich bitte auf den Boden, wenn dir schwindlig wird“, ruft sie ihr zu.
Aber Florentina will jetzt nicht an so etwas denken. Zusammen mit Boris formt sie einen stattlichen Schneemann aus Kitt. Der Fußballprofi wird selber gerade zum Kind, spielt rührend mit seinem größten Fan. Zusammen präsentieren sie nach einigen Minuten ihr gemeinsames Werk.
„Gefunkt“ hat es zwischen den beiden während der Meisterfeier des SCR Altach in der Ersten Liga. „Auf einmal war die Kleine da. Sie war einfach nur lieb. Ich nahm sie auf den Schoß, hängte ihr die Medaille um. Sie blieb dann einfach bei mir“, erinnert sich Prokopic. Schon einige Male durfte Florentina mit Boris vor einem Spiel aufs Feld einlaufen. Der Ex-Rapidler und Wacker-Innsbruck-Spieler hat selber keine Kinder. „Aber einen zehnjährigen Bruder, für den ich alles tue, wenn ich ihn sehe“, erklärt Boris seinen Bezug zu Kindern.
Schöne Momente
In der Person von „Ma hilft“-Patin Marlies Müller hat Prokopic einen weiteren Fan gefunden. „Es ist rührend, wie er mit der Kleinen umgeht.“ Für Müller ist der Besuch im Haus der Südtiroler Siedlung in Götzis einer jener Momente, „die ‚Ma hilft‘ so schön machen“.
Florentina will ihren Freund bald wiedersehen. „Kommst du wieder, Boris?“ „Natürlich“, sagt der. „Ich wohn’ ja auch in Götzis. Du kannst aber auch mich besuchen.“