Kurse sind nicht gleich Kurse

Vorarlberg / 12.02.2016 • 21:55 Uhr
Menschen ohne Deutsch als Muttersprache müssen anders unterrichtet werden. Mittlerweile gibt es spezielle Kurse dafür.  Foto: VN/Paulitsch
Menschen ohne Deutsch als Muttersprache müssen anders unterrichtet werden. Mittlerweile gibt es spezielle Kurse dafür.  Foto: VN/Paulitsch

Für Menschen nichtdeutscher Muttersprache braucht es eine andere Lehrmethode.

Schwarzach. Es ist ein Mantra, dessen Wahrheitsgehalt im Allgemeinen nicht angezweifelt wird: Ohne Deutsch keine Arbeit, ohne Arbeit keine Integration, ohne Integration keine Zukunft. Also sollen Zuwanderer so schnell wie möglich in Deutschkursen unterkommen. Organisationen wie die Caritas sind dabei auf pensionierte Deutschlehrer, Germanisten und andere ehrenamtliche Trainer angewiesen. Doch Deutschunterricht ist nicht gleich Deutschunterricht. Wer Deutsch als Zweitsprache unterrichtet, muss besondere Aspekte berücksichtigen. In Vorarlberg gibt es erste Angebote für Unterrichtende. Im Wifi startete im Herbst ein Lehrgang für Trainer von Deutsch als Zweitsprache (DAZ), in der Pädagogischen Hochschule (PH) ist DAZ Teil der Ausbildung angehender Volksschullehrer. An den Universitäten in Wien und Graz gibt es bereits eine eigene Professur für DAZ. Das ist noch zu wenig, findet die Wiener Professorinnen Inci Dirim. „Nicht jeder Deutschlehrer ist ein guter Lehrer für Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache“, erklärt sie.

Spezielle Grammatik

Die deutsche Sprache ist komplex. Ein Beispiel: Es gibt nichtrennbare und trennbare Verben, wie beim Wort anrufen. Sätze wie „ich rufe dich an“ sind in kaum einer anderen Sprache möglich. Einem Kind mit deutscher Muttersprache stelle sich diese Frage erst gar nicht, sagt Dirim. Menschen mit einer anderen Muttersprache müsse man das erst einmal erklären. Dass Freiwillige ohne DAZ-Ausbildung die Migranten Deutsch lehren, sei eine Notlösung, aber auf Dauer nicht vorteilhaft. „Wenn man will, dass Zuwanderer einen ihrer Qualifikation entsprechenden Beitrag leisten, dann braucht es qualifizierte Sprachbildung“, hält Dirim fest. Ansonsten würden Migranten in unteren sozialen Schichten feststecken und hätten keine Chance auf Aufstieg.

Bilder und Pantomime

Christa Tschofen leitet den Bereich Sprachen beim Wifi. Seit Herbst bietet das Weiterbildungsinstitut der Wirtschaftskammer einen speziellen Lehrgang für DAZ-Trainer an. Tschofen erklärt: „Es gibt keine gemeinsame Sprache, den Schülern muss Deutsch auf Deutsch beigebracht werden. Da muss man zum Beispiel mit Bildern und Pantomime arbeiten. Wenn ich in der normalen Schule Englisch unterrichte, kann ich das immer noch auf Deutsch erklären.“

Angehende Volksschullehrer werden in der PH bereits vorbereitet, erläutert Vizerektorin Ruth Allgäuer. „Außerdem bieten wir Fort- und Weiterbildungsseminare für Lehrer an“, setzt sie fort. Etwas, dass laut Inci Dirim in Österreich noch viel zu kurz komme. Sie vermisst ein Gesamtkonzept zur Sprachförderung, wie es zum Beispiel in Hamburg praktiziert wird: „Dort gibt es Sprachlernkoordinatoren in Schulen. Alleine in der Stadt Hamburg sind es über 500.“

Um zukünftig genügend Kurse für Lehrer von Deutsch als Zweitsprache anbieten zu können, brauche es mehr Personal. Sowohl an der Universität als auch an pädagogischen Hochschulen gebe es zu wenig, um diese Form des Unterrichts zu lehren. Die Nachfrage sei groß. Christa Tschofen vom Wifi kann das bestätigen. 16 Teilnehmer zählt der aktuelle Lehrgang, im Herbst 2016 und im Frühjahr 2017 werden weitere Kurse beginnen.

Es gibt zum Beispiel keine gemeinsame Sprache im Unterricht.

Christa Tschofen