TBC-Alarm im Bregenzerwald

Drei Verdachtsfälle in Doren und Lingenau. Betroffene Tiere diagnostisch getötet.
Doren, Lingenau. Skeptiker haben schon länger damit gerechnet, jetzt ist es passiert. Auch im Bregenzerwald traten erste Verdachtsfälle von möglichen Rinder-TBC-Ansteckungen auf. In Doren wurden auf einem Hof zwei Rinder positiv getestet – beide waren trächtig. In Lingenau traf es einen ortsansässigen Viehhändler. Dort zeigte eine Kuh beim Hauttest die gefürchtete Reaktion einer Schwellung. Alle drei Tiere wurden in der Tierkörperverwertungsanlage Koblach bereits diagnostisch getötet.
Harter Schlag
„Meine Tiere befanden sich im Sommer auf der Satteinser Alpe in Obernenzigast. Noch vor Weihnachten wurden alle zwölf getestet. Damals gab es ausschließlich negative Ergebnisse. Jetzt, beim Nachtest, kamen diese Resultate heraus“, berichtet der Dorener Landwirt. Bei den zwei betroffenen Tieren wurde zum Hauttest auch noch ein Bluttest gemacht. Dieser war ebenfalls positiv.
„Auch wenn ich nur Nebenerwerbslandwirt bin und es nur zwei meiner zwölf Tiere sind, die ich verloren habe: Es ist ein harter Schlag für mich.“ Er müsse überlegen, wie es mit der Alpung weitergeht. „Alle Landwirte, die ihre Rinder auf derselben Alpe hatten, werden zusammenkommen und die Lage besprechen.“
Viehhändler betroffen
Sehr beunruhigend ist die Situation auch im Stall eines Viehhändlers in Lingenau.Dort hätte eine Kuh verkauft werden sollen. Der Käufer verlangte vorher einen TBC-Test. Prompt zeigte das Tier eine positive Reaktion. „Die Kuh sömmerte im vergangenen Jahr auf einer Alpe bei Sibratsgfäll im Grenzgebiet zu Deutschland“, rekonstruiert der Viehhändler die Aufenthaltsorte des Rindes. Für ihn ist dieser Vorfall besonders unangenehm, da der Betrieb vom Kauf und Verkauf von Rindern lebt. „Ich hoffe, dass die Untersuchung der Organe den Verdacht nicht bestätigt“, so der Lingenauer.Heute Montag wird Bezirksveterinär Dietmar Rein alle Tiere des Lingenauer Betriebes testen. „Wenn diese Tests negativ ausfallen, dann ist mein Betrieb wohl der unbedenklichste im Land. Das wäre für den Ruf des Hofes sehr, sehr wichtig“, gibt sich der Bauer zuversichtlich.
Wie in zahlreichen ähnlichen Fällen zuvor, bedeuten die positiven Tests auf den zwei Höfen noch keinesfalls, dass sich die Rinder tatsächlich mit dem Erreger angesteckt haben. Die Tötung der Tiere erfolgt deshalb diagnostisch. Bestätigt sich der Verdacht nicht, können die jetzt gesperrten Höfe nach einer gewissen Zeit ihre wirtschaftliche Tätigkeit fortsetzen.
Das Rätsel
Keine Interpretation der Verdachtsfälle im Bregenzerwald will Landwirtschaftslandesrat Erich Schwärzler (62) vor dem Ergebnis der Schnelltests vornehmen. „Bevor wir die Ergebnisse der Untersuchungen nicht kennen, sollten wir nicht über etwaige Maßnahmen spekulieren.“
Gespannt sind die Verantwortlichen vor allem auch auf die Untersuchungsergebnisse der Organe der getöteten Tiere eines Betriebs im Leiblachtal. Da diese im vergangenen Sommer nicht gealpt wurden, gibt deren positiver Test besondere Rätsel auf. Die drei Rinder wurden vor einer Woche getötet – die VN berichteten.
Bevor wir die Ergebnisse der Untersuchungen nicht kennen, sollten wir nicht spekulieren.
Erich Schwärzler
Stichwort
Rinder-TBC. Die Infektionskrankheit Rinder-Tuberkulose wird durch das Bakterium „Mycobacterium bovis“ verursacht. Von Rind zu Rind kann es durch Einatmen oder ausgehustete Tröpfchen übertragen werden. Eine Übertragung auf den Menschen ist höchst unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Das größte Risiko geht von erregerhaltiger Rohmilch aus.