“Wir dürfen Ergebnisse nicht überbewerten”

Elternvertreterin sieht Bildungsstandardtest als nur einen Indikator für Leistungsniveau.
Schwarzach. Die studierte Politikwissenschaftlerin Martha Stüttler-Hartmann fordert als Pflichtschul-Elternvertreterin unter anderem den Ausbau von Förderungsmöglichkeiten für Pflichtschüler, die Übernahme von mehr Verantwortung der Eltern beim Lernen mit ihren Kindern sowie einen regelmäßigen Austausch aller Schulpartner.
Sind Sie nicht auch erschrocken von den Ergebnissen der Bildungsstandardtests über die Deutsch-Kompetenzen von Volksschülern der vierten Klasse?
Stüttler-Hartmann: Natürlich finde ich es schade, dass es bei diesem Test schlechte Ergebnisse gab. Aber ich will diese andererseits auch nicht überbewerten. Viel hängt bei einem Test dieser Art von der Tagesform der Schüler ab. Auch sind Testformat und Inhalte nicht repräsentativ für das gesamte Kompetenzspektrum des Kindes. Ich sehe den Bildungsstandardtest als nur einen Indikator für das Leistungsvermögen eines Kindes.
Haben Sie im Vorfeld des Tests schon irgendwelche Signale erhalten, dass es womöglich solche Resultate geben könnte?
Stüttler-Hartmann: Ich habe davon Kenntnis bekommen, dass mehrere Eltern nicht wollten, dass ihr Kind sich einem solchen Test unterziehen muss. Ich persönlich bin nicht gegen solche Leistungserhebungen. Vorausgesetzt: Die Kinder werden im Vorfeld des Tests nicht unter Druck gesetzt und auf das Ereignis entsprechend eingestellt.
Welche Konsequenzen sollten aus dem Ergebnis der Bildungsstandardtestung bei den Volksschülern gezogen werden?
Stüttler-hartmann: Wir brauchen einen guten Austausch zwischen Eltern, Lehrern und Schülern. Ich denke, dass die in den Pflichtschulen vorgesehenen Eltern-Lehrer-Kind-Gespräche dafür ein gutes Instrument sind. Darüber hinaus muss es Ressourcen für indiviudelle Fördermöglichkeiten für die Kinder geben.
Schullandesrätin Bernadette Mennel hat in einer ersten Stellungnahme zu den Bildungsstandardtests mehr Mitverantwortung der Eltern für die Bildungsentwicklung ihrer Kinder eingemahnt. Eltern sollen mehr mit ihren Kindern lesen. Teilen Sie diese Ansicht?
Stüttler-Hartmann: Ja, diesen Aufruf kann ich nur unterstützen. Wenn Kinder richtig lesen lernen sollen, sind die Eltern gefordert. Man kann zwar Lesepaten für die Schulen organisieren, aber die Unterstützung der Eltern beim Üben ist dadurch nicht zu kompensieren. Leider gibt es auch immer mehr Eltern, die ihre Kinder sozial und emotional vernachlässigen. An die heranzukommen, ist nicht leicht, weil sie oft nicht einmal Elternabende besuchen.
Wie eng ist der Kontakt der Schüler-Eltern-Vertretung mit den Schulverantwortlichen im Land?
Stüttler-Hartmann: Wir sind laufend im gegenseitigen Austausch. Die Kommunikation ist gut, auch wenn man sich nicht jede Woche trifft. Zusammenarbeit gibt‘s auf allen wichtigen Ebenen.
Es gibt Schulkenner, die sagen, dass Eltern mittlerweile eine zu große Mitsprache in schulischen Angelegenheiten haben. Was sagen Sie dazu?
Stüttler-Hartmann: Natürlich sollen Schulen gewisse Dinge selber entscheiden. Grundsätzlich gehören die Eltern aber in wichtige Entscheidungen miteingebunden.
Welche Themen beschäftigen Eltern von Volksschülern derzeit besonders?
Hartmann-Stüttler: Ganz besonders beschäftigt viele Eltern von Volksschülern die vierte Klasse. Da geht es schließlich um den Schulwechsel ihres Kindes nach Ende des Jahres. Das ganze Schuljahr wird von diesem Thema total dominiert. Deswegen bin ich ganz klar für eine gemeinsame Schule. Sie würde wenigstens dieses Problem aus der Welt schaffen.

Zur Person
Mag. Martha Stüttler-Hartmann
Die gebürtige Tschaggunserin Martha Stüttler-Hartmann studierte Politikwissenschaft und arbeitet als Personalberaterin. Sie ist 43, verheiratet, lebt in Frastanz und hat drei Kinder.