Nur jeder Vierte wählt Khol

Vorarlberg / 10.04.2016 • 20:51 Uhr
Nur jeder Vierte wählt Khol

VN-Umfrage: Schlechtestes Ergebnis eines ÖVP-Kandidaten im Land zeichnet sich ab.

Schwarzach. Hätte Österreich vergangene Woche den neuen Bundespräsidenten gewählt, die Vorarlberger Bevölkerung hätte sich für eine Stichwahl zwischen Andreas Khol und Irmgard Griss oder Norbert Hofer entschieden. Das zumindest zeigen die Zahlen der jüngsten Umfrage des Instituts von Edwin Berndt, die im Auftrag der VN durchgeführt wurde.

Ob sich die Volkspartei über dieses Ergebnis ärgern oder freuen soll, ist ihr überlassen: ÖVP-Kandidat Andreas Khol wäre derzeit in Vorarlberg mit 25 Prozent der Stimmen die Nummer eins. Grund zur Freude. Allerdings kommen diese Zahlen aus einem Land, in dem die ÖVP bis 2014 per absoluter Mehrheit regierte. 25 Prozent wäre das bisher schlechteste Ergebnis eines ÖVP-Präsidentschaftskandidaten in Vorarlberg. Grund zum Ärgern. Für Griss und Hofer votierten jeweils 20 Prozent der Befragten, Alexander Van der Bellen kam auf 18 Prozent, Rudolf Hundstorfer auf 14, Richard Lugner auf drei Prozent.

Wie bei der Nationalratswahl

Das Institut befragte in der Zeit zwischen 29. März und 4. April 502 Vorarlberger. Die Teilnehmer wurden repräsentativ ausgewählt. Das Fazit von Meinungsforscher Edwin Berndt: „Khol muss erfahren, dass für die ÖVP in Vorarlberg Bundes- und Landtagswahlen zwei gänzlich verschiedene Paar Schuhe sind.“

25 Prozent für Andreas Khol. Zum Vergleich: Benita Ferrero-Waldner schaffte bei den Wahlen 2004 54 Prozent, Thomas Klestil erhielt 42 Prozent, Kurt Waldheim kam 1986 auf 62,8 Prozent. Das Khol-Ergebnis passe allerdings zum allgemeinen Trend, führt Berndt aus: „Bei der letzten Nationalratswahl erreichte die ÖVP im Land 26 Prozent. Das könnte ihr Kandidat auch schaffen.“

Wäre die Wahl nur in Vorarlberg, das Volk müsste sich in einer Stichwahl zwischen Khol und Griss oder Hofer entscheiden. Sowohl für den FPÖ-Kandidaten Hofer als auch für die parteifreie Kandidatin Griss stimmten rund 20 Prozent der Befragten. Knapp dahinter lauert Alexander Van der Bellen (Grüne) mit 18 Prozent. Im Dreikampf um den zweiten Platz in Vorarlberg spricht für Griss, dass sie in Zeiten sogenannter Politikerverdrossenheit keiner Partei angehört. Zudem empfehlen die Neos, die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs zu wählen.

Im Intensivwahlkampf muss Griss jedoch auf einen Parteiapparat verzichten, der wirbt, mobilisiert und schließlich auch wählt. Hofers Vorteil sei die Jugend, analysiert Marktforscher Berndt: „Auf seine Wähler wirkt er dynamisch, fortschrittlich, modern. Das Image der älteren Kandidaten ist oft gegenteilig.“ An das Ergebnis der FPÖ bei der bisher letzten Landtagswahl kommt Hofer derzeit nicht heran. Die Freiheitlichen wurden 2014 von 23 Prozent der Vorarlberger gewählt.

Hundstorfer stärker als SPÖ

Das momentane Stimmungsbild platziert Van der Bellen auf Rang vier im Land, mit 18 Prozent dennoch relativ hoch für einen grünen Kandidaten, der per Selbstdefinition unabhängig auftritt. Auch er darf sich über eine Neos-Empfehlung freuen. Die Grünen erreichten bei den vergangenen Wahlgängen zu Landtag und Nationalrat jeweils zwischen 16 und 17 Prozent.

Signifikant besser als seine Partei bei der Landtagswahl schneidet der SPÖ-Kandidat ab. Rudolf Hundstorfer kommt in der VN-Umfrage auf 14 Prozent; zum Vergleich: Die Vorarlberger SPÖ erhielt bei den Landtagswahlen 2014 8,8 Prozent der Stimmen. „Die Sozialdemokraten schneiden bei Bundeswahlen traditionell besser ab als bei Wahlen im Land“, erläutert Berndt. Für Richard Lugner dürfte auch laut VN-Umfrage lediglich die Statistenrolle bleiben: Drei Prozent der Befragten votierten für den Bauunternehmer und Einkaufszentrumsbesitzer. Lugner kandidierte 1998 schon einmal, damals erreichte er in Vorarlberg zehn Prozent.

Ein Viertel der Stimmen für den ÖVP-Kandidaten: So wenig waren es in Vorarlberg noch nie. Der Volkspartei bleiben zwei Strohhalme, an die es sich zu klammern lohnt: Der Intensivwahlkampf hat gerade erst begonnen. Und Vorarlberg spielt mit 4,2 Prozent der Wahlberechtigten bundesweit eine eher bescheidene Rolle. Das ist wohl auch für Rudolf Hundstorfer eine beruhigende Pille.