Felder als Skifriedhof mit Massen von Plastik

Vorarlberg / 14.04.2016 • 22:50 Uhr
Häusle-Geschäftsführer Thomas Habermann beim Kontrollausschuss am Donnerstag: „Wir sind froh um die Aufklärung.“ Foto: RP
Häusle-Geschäftsführer Thomas Habermann beim Kontrollausschuss am Donnerstag: „Wir sind froh um die Aufklärung.“ Foto: RP

Häusle gab 1430 Tonnen Fräsreste an Bauern ab. Schweizer Landwirt Großkunde.

Bregenz. Die Dimension der Verbringung von Plastikresten auf landwirtschaftlichen Flächen ist enorm. Wie die VN in Erfahrung brachten, wurden bei Häusle zwischen 2008 und 2012 nicht weniger als 1430 Tonnen abgeholt.

Hauptabnehmer war ein Schweizer Landwirt, der sowohl in seiner Heimat als auch in Österreich mehrere Agrarflächen mit Weiden und Ställen besitzt. Er exportierte die Plastikteile als Abfall in die Schweiz und führte große Teile davon wieder zurück nach Vorarlberg, wo sie als Streue verwendet wurden und später als Mist auf Grünflächen endeten. Dort blieben die Plastikteilchen gut sichtbar liegen. Die Großkundschaft aus der Schweiz war für Häusle bares Geld wert. Wären die Plastikreste thermisch behandelt, sprich verbrannt worden, hätte das die Firma über 140.000 Euro gekostet.

Rauch bleibt hartnäckig

Für Laien ist es doch überraschend, dass die Beimengung dieser Plastikteilchen in Streuematerial und dessen Aufbringung weder gegen das Abfallwirtschaftsgesetz noch gegen das Umweltgesetz verstößt.

„Aber es ist im höchsten Maß bedenklich“, sagt der Grünen-Abgeordnete Daniel Zadra (31), während sich sein Chef, Umweltlandesrat Johannes Rauch (56), unmittelbar nach Ende der gestrigen Kontrollausschusssitzung zur Causa Häusle bestätigt sah: „Ich sag’s noch einmal: Das Abfallwirtschaftsgesetz ist löchrig. Wir brauchen ein Bodenschutzgesetz vom Land, damit solche Praktiken nicht mehr möglich sind.“

Während der Großteil der wichtigen Auskunftgeber, etwa die führenden Köpfe bei Häusle aus der Zeit der dubiosen Vorgänge, auch der Sitzung vom Donnerstag fernblieben, gab es für die Landtagsabgeordneten immerhin sachliche Informationen.

ÖVP gegen Öffentlichkeit

„Es war wichtig zu erfahren, dass die Aufbringung des Materials mit Plastikteilchen auf den Feldern gegen kein Gesetz verstieß. Das heißt, hier ist Handlungsbedarf“, kommentierte FPÖ-Kontrollausschussmitglied Christoph Waibel (51). „Gut, dass wir von Experten Sachinformationen bekamen“, meinte ÖVP-Klubchef Roland Frühstück (58). Dass die ÖVP mit ihren sieben Mitgliedern als einzige Partei, dieses Mal im Gegensatz zu den Grünen, einmal mehr gegen die Öffentlichkeit beim Ausschuss stimmten, begründete Frühstück folgendermaßen: „Wenn die Öffentlichkeit und Medien zugelassen werden, leidet die Sache darunter. Gerade die heutige Sitzung, die sehr sachlich verlief, gibt mir darin recht.“

Bezüglich der Verantwortung für die illegalen Plastikdeponien auf dem Häusle-Areal selbst gab es für die Abgeordneten keine neuen Erkenntnisse. Das müsse die Staatsanwaltschaft klären, hieß es dazu von den Vertretern der Parteien.

Intensive Ermittlungen

Bei Häusle wird derzeit extern und intern intensiv ermittelt. Ein knappes Dutzend Spezialisten der Polizei durchstöberte am Mittwoch das Verwaltungsgebäude von Häusle und nahm dabei mehrere Geschäftsunterlagen mit. „Die Ermittler befanden sich drei Stunden lang im Haus, und wir waren froh, dass sie da waren. Wir haben kooperiert, so gut wir konnten. Wir sind ja froh, wenn das alles restlos und möglichst schnell aufgeklärt wird“, berichtete Häusle-Geschäftsführer Thomas Habermann (51) den VN im Rahmen der Kontrollausschusssitzung.

Alle Häusle-Mitarbeiter seien angehalten, bei Bedarf für die Polizei-Befragungen zur Verfügung zu stehen. Ermittlungen führt man bei Häusle auch intern durch. Dabei soll auch das Umfeld der Führungspersonen beleuchtet werden, um mögliche Motive für die Unrechtshandlungen zu entdecken. Besonders ein Vertreter der mittleren Führungsebene erweckt dabei offensichtlich großes Interesse.

Gut, dass wir von Experten Sachinformationen bekamen.

Roland Frühstück