Mennel will Ablöse des Handschlagverweigerers

Vorarlberg / 29.04.2016 • 19:36 Uhr

Steht Islamlehrer vor Entlassung? Schullandesrätin fordert Taten von Islam-Vertretung.

Bregenz, Basel. Fuat Sanac (62), Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, wurde von Schullandesrätin Bernadette Mennel (56) nicht im Unklaren gelassen. „Ich habe dem Präsidenten gesagt, dass wir die Abberufung jenes islamischen Religionslehrers wünschen, der sich weigert, Frauen die Hand zu geben. Das ist nicht nur eine grobe Missachtung der geltenden Werte dieses Landes, sondern auch eine Ablehnung der Gleichheit von Mann und Frau.“  Mennel sieht keine andere Möglichkeit, das Problem zu lösen, nachdem zuvor schon mehrere Versuche gescheitert waren, den islamischen Religionslehrer Ömer Kutlucan (34) dazu zu bewegen, sein Verhalten zu ändern.

Loackers Sicht

In der Sache zu Wort gemeldet hat sich nun auch der oberste Gewerkschafter des Landes, Norbert Loacker  (64). „Dass man in diesem Fall so lange zugeschaut hat, verstehe ich überhaupt nicht. Bei solchen Verstößen gäbe es in der Privatwirtschaft nur zwei Möglichkeiten: entweder Kündigung oder fristlose Entlassung. Und ich als Betriebsratsobmann würde das unterstützen.“

Gewerkschafter-Kollege Werner Posch (56) stößt ins selbe Horn. „Für eine Handschlagsverweigerung gegenüber Frauen gibt es absolut kein Verständnis“, sagt Posch, der neben seiner Funktion als FSG (Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter)-Landesvorsitzender auch Intergrationsstadtrat in Dornbirn ist.

Schweizer Fall

Nicht nur in Vorarlberg ist die Verweigerung eines Handschlags gegenüber Frauen aus religiösen Gründen großes Gesprächsthema. Auch in der Schweiz sorgt ein ähnlicher Fall für dicke Schlagzeilen im ganzen Land.

Weil sich in Therwil (Kanton Basel-Land) zwei islamische Schüler weigern, ihren weiblichen Lehrerinnen die Hand zu geben, ist ein heftiger Streit mit großem öffentlichen Echo entbrannt. Die zwei syrischen Brüder (15 und 14 Jahre alt) führten ebenfalls religiöse Gründe für ihre Haltung an. Der Vater eines der 15-Jährigen ist laut „Blick“ Imam der Basler König-Faysal-Moschee. Bemerkenswert in diesem Fall: Der Schulleiter akzeptiert vorläufig das Verhalten der beiden Jugendlichen. Er habe nicht einfach nur nachgegeben, meinte der Direktor in der TV Sendung „10 vor 10“, sondern einen Kompromiss geschlossen. Die beiden Schüler dürften jetzt auch den männlichen Lehrern nicht mehr die Hand geben. Damit sei die Diskriminierungsfrage beseitigt.

Die Schulbehörden lassen die Händedruck-Verweigerung jetzt juristisch prüfen. Die beiden Buben fühlen sich laut „Sonntagszeitung“ von Medien und Politkern schlecht behandelt. Der Ältere sagt: „Der Fall wird benutzt, um Stimmung gegen Muslime zu machen.“

Medien berichten, dass die Brüder in einem streng religiösen Umfeld aufwuchsen und dass die Jugendstaatsanwaltschaft gegen sie ermittelt, weil sie Propagandamaterial des Islamischen Staates via Facebook verbreitet haben sollen.

In der Privatwirtschaft gäb’s Kündigung oder Fristlose.

Norbert Loacker