„Es wird nur Angst geschürt“

Kritik an Nicht-Bekanntgabe der Maturaergebnisse. Ministerium rechtfertigt sich.
Bregenz. Der oberösterreichische Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP) hat es getan, der niederösterreichische Kollege Johann Heuras (ÖVP) ebenfalls und auch zahlreiche andere Schulpartner, speziell auch in Vorarlberg, tun es: Sie üben geharnischte Kritik an der Strategie des neuformierten Bildungsministeriums, die bereits vorliegenden Ergebnisse der schriftlichen Zentralmatura bis Ende Juni zurückzuhalten.
„Ändern Regeln nicht“
Am 31. Mai hätten die Ergebnisse laut Kenntnisstand des Vorarlberger Landesschulrats bekannt gegeben werden sollen. Doch dann erreichte die neun Landesschulbehörden ein Erlass der beiden Sektionschefs im Unterrichtsministerium, Kurt Nekula und Christian Dorninger. Sein Inhalt: die kommentarlose Mitteilung, wonach die Ergebnisse der Zentralmatura gesamthaft erst Ende Juni, also nach Abschluss der mündlichen Reifeprüfungen, bekannt gegeben werden. Eine Begründung für diese Entscheidung liefert Patricia Pappacena, Pressesprecherin der neuen Bildungsministerin Sonja Hammerschmid, auf VN-Anfrage: „Diese Entscheidung wurde noch unter der vormaligen Ministerin Heinisch-Hosek so getroffen. Wir ändern nicht während des Spiels die Regeln.“ Dass diese Entscheidung aus Sicht der neuen Ministerin auch richtig ist, verhehlt deren Sprecherin nicht. „Wir wollen Ende Juni richtige Zahlen präsentieren. Deswegen lassen wir diese auch durch die Statistik Austria prüfen, bevor wir sie veröffentlichen“, sagt Pappacena.
Schüler ohne Verständnis
Kein Verständnis für diese Vorgangsweise haben vor allem jene, die die Matura am meisten betrifft: die Schüler. „Bei den Schülern gibt es eine klar vorherrschende Meinung“, sagt der Vorarlberger Landesschulsprecher der berufsbildenden höheren Schulen, Sebastian Ratz (19). „Wir finden es nicht gut, dass die Ergebnisse der schriftlichen Reifeprüfung nicht jetzt veröffentlicht wurden. Es wird dadurch nur Angst geschürt und verunsichert die Kandidaten im Hinblick auf die mündlichen Prüfungen noch mehr“, argumentiert Ratz. Und: „Es gibt nichts zu verbergen. Man soll offen sagen, wie es steht.“ Der 19-jährige Maturant an der HAK in Bezau spricht dabei nicht nur für die Vorarlberger Schüler. Er hat sich zu diesem Thema bereits mit Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda, zuständig für AHS und BMHS, unterhalten. „Der sagte mir, dass die Stimmung unter den Schülern österreichweit so ist.“ Über die Informationssperre wurden die Schüler nicht informiert.
Mennel kritisiert
Auch bei der Vorarlberger Schullandesrätin Bernadette Mennel (56) ist die Stimmung ob der Zurückhaltung der schriftlichen Maturaergebnisse nicht die beste. „Ich sehe diese Sache sehr kritisch. Es sind erste Ergebnisse ja bereits durchgesickert. Jetzt alles geheimzuhalten befeuert nur Spekulationen. Abgesehen davon wurde uns mitgeteilt, dass die Resultate am 31. Mai veröffentlicht werden.“
In dieselbe Kerbe schlägt AHS-Landesschulinspektorin Christine Schreiber (62). „Die Nicht-Bekanntgabe der schriftlichen Maturaergebnisse erhöht den Druck. Es entstehen Gerüchte und falsche Bilder. Jetzt gibt es ja nicht einmal nach den Kompensationsprüfungen eine Ergebnispräsentation. Die Verantwortlichen wollen bei ihrer Veröffentlichung wohl schon die Feinanalyse mitliefern.“
Ein gewisses Verständnis für die Informationssperre bringt Mario Waldner (48), Elternvertreter AHS/BMHS auf. „Verwundert bin ich schon. Aber wenn man angesichts der schlechten Ergebnisse bei der schriftlichen Mathematikklausur mit der Veröffentlichung darauf wartet, bis es ein Endergebnis gibt, ist das nachvollziehbar.“
Die Nicht-Bekanntgabe der Maturaergebnisse erhöht den Druck und lässt Gerüchte entstehen.
Christine Schreiber
