Warum Bäume dürsten

Sportgymnasiumsschüler erforschen mit der Uni Innsbruck Bäume in höheren Lagen.
Wald am Arlberg. Das Waldstück vis-à-vis des verträumten Bahnhofs in Wald a. Arlberg geht steil hinauf. Eine kleine Gruppe Jugendlicher hat sich mit zwei Erwachsenen vor einem mächtigen Baum aufgestellt. Es sind Schüler des Sportgymnasiums Dornbirn. Mit ihrem Biologielehrer Gerhard Purin (43) und dem Universitätsassistenten Adriano Lasso (27) vertiefen sie sich in ihre Aufgabe. Einer der Schüler, Lukas, setzt einen Spezialbohrer an den Stamm und dreht das Gewinde. Bald zieht er den dünnen Bohrkern heraus und zeigt ihn den Kollegen.
„Woody Woodpecker“
„Schaut euch diese Struktur an“, sagt Lasso, der am Botanikinstitut Innsbruck forscht. „Wir werden uns das im Labor genau anschauen.“ Stichwort forschen, Stichwort Labor: Für die Schüler sind das keine Fremdworte mehr. Seit Anfang des Schuljahrs arbeiten sie gemeinsam mit Experten der Universität Innsbruck an diesem geförderten „Sparkling-Science-Projekt“, das vom Wissenschaftsministerium mit 250.000 Euro gefördert wird und sich über drei Jahre erstreckt. „Woody Woodpecker“ ist der Name des Projekts. Der Auftrag: Die Schüler sollen herausfinden, wie sich die Zellen von Bäumen je nach Höhenlage verändern, und warum es in höheren Lagen entweder kleinere oder gar keine Bäume gibt.
Theorie und Praxis
Für die Schüler wurde an ihrer Schule dafür extra ein Labor eingerichtet. Sie verfügen über ein Spezialmikroskop. Damit untersuchen sie unter wissenschaftlicher Anleitung die Baumzellen, machen Bilder und werten die Ergebnisse aus. Diese werden dann natürlich der Universität Innsbruck zur Verfügung gestellt. Die Win-Win-Situation ist garantiert: Die Schüler lernen wissenschaftliches Arbeiten in Theorie und Praxis, eignen sich spezielle botanische Kenntnisse an und verbessern nebenbei auch noch ihr Englisch. „Weil Adriano nur Englisch spricht“, grinst Projektleiter Purin. Die Universität profitiert ihrerseits von den Ergebnissen der forschenden Schüler.
Gut für die Kondition
Die Schüler haben bereits einiges herausgefunden. „Wir wissen jetzt, dass sich die Zellen in höheren Lagen nicht verkleinern. Das ist also nicht die Ursache für kleinere oder gar keine Bäume“, erklärt Purin. Warum dann dürsten die Bäume in großer Höhe? „Ein Grund ist, dass gegen Ende des Winters der Untergrund noch gefroren ist, während in den Ästen der Schnee weg ist. Die Bäume kriegen kein Wasser.“
Dass sich die Universität ihre Forschungen zunutze macht, erfüllt die Schüler mit Stolz. „Ist doch etwas nicht Alltägliches, wenn du der Wissenschaft mit deiner Arbeit einen Dienst erweisen kannst“, beschreibt der Montafoner Lukas das besondere Gefühl.
Katharina macht banalere Gründe geltend, warum ihr das Projekt gefällt: „Ich habe den Wald und die Bäume schon immer gemocht. Etwas über den Wald und seine Geheimnisse zu erfahren, ist einfach faszinierend.“
Als Schüler einer Sportschule ist „Woody Woodpecker“ für die Jugendlichen auch eine perfekte Fitnessübung. Sie untersuchen Bäume auf einer Höhendistanz von 1000 Metern; alle 20 bis 25 Meter werden aus einem Baum Bohrkerne gezogen. Das braucht Kondition. Aber was tut man nicht alles für die Wissenschaft …
Die Schüler lernen bei diesem Projekt mehrere Dinge.
Gerhard Purin
