Ein neues Gesicht für die Vorarlberger FPÖ

Vorarlberg / 01.07.2016 • 22:45 Uhr
121 Delegierte fanden den Weg in den Emser Löwensaal.
121 Delegierte fanden den Weg in den Emser Löwensaal.

FPÖ wählt Reinhard Bösch zum neuen Chef. Er reitet scharfe Attacken gegen die ÖVP.

Hohenems. Es ist amtlich: Wie angekündigt wählte die Vorarlberger FPÖ am Freitagnachmittag Reinhard Bösch zum neuen Obmann. Er folgt Dieter Egger nach. Dieser hat das bereits im Hohenemser Bürgermeister-Wahlkampf angekündigt, falls er gewählt wird. Auf dem Parteitag im Emser Löwensaal sprach zunächst Egger, dann Bösch. Der Vergleich verdeutlichte, dass sich das Gesicht der FPÖ in Vorarlberg verändern wird.

121 Delegierte sahen zu, wie eine ereignisreiche FPÖ-Ära zu Ende geht. Dieter Egger blickt in seiner Abschiedsrede auf 20 Jahre Politik und zwölf Jahre FPÖ-Obmannschaft zurück: „Ich habe alle Höhen und Tiefen erlebt.“ Er hebt Knittelfeld im Jahr 2002 hervor, als der Machtkampf innerhalb der FPÖ eskalierte. Auch 2005 bleibe ihm im Gedächtnis: „Viele von uns erinnern sich noch an die denkwürdige Sitzung im Montfortsaal“, sprach Egger ins Publikum. Zahlreiche Delegierte nickten. Als Reaktion der BZÖ/FPÖ-Spaltung sprach sich die Vorarlberger Landesfraktion damals von der Bundes-FPÖ frei und erklärte sich für eigenständig.

Egger erinnert ebenfalls an die Wahl 2009, als er nach dem sogenannten Exiljuden-Sager aus der Landesregierung flog. Es sei ein emotionaler Wahlkampf gewesen. Seine Rede schließt er mit den Worten: „Ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte. Auch aus Fehlern, wie dem ein oder anderen Gesagten, durfte ich viel lernen.“ Mit einem Loblied auf, und Wahlempfehlung für Reinhard Bösch beendete er seinen letzten Auftritt als Landesparteiobmann.

Schnitt. Ein Vorstellungsvideo wird eingespielt. Reinhard Bösch schildert seine Hobbys: Wandern, Fischen, „und natürlich Rad fahren“. Musik ertönt, Bösch betritt die Bühne. Schon im VN-Interview vor einigen Wochen erklärte er, auf Konfrontationskurs zu gehen. Das tut er. Angriff auf die Bundesregierung: „Christian Kern ist Werner Faymann mit einem anderen Gesicht.“ Ziel Nummer eins ist die ÖVP: „Das ist keine Wirtschaftspartei, sondern die Registrierkassenpartei.“ Bösch lässt kein aktuelles Thema aus.

Ärzte sollen in Syrien bleiben

Asyl: „Wir haben einen Notstand, wenn 100.000 illegale Zuwanderer über die Grenzen kommen.“ Schon jetzt gebe es viele Arbeitslose. Flüchtlinge seien schlecht ausgebildet – und falls doch Zahnärzte darunter sind, hat Bösch eine Botschaft: „Diese Menschen müssten in ihrem Land bleiben. Oder glauben die, ihre Landsleute hätten keine Zahnschmerzen?“ EU: „Wenn sich die EU nicht dramatisch ändert, wird sie dramatisch scheitern.“

Die Vorarlberger Landesregierung bekommt einiges ab. Zunächst widmet sich Bösch dem „grünen Landesrat mit einem Umweltskandal“. Über bettelnde Menschen spricht er auch: „Das Bettlerunwesen gehört abgestellt.“ Prioritäres Ziel bleibt die ÖVP: „Markus Wallner ist nicht nur Mister-minus-neun-Prozent, er ist Obmann einer gespaltenen Partei.“ Am Ende der halbstündigen Rede lässt Bösch durchklingen, weshalb die Volkspartei so viel einstecken muss: „Dass wir die ÖVP bald als bestimmende Kraft im Land ablösen werden, ist sicher.“ Stehende Ovationen. Den Delegierten gefällt ihr neuer Chef. Zumindest 118 der 121 Delegierten: Reinhard Bösch wird mit 97,5 Prozent zum neuen Obmann gewählt.

Wir werden die ÖVP als bestimmende Kraft im Land ablösen.

Reinhard Bösch
Der neue FPÖ-Chef Reinhard Bösch attackierte die Volkspartei. Den Delegierten gefiel es – er wurde mit 97,5 Prozent gewählt.  Fotos: Stiplovsek
Der neue FPÖ-Chef Reinhard Bösch attackierte die Volkspartei. Den Delegierten gefiel es – er wurde mit 97,5 Prozent gewählt. Fotos: Stiplovsek
Ein neues Gesicht für die Vorarlberger FPÖ
Ein neues Gesicht für die Vorarlberger FPÖ
Ein neues Gesicht für die Vorarlberger FPÖ