“Walserstolz” in neuer Gestalt
Seit den Umstrukturierungen im Sennereihaus in Sonntag läuft der Betrieb reibungslos.
Sonntag. Das berichtet zumindest Josef Türtscher (56), Leiter der Regio Großwalsertal, auch bekannt unter dem Begriff Biosphärenpark. Der „Walserstolz“, die Bezeichnung des dort produzierten Käses, soll seinem Namen auch in Bezug auf all jene, die mit seinem Entstehen zu tun haben, wieder alle Ehre machen.
Zwei Millionen investiert
Nicht immer war das so in den letzten Jahren. Dabei hatte alles so euphorisch begonnen. Im Jahre 2009 wird das Haus „Walserstolz“ in Sonntag gebaut, ein Stück Identität für das Tal mit seinem unvergleichlichen Käse. Nicht nur die 44 Mitglieder der Genossenschaft Sonntag-Boden waren damals überzeugt davon, die Sennerei und alle ihre Milchzulieferer in eine gute Zukunft zu führen. „Zwei Millionen Euro wurden in das Haus investiert“, erinnert Türtscher an den finanziellen Einsatz der Investoren.
Das Gebäude beherbergte eine Sennerei im unteren Stock sowie Räumlichkeiten für einen Laden, einen Gastronomiebetrieb und Ausstellungsflächen für den Biosphärenpark. „Es ist kein Geheimnis“, erzählt Josef Türtscher, „dass die Sennereigenossenschaft leider in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet.“ Das Geschäft lief nicht so wie erhofft,
die Uneinigkeit zwischen den Genossenschaftsmitgliedern wuchs. Schließlich griff der Biosphärenpark ein und kaufte den oberen Stock des Gebäudes, während die Sennerei verpachtet wurde. Das Haus heißt seither Biosphärenpark-Haus. „Das Gebäude steht in unserem Bereich für öffentliche Aufgaben zur Verfügung. Wir sind Postpartner, Tourismuszentrum, Kleingastronomen.“ Laut Türtscher zeichne es sich ab, dass das neue Konzept funktioniert. „Was ich bis jetzt sagen kann, ist, dass wir auch wirtschaftlich reüssieren. Das soll heißen: Der Betrieb trägt sich.“
Glücklich mit Pächter
Die Firma Emmi Österreich übernahm die Sennerei. Für Sennereiobmann Gebhard Burtscher (55), ein Glücksfall. „Wir können wirklich froh sein, dass es so gekommen ist. Die Firma Emmi zahlt eine gute Pacht für die Sennerei.“ Dass damit die regionale Identität verloren ging, verneinen sowohl Burtscher als auch Josef Türtscher. „Emmi Österreich hat ja die Firma Hosp, in der Region ein Begriff, übernommen. Es sind dieselben Menschen aus der Region weiterhin am Werk. Von daher hat die Identität nicht gelitten“, beurteilt Türtscher die Konstellation. Nicht immer war es leicht. Die Differenzen innerhalb der Genossenschaft blieben schließlich nicht ohne Konsequenzen. Es gab Streit wegen der Milchtransporte in die Sennerei. Den Nebenerwerbsbauern passten die Abholzeiten gar nicht. „Aber jetzt“, streicht Gebhard Burtscher hervor, „haben wir die Transportprobleme im Griff.“
Optimismus
Burtscher ist erleichtert, dass die Käseverarbeitung in Sonntag geblieben ist. Es ist aus seiner Sicht die zweite gute Nachricht, neben der Tatsache, dass die Genossenschaft durch den Emmi-Deal finanziell entlastet wurde. Kommt hinzu, dass durch die Übernahme des ehemaligen „Walserstolz“-Hauses auch die Standortfrage für die Biosphärenpark-Zentrale gelöst wurde.
„Ich bin froh, dass die Grundidee des Gebäudes weiterlebt. Es bleiben der regionale Laden, eine kleine Gastronomie sowie ein Verkostungsbereich, aber auch die Ausstellung. Es gibt auch weiterhin die Möglichkeit zum Erlebnissennen“, betont Burtscher. Nicht weniger als 1,4 Millionen Liter Milch werden laut Auskunft des Sennerei-Obmanns jährlich im Haus verarbeitet.
Ob der Betrieb auch tatsächlich schwarze Zahlen schreibt, wird sich aber wohl erst nach der ersten Jahresbilanz in der neuen Organisationsform herausstellen.
Ich bin froh, dass die Grundidee des Hauses weiterlebt.
Gebhard Burtscher