“Dann trete ich nicht an”

Vorarlberg / 07.10.2016 • 19:09 Uhr
Gabriele Sprickler-Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto: VN/Steurer
Gabriele Sprickler-Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto: VN/Steurer

Die neue SPÖ-Vorsitzende hält nichts von einer Kampfabstimmung am Parteitag.

Schwarzach. Vor einer Woche gab Michael Ritsch bekannt, sich als Parteivorsitzender zurückzuziehen. Seine Stellvertreterin Gabriele Sprickler-Falschlunger übernahm. Sie hat eine Mission: Die SPÖ soll wieder zweistellig werden. Im VN-Interview spricht sie über die Arbeiterklasse, ihren Vater und verrät, ob sie 2019 noch einmal kandidiert.

Sie sind seit einer Woche Parteivorsitzende. Hat der Stress schon zugenommen?

Sprickler-Falschlunger: Ja. Einerseits freue ich mich, etwas bewegen zu können. Andererseits habe ich mich gefragt, wie es sein wird, wenn es mir nicht gelingt, den Zustand der SPÖ zu verbessern. Es wäre sehr bitter, wenn ich aus der Politik scheide und das nicht geschafft hätte.

Nach der jüngsten Landtagswahl dachten Sie an Rücktritt. Nun sind Sie SPÖ-Chefin. Woher kommt die Motivation?

Sprickler-Falschlunger: Ich war kurz vor dem Rückzug. Wäre Michael Ritsch zurückgetreten, wäre ich es auch. Mein Vater war Parteichef, ich wollte das eigentlich nicht werden. Nachdem Michael Ritsch krank ist, und man an mich herangetreten ist, war klar, dass ich helfe. Mein Vater hat den Fehler gemacht, als Spitzenkandidat anzutreten. Das tue ich nicht.

Warum?

Sprickler-Falschlunger: Ich habe Tipps bekommen, dass ich mich noch nicht dazu äußern soll. Aber ich kann nur etwas bewirken, wenn ich außer Konkurrenz bin. Nur so bin ich glaubhaft. Sonst hätten wir ständig diskutiert, ob ich antrete.

Wann werden Sie einen Spitzenkandidaten präsentieren?

Sprickler-Falschlunger: Erst 2019. Aber nicht deshalb, weil wir etwas geheimhalten wollen. Wir wissen es einfach noch nicht.

Muss es ein Genosse sein?

Sprickler-Falschlunger: Ich schließe aus, dass jemand als Spitzenkandidat antritt, der nicht SPÖ-Mitglied ist.

Haben Sie sich ein Prozentziel für die nächste Wahl gesetzt?

Sprickler-Falschlunger: Nein. Aber zweistellig ist das Mindeste.

Was muss sich dafür in der SPÖ ändern?

Sprickler-Falschlunger: Ich glaube, wir müssen uns beispielsweise der Digitalisierung der Arbeitsplätze widmen, da muss sich die SPÖ stärker positionieren: Wie in der Digitalisierung der Schutz der Arbeitnehmer gewährleistet sein kann.

Dass sich die SPÖ den Arbeitnehmern widmet, ist ja nichts Neues.

Sprickler-Falschlunger: Dieses Thema geht über die klassische Arbeiterklasse hinaus. Es betrifft auch Menschen der Mittelschicht, Kleinunternehmer und mittelständische Betriebe.

Sie haben bei der Landtagswahl viele Arbeiter an die FPÖ verloren. Wollen Sie diese damit wieder ansprechen?

Sprickler-Falschlunger: Natürlich. Wir müssen uns überlegen, weshalb jene Menschen die FPÖ wählen, die eigentlich überhaupt nicht von den Freiheitlichen vertreten werden. Die FPÖ wettert gegen Gewerkschaften, gegen Arbeiterkammern, gegen gerechte Vermögensverteilung. Es liegt an uns, dass die FPÖ so viel Zustrom aus dieser Wählergruppe hat.

Mit welchem Thema wollen Sie noch punkten?

Sprickler-Falschlunger: Mit der Bildung. Wir sind in allen Ergebnissen schlecht, teilweise am schlechtesten. Das ist darum so krass, weil uns die ÖVP immer vermittelt hat, dass wir die Besten seien. Das entspricht bei der Bildung überhaupt nicht der Realität.

Nun hat die SPÖ zwar eine neue Vorsitzende, das Personal ist aber dasselbe. Müssen nicht auch die Personen ausgewechselt werden? Also auch Sie?

Sprickler-Falschlunger: Ja, natürlich. Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber ich werde nach 2019 definitiv nicht mehr dabei sein. Ich kümmere mich jetzt um die Partei. Reinhold Einwallner hofft, dass er nach den nächsten Wahlen im Nationalrat sitzt. Da werde ich ihn unterstützen, obwohl ich ihn lieber im Land hätte.

Es schwirren seit einigen Monaten Namen durch die Medien, Mario Leiter und Thomas Hopfner zum Beispiel.

Sprickler-Falschlunger: Mario Leiter ist meines Wissens noch nicht Parteimitglied. Wenn er es ist, kann er dabei sein. Thomas Hopfner kann dabei sein, wie jedes andere Parteimitglied auch. Ich will niemanden ausschließen. Aber die Personaldiskussion war überflüssig.

Gerade Ihre Dornbirner SPÖ soll da im Hintergrund …

Sprickler-Falschlunger: … Nein, das stimmt nicht. Jetzt muss ich für Gebi Greber einmal eine Lanze brechen. Er ist nie einer gewesen, der Konflikte nach außen trägt. Und Thomas Hopfner ist das halt passiert, auch aufgrund einer gewissen Unerfahrenheit. Ich will da keinem etwas nachtragen.

Könnte es beim Landesparteitag einen Gegenkandidaten für den Chefposten geben?

Sprickler-Falschlunger: Dann trete ich nicht an. Kampfabstimmungen wären für unsere Partei etwas Furchtbares, wir haben keine Erfahrung damit. Eine Abstimmung wäre wie eine Axt, die in die Partei fährt. Ich will nicht, dass wir in zwei Lager geteilt werden.

War der Hypo-U-Ausschuss ein Fehler?

Sprickler-Falschlunger: Das wird man erst wissen, wenn er abgeschlossen ist.

Gabriele Sprickler Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto:VN/Steurer
Gabriele Sprickler Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto:VN/Steurer
Gabriele Sprickler Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto:VN/Steurer
Gabriele Sprickler Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto:VN/Steurer
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Gabriele Sprickler Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto:VN/Steurer
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Gabriele Sprickler Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto:VN/Steurer
Gabriele Sprickler Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto:VN/Steurer
Gabriele Sprickler Falschlunger und der stellvertretende SPÖ-Klubdirektor Lukas Riepler bei den VN zu Gast. Foto:VN/Steurer

Zur Person

Gabriele Sprickler-Falschlunger

Vorsitzende der Vorarlberger SPÖ

Geboren: 21. August 1956

Beruf: Allgemeinärztin in Dornbirn

Laufbahn: Seit 1999 Parteimitglied, ab 2000 Stadträtin in Dornbirn, seit 2009 im Landtag

Familie: geschieden, eine Tochter. Gabriele Sprickler-Falschlunger ist die Tochter des ehemaligen SPÖ-Chefs Karl Falschlunger.