35 Flüchtlinge in drei Monaten dazugekommen

Kaum Neuankömmlinge in Vorarlberg. Schwärzler will bald ein Großquartier schließen.
Schwarzach. Welle, Strom, Tsunami – eine Armada an Naturgewalten musste im vergangenen Jahr herhalten, um die große Zahl an flüchtenden Menschen in einem Wort beschreiben zu können. Alleine die Caritas beherbergte in Spitzenzeiten in Vorarlberg rund 2800 Flüchtlinge, bis zu 4000 Asylwerber waren im Land. Anfang des Jahres rechneten die Verantwortlichen damit, dass die selbst auferlegte Maximalzahl an Asylwerbern von 37.500 im Mai erreicht sein wird. Mittlerweile hat sich die Situation geändert, die Höchstgrenze wird wohl nicht überschritten. Für die Caritas bedeutet das, jene Strukturen zurückzuschrauben, die erst gerade aufgebaut wurden. „In den Monaten August, September und Oktober haben wir 35 Flüchtlinge aufgenommen. Vor einem Jahr waren es 35 in drei Tagen“, rechnet Bernd Klisch, Leiter der Caritas Flüchtlingshilfe, vor.
Die Caritas Flüchtlingshilfe zählt rund 230 Mitarbeiter. Zehn Stellen sollen noch in diesem Jahr abgebaut werden, erklärt Klisch. Mit der Mehrerau wird bald ein Quartier geschlossen. Asyllandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) berichtet zudem: „Anfang 2017 werden wir eine der großen Hallen schließen.“
Aktuell sind 2500 Flüchtlinge in Caritas-Quartieren untergebracht. Mehr als 600 davon haben bereits einen Asylstatus, finden aber keine Wohnung. Die anderen warten auf ihren Bescheid. Früher konnten Asylwerber noch im Rahmen der Caritas-Nachbarschaftshilfe einige Stunden arbeiten – im Juni musste die Caritas das Angebot einstellen. „Das war ein herber Dämpfer für uns alle“, blickt Klisch zurück. Landesrat Schwärzler hat die Hoffnung auf ein Nachfolgemodell noch nicht aufgegeben: „Wir feilen an einer Lösung.“ Auch er sagt: „Ich würde mir wünschen, dass die Interviews und die Entscheidung schneller gehen.“
Mit dem Ende des großen Zuzugs sei auch die Zahl der Gerüchte zurückgegangen. Anfang des Jahres riefen noch bis zu 60 Menschen pro Tag bei der Caritas an, oft hatten sie Fragen zu Gerüchten. Mittlerweile seien es noch drei Anfragen pro Woche, sagt Klisch. Anders sehe es bei den Freiwilligen aus. Die Caritas könne in diesem Bereich weiterhin auf rund 400 Ehrenamtliche bauen.
Die Entwicklung des Jahres 2016 zeigt: Längere Planungen sind in diesem Bereich unmöglich. Klisch und Schwärzler sind sich aber einig, wo die großen Herausforderungen der Zukunft liegen: Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, Integration. Mit oder ohne neuer Welle.
Ich würde mir schnellere Asylentscheidungen wünschen.
Erich Schwärzler
