„Endlich ist diese Ruine weg“

Vorarlberg / 10.03.2017 • 18:20 Uhr
Die Hintereggers am Brandort mit „Ma hilft“-Patin Marlies Müller (2. v. r.).  Foto: STiplovsek
Die Hintereggers am Brandort mit „Ma hilft“-Patin Marlies Müller (2. v. r.). Foto: STiplovsek

Wieder Hoffnung für Alberschwender Familie Hinteregger, nachdem ihr Haus abbrannte.

Alberschwende. „Danke“ – dieses Wort kommt in den aufwühlenden Erzählungen der Familie Hinteregger in wiederkehrender Regelmäßigkeit vor. Es ist auch an „Ma hilft“ gerichtet, das die achtköpfige Großfamilie spontan unterstützte, als diese in der Nacht auf den 4. Jänner dieses Jahres vom Schicksal mit voller Wucht getroffen wurde. Ihr vor drei Jahren liebevoll saniertes Wohnhaus, ein alter Bauernhof, brannte vollkommen ab. Die erlösende Nachricht der Nacht trotz des Schocks: „Niemand von uns wurde verletzt.“ Zumindest nicht körperlich.

Dramatische Nacht

Seelisch heilen die Wunden bei den Hintereggers, also dem Ehepaar Andreas (34) und Sylvia (36), ihren vier Kindern im Alter von zwei bis zehn Jahren sowie den Großeltern Ilse (78) und Siegfried (80) sehr langsam. „Der Anblick der Ruine war unerträglich. Halbwegs abgeschlossen war diese Nacht für uns erst, als die Überreste unseres Hauses vollständig weg waren“, erzählt Sylvia. Die Nacht bleibt allen als ewige Erinnerung buchstäblich eingebrannt. Wie die Oma das Feuer als Erste entdeckte, wie der zweitjüngste Bub plötzlich aus seinem bereits verrußten Zimmer trat, wie Sylvia den Kleinsten aus dem Gitterbett holte und eines der Mädchen am Oberarm zog und aus dem Gefahrenbereich entfernte. Brandursache war damals ein gewärmtes Kirschkernkissen, das sich entzündete.

Erinnerungslücken

Oma Ilse hat Erinnerungslücken. „Sie kam als Letzte aus dem Haus, stand noch im Gang herum“, vergisst Sylva diese Bilder nie. „Ich weiß nur, dass ich irgendwann unter dem Nussbaum vor dem Haus stand“, erinnert sich Ilse. Unter den Nussbaum hatte Sylvia alle ihre Kinder gestellt. Sie reagierte in jener verhängnisvollen Nacht absolut schnell und richtig. Ihr Mann Andreas befand sich nicht zu Hause. „Er war auf Montage im Ausland und kehrte erst am Tag danach zurück, als er vom Unglück erfuhr“, erzählt Sylvia.

Neues Haus

Retten konnte die Familie außer ihrem nackten Leben nicht viel. „Am nächsten Tag fand ich noch unsere Pässe und andere Dokumente, die in einem unversehrt gebliebenen Kasten aufbewahrt waren“, erzählt Sylvia. Für die Kinder war es sehr schwer, das Erlebte zu verarbeiten. Die Eltern haben mit ihnen sehr viel geredet.

Wieder kommt das „Danke“. Dieses Mal von Gatte Andreas. „Danke an unsere Verwandten. Danke an die Nachbarn und viele Bekannte, die uns nach dem Brand wunderbar unterstützt haben. Danke natürlich auch an die Feuerwehr, die Gemeinde und das Land. Man sieht in solchen Situationen, wie groß das Herz vieler Menschen ist.“

Die Hintereggers stehen auf ihrem leer geräumten Grundstück und denken an die Zukunft. „Bald wird hier unser neues Haus gebaut“, verrät Andreas. Noch vor Weihnachten möchten sie einziehen. Und spätestens dann soll für die Großfamilie ein neues Leben beginnen.

Die erlösende Nachricht für uns trotz des Schocks war: Wir blieben alle unversehrt.

Sylvia Hinteregger