Flüchtlingsheim Karim schließt

Vorarlberg / 10.03.2017 • 19:17 Uhr

Dornbirner Heim mit 30 Plätzen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge macht zu.

Dornbirn. Kinder und Jugendliche dürfen nicht auf sich allein gestellt sein, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) schon gar nicht. Sie sind traumatisiert, teilweise physisch wie psychisch gebeutelt, haben aber die besten Chancen auf Integration, da junge Menschen schneller lernen. Die Verantwortlichen benötigen deshalb kleinere Heime sowie mehr und besseres Personal. Deshalb unterscheidet das Gesetz zwischen Flüchtlingen und unbegleiteten Minderjährigen, die Ressorts in der Landesregierung sind sogar getrennt. Eines haben minderjährige mit volljährigen Flüchtlingen aber gemeinsam: Die Zahl der Zugezogenen nimmt ab.

30 Betreuungsplätze weniger

Das Land hat deshalb schon drei große Flüchtlingsheime geschlossen, das ORS-Quartier in Feldkirch-Nofels folgt bald. Am 31. März ist das erste UMF-Heim an der Reihe. Das Haus Karim in Dornbirn sperrt nach 18 Monaten wieder zu, damit verfügt Vorarlberg über 30 Betreuungsplätze weniger.

Anfang Februar befanden sich 4543 UMF in Österreich, 168 davon in Vorarlberg. Zwar erfüllt damit die Landesregierung die Quote nicht, allerdings kommt es de facto zu keinen Zuteilungen in die Bundesländer mehr. Manche Länder fordern regelrecht neue UMF. Denn obwohl Neuankömmlinge ausbleiben, bleibt die Struktur erhalten. Also gibt es zwei Möglichkeiten: Freie Plätze nachbesetzen oder Plätze abbauen. Das Land und die Caritas haben sich nun für Zweiteres entscheiden: „Jetzt kommen praktisch keine UMF mehr nach Vorarlberg. Im November 2016 waren noch rund 200 im Land. Anfang 2018 könnte die Zahl unter 80 fallen“, erklärte Vorarlbergs Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch am Rande der Präsentation seines Tätigkeitsberichts am Freitag.

Derzeit nichts mehr geplant

Bernd Klisch von der Caritas bestätigt: „Am 31. März werden die letzten jungen Flüchtlinge aus dem Haus Karim ausziehen.“ Die Flüchtlinge sind erst am 30. September 2015 eingezogen, nun werden sie auf andere Quartiere verteilt. „Für die zehn Mitarbeiter wurden sehr rasch Lösungen gefunden“, erklärt Klisch. Weitere Schließungen seien vorerst nicht geplant. Die drei Caritas-Quartiere in Thüringen, Frastanz und Sonntag sind bereits zu, das ORS-Heim in Nofels folgt. „Die weiteren Plätze brauchen wir derzeit. Vor allem die Familienquartiere sind ausgelastet“, berichtet Klisch.

Evaluierung der Wohnformen

Das älteste Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ist das Haus Noah in Vandans. Es wurde am 2. April 2012 eröffnet und verfügt über zwölf Plätze. 2015 folgten das Haus David in Feldkirch (zwölf Plätze), das Haus Said in Bregenz (37 Plätze), die IfS-Wohngruppe in Lustenau (25 Plätze) und das Haus Karim. 2016 kamen das Haus Jonas in Lauterach und die IfS-Wohngruppe in Hohenweiler (beide 30 Plätze) dazu. Zudem betreut das SOS-Kinderdorf 16 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, weitere zehn sind in Patenfamilien des Vorarlberger Kinderdorfs untergebracht. Derzeit werden die Wohnformen von der Kinder- und Jugendanwaltschaft, dem Fachbereich im Landhaus, den betroffenen Institutionen und den Bewohnern selbst evaluiert. Ein Ergebnis soll bis spätestens Herbst dieses Jahres vorliegen.

Jetzt kommen praktisch keine UMF mehr nach Vorarlberg.

Michael Rauch