„Wir haben jetzt riesige Chance“

Vorarlberg / 20.06.2017 • 18:40 Uhr
„Wir haben jetzt riesige Chance“

Schulforschungsprojektleiterin Gabriele Böheim will “Schule neu” weiterentwickeln.

Feldkirch. Die Bildungsreform liegt beschlussreif am Tisch, für die Einrichtung einer Modellregion Vorarlberg ist ein rechtlicher Rahmen gegeben. Dennoch halten viele Lehrer, Eltern und Direktoren im Pflichtschulbereich eine Umsetzung für sehr unwahrscheinlich. Sie schätzen die Chancen auf eine Zustimmung der Schulpartner an den acht öffentlichen Langform-Gymnasien in Vorarlberg für eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen für sehr gering ein. Bleibt eine flächendeckende Modellregion Vorarlberg mit der gemeinsamen Schule als Mittelpunkt daher ein Phantom?

Ziel bleibt

„Nein“, sagt dazu Gabriele Böheim (57), Leiterin des Forschungsprojekts „Schule der Zehn-bis 14-Jährigen in Vorarlberg“, dessen klar formuliertes Ziel eine gemeinsame Schule für diesen Altersbereich ist. „Wir haben noch genug Zeit, eine Mehrheit von Eltern und Lehrer davon zu überzeugen, dass eine heterogene Schule das Beste für alle Kinder ist.“ Wie das gehen soll, erläutert Böheim an einem Beispiel: “Es muss uns gelingen, bei den Bildungsstandardtests bessere Ergebnisse zu erzielen. Können Eltern und Lehrer erkennen, dass die Leistungen besser werden, dann sind das gute Argumente.” Am Ziel, eine flächendeckende gemeinsame Schule in Vorarlberg zu erreichen, halte sie fest.

Arbeit läuft

Aktuelle Fortschritte beim Forschungsprojekt sollen laut Böheim den Schulen sofort zugute kommen. “Wir haben im kleinen Vorarlberg die riesige Chance, eine neue Schule zu entwickeln. Diese Chance sollten wir nutzen”, verbreitet die Leiterin des Forschungsprojekts Optimismus.

Man liege mit der Umsetzung des Projekts gut im Plan. “Die Schulentwicklung ist im Gange. Ab Herbst gibt es an der Pädagogischen Hochschule für diesen Bereich eine Professur. Das pädagogische Konzept ist bereits fertig”, berichtet Böheim. Viel hält die Expertin von der Entwicklung einer datenbasierten Feedbackkultur zur Steigerung der Qualität und setzt ebenso auf den Ausbau des Angebots für Aus-, Fort- und Weiterbildung an der PH Vorarlberg. “Wir werden zeigen, dass ein Unterricht in heterogenen Lerngruppen für alle Schülerinnen und Schüler gewinnbringend gestaltet werden kann”, gibt sich Böheim kämpferisch.

Kritik aus Wien

Die bundesweite AHS-Lehrergewerkschaft ist mit dem Ergebnis der Bildungsreform nicht zufrieden. Ihre Hauptkritik richtet sich gegen die erzielte Einigung bei der Modellregion Vorarlberg, bei der eine einfache Mehrheit der Schulpartner an den jeweiligen Standorten für die Implementierung einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen ausreicht. “Aus meiner Sicht ist es ein Rückschritt gegenüber dem alten System, wo zur Einrichtung eines Schulversuchs eine Zweidrittelmehrheit von Lehrern und Eltern erforderlich war”, sagt der Gewerkschaftsvorsitzende Herbert Weiß.

Der Vorarlberger Pflichtschulgewerkschafter Gerhard Unterkofler (58) kann mit dem Erreichten gut leben. “Die Gewerkschaft hat bei dieser Bildungsreform viel erreicht”, ist er überzeugt.

Bessere Leistungen wären gute Argumente für eine neue Schule.

Gabriele Böheim