Platzwart macht den Anfang

Die Aktion 20.000 startet am Samstag. Erste Arbeitsplätze sind bereits vermittelt.
Bregenz, Wien. Menschen, die ihr 50. Lebensjahr bereits hinter sich haben und plötzlich ohne bezahlte Arbeit dastehen, haben es schwer. Überqualifiziert, zu teuer, zu erfahren, zu alt, zu wenig belastbar, zu konservativ – die Gründe und Ausreden sind mannigfaltig, im Ergebnis ident: Schicksal Langzeitarbeitslosigkeit. Als langzeitarbeitslos gilt man nach einem Jahr ohne Job. Für Betroffene über 50 hat die Bundesregierung das Programm Aktion 20.000 ersonnen. Am Donnerstag stimmte der Nationalrat mit Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen zu. Am 1. Juli kann das Projekt beginnen, also am Samstag.
Das Programm richtet sich an Vereine, an Gemeinden und gemeinnützige Organisationen. Sie sollen spezielle Jobs schaffen, die der Bund bezahlt. Das Programm kostet jährlich 200 Millionen Euro und gilt zunächst für zwei Jahre. Das Ziel: Die Langzeitarbeitslosen sollen wieder in den ersten Arbeitsmarkt wandern. Allein in Vorarlberg gibt es rund 1000 Langzeitarbeitslose über 50.
Den Anfang machen Modellregionen, in Vorarlberg der Bezirk Bregenz, vor allem Wolfurt, Hard und Bregenz. Ab 1. Jänner wird das Programm aufs ganze Land ausgedehnt. Wie der Name sagt, will die Bundesregierung österreichweit pro Jahr 20.000 Jobs schaffen, in Vorarlberg liegt das Ziel bei 400. Verantwortlich für die Abwicklung ist das Arbeitsmarktservice (AMS). Vorarlbergs AMS ist vorbereitet, wie dessen Chef Bernhard Bereuter den VN berichtet.
Das AMS hat mit den betreffenden Institutionen einen Plan entworfen, der zwei Wege vorsieht. Einerseits können die Organisationen, Vereine und Gemeinden ihren Bedarf an das AMS melden. Das Amt sucht anschließend nach Personen, die infrage kommen. Andererseits wird das AMS aktiv und versucht selbst, Langzeitarbeitslose in eine Beschäftigung zu bringen, sollte sich eine entsprechende Qualifikation herauskristallisieren.
Die Verantwortlichen haben im Hintergrund bereits einiges getan. „Wir konnten schon ein paar Vermittlungen fixieren“, führt Bereuter aus. Das heißt, die ersten Langzeitarbeitslosen starten am Samstag in die Aktion 20.000, darunter zum Beispiel ein Platzwart. Bereuter rechnet aber damit, dass viele Arbeitsplätze erst im September entstehen: „Im Sommer ist es in den Gemeinden ein bisschen ruhiger.“
Assistenz beginnt im Herbst
Ein weiteres Projekt der Aktion 20.000 heißt „Selbstständig leben daheim“. Es soll Menschen ermöglichen, als eine Art persönlicher Assistent bei Pflegebedürftigen tätig zu sein. Land, AMS und Mohi (Mobiler Hilfsdienst) haben dazu kürzlich ein Konzept fertiggestellt, das im Herbst Realität wird, und zwar in Form von Kursen. Einzelne Menschen aus dem ganzen Land könnten zwar schon im laufenden Jahr einen Job im Bezirk Bregenz annehmen, richtig starten soll „Selbstständig leben daheim“ aber erst 2018. Bereuter erläutert: „Der Bezirk Bregenz ist für dieses Programm zu klein. Allerdings werden wir ab Jänner im ganzen Land starten können.“
Die zuständige Landesrätin Katharina Wiesflecker hält „Selbstständig leben daheim“ für sehr hilfreich: „Das Projekt hat viel Potenzial. Die Mobilen Hilfsdienste können damit in der Betreuung von Betroffenen und in der Unterstützung der Angehörigen jene Versorgungslücke schließen, die sich derzeit zwischen den stundenweisen Hilfsdiensten und der 24-Stunden-Betreuung auftut.“ Auch AMS-Chef Bereuter ist vom Sinn der Aktion 20.000 überzeugt: „Das ist eine gute Aktion. Allerdings müssen wir uns die Frage stellen, was danach geschieht.“ Schließlich ist die Finanzierung bisher bis 30. Juni 2019 gesichert. „Für die betroffenen Personen ist es jedenfalls eine Chance.“
Die Aktion 20.000 bietet vielen Menschen eine Chance.
Bernhard Bereuter
Stichwort. Aktion 20.000
Der Nationalrat hat am Donnerstag die Aktion 20.000 beschlossen. Es ist ein Programm, das 20.000 Arbeitsplätze für über 50-jährige Langzeitarbeitslose schaffen soll. Langzeitarbeitslos bedeutet: Mindestens ein Jahr lang ohne Job. Die Aktion ist vorerst auf zwei Jahre angesetzt. Die Lohnkosten übernimmt der Bund in dieser Zeit fast vollständig, je nach Verdienst. Der Bund rechnet mit Kosten von 200 Millionen Euro. In jedem Bundesland wurde eine Testregion bestimmt, in Vorarlberg startet das Projekt im AMS-Bezirk Bregenz. Beginn: 1. Juli, also am Samstag. Auch das Projekt “Selbstständig leben daheim” ist Teil der Aktion 20.000. Es wird allerdings frühestens im Herbst anlaufen. Insgesamt sollen in Vorarlberg mit der Aktion 400 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.