Starke Frauen für die Polizei

Vorarlberg / 22.08.2017 • 20:33 Uhr
Claudia Feurstein und Angelika Schiemer (v.l.): Die Polizeidamen der BH Dornbirn. Foto: Stiplovsek
Claudia Feurstein und Angelika Schiemer (v.l.): Die Polizeidamen der BH Dornbirn. Foto: Stiplovsek

Claudia Feurstein und Angelika Schiemer leiten bei der BH Dornbirn die Polizeiabteilung.

Dornbirn. Irgendwann im Laufe des Gesprächs sagt Angelika Schiemer (43): „Bei den Meetings schätzen sie uns als einzige Frauen schon. Diesen Eindruck haben wir jedenfalls.“ Dabei lacht sie und steckt damit auch ihre gleichaltrige Kollegin Claudia Feurstein an.

Wenn nicht speziell darauf angesprochen, kehren die beiden Juristinnen nie ihren Frauen-Status inmitten einer Männerwelt hervor. Auch wenn sie bei den Polizisten des Bezirks an der Spitze der Hierarchie stehen, weitreichende Entscheidungen treffen und sogar bei nicht unheiklen Einsätzen persönlich vor Ort sind. Wie zum Beispiel bei jenem vor einigen Wochen, als die Polizei unter Leitung der beiden Damen Wettlokale in Lustenau aushoben und diese zusperrten – die VN berichteten. Die weibliche Oberhoheit in der Männerdomäne Polizei ist im Bezirk Dornbirn respektiert und früchtetragend.

Seit 2005 dabei

Wie wird man zu solch starken Frauen? Die Antworten sind unspektakulär. „Ich war schon vorher im Landesdienst und hab´ gesehen, dass diese Stelle ausgeschrieben wird. Ich suchte eine neue Herausforderung. Also habe ich mich beworben“, erzählt Claudia Feurstein. Der Rest ist bekannt. Sie bekam die Stelle und drückte dem Bezirkspolizeikommando ihren Stempel auf. 2005 war das. Als sie vor einigen Jahren aus der Mutterkarenz zurückkehrte und nur 50 Prozent arbeiten wollte, suchte sie einen Partner. „Und wer arbeitet gewöhnlich nur 50 Prozent – eine Frau“, bemerkt Feurstein. Also machte vor drei Jahren Angelika Schiemer, vorher beim Rechnungshof und ebenfalls Mutter, das Rennen. Zwei Damen, zwei starke Charaktere mit doch unterschiedlichen Wesenszügen.

Einsatz-Dienste

Als „realistisch, lösungsorientiert und gesprächsfähig“ bezeichnet sich Claudia Feurstein. „Zuerst etwas leichtgläubig“ war Angelika Schiemer. „Ich hab halt immer zuerst an das Gute im Menschen geglaubt. Jetzt bin ich misstrauischer geworden.“ Was sie beide ganz sicher sind: Ein hervorragendes Team, das sich ideal ergänzt und in dem es keine Vorgesetzte gibt.

„Wir teilen uns die Woche auf. Es ist immer nur eine von uns im Büro. Mitte Woche gibt es die Übergabe“, erklärt Feurstein die Arbeitsweise. Freilich: Wenn es die Situation erfordert, sind sie auch gemeinsam da. Zum Beispiel bei Besprechungen oder bei Spezialeinsätzen vor Ort. Das kann bei behördlich überwachten Sportveranstaltungen sein oder bei Razzien und unangemeldeten Überprüfungen von Glücksspiellokalen. In der Betreiberszene der anrüchigen Spelunken hat das Duo ordentlich aufgeräumt. Für Feurstein und Schiemer kein Grund zur Euphorie. „Erstens kostet dieser Kampf ohne eine Sondereinheit sehr viel Energie. Und zweitens könnte es uns der Bund mit seinem Glücksspielgesetz etwas leichter machen. In puncto Effizienz wäre da noch viel Luft nach oben“, betont Feurstein.

Schöne Momente

Schöne Momente in ihrer Polizeiarbeit kennen beide jedoch auch. „Ich freue mich an alltäglichen Erfolgen. Wenn es gelingt, bei Konflikten eine für alle akzeptable Lösung zu finden“, beschreibt Schiemer ihre beruflichen Glücksgefühle. Feurstein hat es eine ganz besondere Geschichte mit Happy End angetan. „Es ging um die Aufenthaltsbewilligung einer ausländischen Großfamilie, deren Oberhaupt in der Schweiz den Job verlor. Gute Leute. Die Chancen standen schlecht. Und doch gelang es letztlich, diesen Aufenthalt zu erhalten.“

Schiemer und Feurstein werden oft Zeugen von menschlichen Problemen und großen Nöten. Die Vollziehung von Gesetzen ist dann nicht immer einfach. Andererseits: Kein Tag ist für das Damenduo so wie der vorangegangene. „Und das macht unseren Job ja auch so spannend“, findet Feurstein.