Grüner Einsatz für den jüngsten Nachwuchs
Walser und Wiesflecker klagen: Kindergärten und Kleinkindförderungen kommen zu kurz.
Dornbirn. Zu Kurz gekommen, sprich zum ÖVP-Kanzlerkandidaten Sebastian Kurz, sei laut dem Grünen-Bildungssprecher Harald Walser (64) die Sprachförderung von Kindern mit Sprachdefiziten in Deutsch. „Doch in seinem Ressort ist diesbezüglich nichts geschehen. Es gab keinerlei Evaluierung. Das war Populismus pur.“
Es war dies aber nur einer der Kritikpunkte, die Walser und Wiesflecker äußerten. So sei von den im Regierungsübereinkommen für 2013 bis 2017 vereinbarten Maßnahmen nichts umgesetzt worden: nicht der bundesweite Qualitätsrahmen für Elementarpädagogik, nicht das zweite kostenlose Kindergartenjahr, nicht die Prüfung der Geldströme vom Bund zu Ländern und Gemeinden im Rahmen des Finanzausgleichs.
Briefe aus Vorarlberg
„Es droht ein Kahlschlag“, schwant Walser Schlimmes. „Vor allem dann, wenn die bestehende 15a-Vereinbarung nicht fortgeführt wird.“ Zum Beweis für das Ausmaß der Sorgen zeigt Walser ein Bündel Briefe von Vorarlberger Bürgermeistern an das Bildungsministerium, in denen diese ihre Sorgen über die Unterstützung für Kindergärten und Frühförderung zum Ausdruck brachten.
Geld floss in die Frühförderung in den vergangenen drei Jahren nicht wenig. Bundesweit fehlen der Elementarpädagogik bei Ausbleiben einer neuen 15a-Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern laut Walser und Wiesflecker für die drei Jahre nach 2018 aber nicht weniger als 575 Millionen Euro. 305 Millionen für den Ausbau von Infrastruktur, 60 Millionen für Sprachförderung und 210 Millonen für das Gratis-Kindergartenjahr. Je fünf Prozent dieser Summen stünden dem Land Vorarlberg zu.
Dass es im westlichsten Bundesland um die Elementarpädagogik nur schlecht steht, wollte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker dann aber nicht so stehen lassen. „Die zur Verfügung stehenden Bundesgelder aus dem Topf für Anschubförderungen wurden abgeholt und genutzt.“ Es seien in den letzten beiden Jahren auch 500 Betreuungsplätze für Kleinkinder geschaffen worden, betonte die Landesrätin.
Viele Forderungen
Neben den bereits erwähnten Forderungen für Elementarpädagogik im Allgemeinen und Kindergärten im Besondern haben die Grünen noch einige mehr. Dazu zählt der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag. Das sei zwar nicht von heute auf morgen möglich, könne aber als langfristiges Ziel in die Wege geleitet werden.
Bezüglich bundesweitem Qualitätsrahmen für Kindergartenbetreuung haben die Grünen klare Vorstellungen. „Es braucht Festlegungen dafür, wie groß eine Gruppe sein soll, wie der Pädagogenschlüssel auszusehen hat, wie viele Schließtage es geben darf und wie die Öffnungszeiten sind“, präzisiert Walser. All diese Dinge seien für den Erfolg von Elementarpädagogik entscheidend.
Weiblicher Beruf
Zur Qualitätssteigerung der Förderung von Kleinkindern und Kindergartenkindern gehört in den Augen der Grünen die Verbesserung der Ausbildung von Elementarpädagogen. „Es kann nicht sein, dass die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin bzw. des Kindergartenpädagogen in der Sekundarstufe angesiedelt ist“, meint Walser, bezugnehmend auf die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAFEP). „Nur 50 Prozent der Abgängerinnen und Abgänger arbeiten danach tatsächlich in einem Kindergarten“, wirft Wiesflecker ein.
Eine Entscheidung für
diesen Beruf könne erst mit 18 erfolgen und nicht schon mit 14.
Der Kindergartenpädagoge der Zukunft müsse eine Hochschulausbildung haben, meinen die Grünen. Das würde vielleicht auch den gesellschaftlichen Stellenwert des Berufs steigern „und diese Tätigkeit dann für Männer wieder attraktiver machen“, hofft Wiesflecker. Denn noch ist der Beruf des Elementarpädagogen ein fast ausschließlich weiblicher.
Steigt der gesellschaftliche Stellenwert, gibt‘s vielleicht mehr männliche Elementarpädagogen.
Katharina Wiesflecker