Der Masseverwalter

Vorarlberg / 11.10.2017 • 19:55 Uhr
Hagen sagt, Lugars Fehler habe 300.000 Euro gekostet. VN/Paulitsch
Hagen sagt, Lugars Fehler habe 300.000 Euro gekostet. VN/Paulitsch

Christoph Hagen über die Abwicklung des Team Stronach.

Hörbranz Das Team Stronach steht am 15. Oktober bekanntlich nicht mehr zur Wahl. Damit scheidet auch der Hörbranzer Christoph Hagen aus der Politik aus. Zeit für einen Rückblick.

 

Ist die Abwicklung des Team Stronach erledigt?

Hagen Ja, so gut wie. Die rechtliche Situation war relativ schwierig. Niemand konnte sagen, wie es funktioniert. Wir haben uns umfassend schlau gemacht. Auch den Zugriff auf die Konten haben wir wieder, Ende Oktober werden die letzten Gehälter überwiesen. Da mussten wir leider ein paar Fehler unseres ehemaligen Klubobmanns ausgleichen.

 

Welche Fehler?

Hagen Robert Lugar hat die Kündigungen nicht vorschriftsmäßig erledigt. Ab 21 Mitarbeitern muss das AMS-Vorwarnsystem aktiviert werden. Er hat immer gesagt, er wisse schon, wie das geht. Das hat die Steuerzahler nun ungefähr 300.000 Euro an zusätzlichen Gehältern und so weiter gekostet. Das, was übrig bleibt, werden wir dem Steuerzahler zurückgeben. Das sind noch rund 500.000 Euro.

 

Warum ist aus der Kandidatur als Vision Österreich nichts geworden?

Hagen Der Gedanke war zunächst, eine Denkfabrik aufzuziehen. Dann kam die Idee, mit dieser Plattform zu kandidieren. Parteien aus verschiedenen Landtagen hätten mitgemacht, das wäre schon auf Schiene gewesen. Unter anderem die Liste Schnell, dazu eine Liste in Tirol. Wir hätten ja auch einen guten Spitzenkandidaten gehabt.

 

Wen?

Hagen Das darf ich nicht sagen. Er ist sehr bekannt, aber wir haben versprochen, dass es geheim bleibt. Jedenfalls wollten wir mit dieser Plattform in die Wahl gehen, es hätte aber noch ein bisschen Zeit gebraucht. Außerdem haben wir mittlerweile mitbekommen, dass unser damaliger Klubobmann ein bisschen dagegen gearbeitet hat. Dadurch ist das nichts geworden.

 

Was bedeutet dagegen gearbeitet?

Hagen Böse Zungen behaupten, dass sein Gegengeschäft, um bei Strache unterzukommen, die Zerstörung des Team Stronach war. Ich weiß nicht, ob es stimmt, das sind halt böse Zungen. Aber es wäre nachvollziehbar.

 

Sie haben 14 Jahre Bundespolitik hinter sich. Was war die schwierigste Zeit?

Hagen 2004 hat es beim Abfangjägerkauf eine Pattsituation im Bundesrat gegeben, das war mein Werk und hat mich den Kopf gekostet. Zudem habe ich bei der Abgabe von Sparguthaben der VGKK gegen den eigenen Sozialminister gestimmt. Im Endeffekt hat man mich deshalb bei der Landtagswahl 2004 ausgebootet, obwohl etwas anderes in die Hand versprochen wurde.

 

Sie sind durch umstrittene Wortmeldungen aufgefallen. Der Bürgerkrieg etwa oder Ihr Vergleich von Homosexuellen mit Schnecken.

Hagen Ja, das war bewusst. Auch die Armenhäusergeschichte. Als kleine Partei hast du das Problem, dass du in vielen Medien nicht vorkommst. Deshalb musst du provozieren. Das habe ich von Jörg Haider gelernt. Zuerst einmal ein brutales Wort reinwerfen, damit alle schreien. Dann fangen die Leute an, nachzudenken und kommen drauf, dass die Forderung dahinter eigentlich gar nicht so falsch ist.

 

Könnte es sein, dass Sie am Sonntag die FPÖ wählen, für die Robert Lugar nun kandidiert?

Hagen Da tue ich mir im Moment sehr schwer. Möglich ist es schon, weil ich gewisse Sachen sehr gut finde. Aber es gibt auch bei der ÖVP sehr gute Ansichten. Mich spricht auch die Männerpartei ein bisschen an. Das Unterhaltsrecht stammt noch aus der Zeit von Broda.

 

Deren Spitzenkandidat Hannes Hausbichler würde sich über prominente Unterstützung sicher freuen.

Hagen Ich kann ja zwei Unterstützungsunterschriften geben, einmal als Abgeordneter und als Privatmensch. Privat habe ich ihm mitermöglicht, dass er kandidieren kann, das ist mir ein Anliegen. Das heißt aber noch nicht, dass ich ihn wähle.

Zur Person

Christoph Hagen
war von 1999 bis 2004 für die FPÖ im Bundesrat, von 2008 bis 2012 für das BZÖ im Nationalrat. Seit 2012 für das Team Stronach, zuletzt zusätzlich Generalsekretär.

Geboren 28. Dezember 1968

Wohnort Hörbranz

Beruf Polizist

Lesen Sie die Langversion
des Interviews in der Online­ausgabe.