Zeit zur Erholung für ermattete Schüler

Vorarlberg ist das einzige Bundesland, in dem es per Verordnung Herbstferien gibt.
Bregenz Bis zu elf Tage könnten sie heuer dauern, die Herbstferien, die es nur in Vorarlberg gibt. Verordnet vom Landesschulrat Vorarlberg, gerne in Anspruch genommen von allen Schülern des Landes. Es obliegt den Schulen, nach dem freien Allerseelentag, einem Donnerstag, einen autonomen Tag für den nächstfolgenden Freitag zu setzen. Und schon erstrecken sich die Herbstferien 2017 auf elf freie Tage.
Autonome Tage
Nach sechseinhalb Wochen Unterricht im neuen Schuljahr fällt am morgigen Nationalfeiertag der Startschuss für die Herbstferien. Drei etatmäßige Schultage fallen dafür „zum Opfer“. „Wobei wir zwei Tage durch die Streichung der freien Tage nach Ostern und Pfingsten dafür hereinbringen, einen Tag müssen die Schulen aus ihrem Kontingent von schulautonomen Tagen verwenden“, erklärt Elisabeth Mettauer (35), Sprecherin des Landesschulrates für Vorarlberg.
Stichwort schulautonome Tage. Deren vier pro Schuljahr haben die Pflichtschulen, über fünf verfügen die höheren Schulen. Diese können sie einsetzen, wann sie es wollen. Als Favoriten gelten diesbezüglich die Tage nach den Feiertagen im Mai. Sie ermöglichen lange Wochenenden.
„Nicht alle Schulen machen Herbstferien“, berichtet Mettauer. Konkret sind das etwa die Volks- und Mittelschule Au sowie die Volksschulen Damüls, Schröcken, Schnepfau und Schoppernau. Auch die Tourismusschule Bludenz macht keine Herbstferien, „weil ihnen das nicht in ihre Planung mit all den Praktika passt“, weiß Mettauer.
Herbstferien gibt es in Vorarlberg seit 2004. Österreichweit gab es seitdem nur in Salzburg den Versuch, diese einzuführen. Nach einmaliger Durchführung sprach sich jedoch eine Mehrheit der Eltern dagegen aus. Auch in Kärnten gab es 2014 eine Umfrage über die Einführung von Herbstferien. Auch dort lehnten die Eltern das ab. „Ich weiß nicht, warum die anderen das nicht wollen. Bei uns sind alle Schulpartner dafür“, sagt Schullandesrätin Bernadette Mennel (58). Jetzt würden sich das Bundesland Tirol und der Bund dafür interessieren und die Vorarlberger um ihre Erfahrungen bitten.
Auch Kritik
Im westlichsten Bundesland wissen die Schulverantwortlichen die Eltern auf ihrer Seite. „Studien belegen den Nutzen von Herbstferien nach dem vorangegangenen Lernblock“, argumentiert Martha Stüttler-Hartmann, Pflichtschulelternsprecherin. Sie weiß sich mit dieser Meinung im selben Boot mit ihrem Kollegen Mario Waldner, der die Eltern von Schülern der AHS/BHS vertritt. Dies sei natürlich auch im Sinne des Tourismus, meint Waldner. Ganz unumstritten sind die Herbstferien aus lernpsychologischer Sicht jedoch nicht. Psychologe Traugott Zech hat zum Thema einen differenzierten Zugang: „Diese Ferien können sich unterschiedlich auswirken. Ein kleiner Volksschüler braucht so eine Pause tatsächlich. Bei einem älteren Schüler kann das jedoch anders sein. Der wird womöglich aus einer produktiven Lernphase herausgerissen und braucht danach Zeit, um hineinzukommen.“
In der Steiermark übt der Kinderpsychologe Philip Streit sogar scharfe Kritik an den Herbstferien. „Diese freien Tage unterbrechen den Schulalltag. Entwicklungspsychologisch gibt es wenig bis gar keine Evidenz, dass Kinder nach sechs Wochen so kaputt sind, dass sie das nicht aushalten“, wird der Experte vom ORF Steiermark zitiert.
„Ich weiß nicht, warum die anderen keine Herbstferien wollen.“
