Kritik am Aus für Jobaktion

Vorarlberg / 02.01.2018 • 19:29 Uhr
Christine Tran arbeitet seit August dank der Aktion 20.000 in Lauterach. VN/Prock
Christine Tran arbeitet seit August dank der Aktion 20.000 in Lauterach. VN/Prock

AMS und Integra bedauern das Aussetzen der Aktion 20.000.

Lauterach, Schwarzach Christine Tran ist 56 Jahre alt und Feinkostverkäuferin. Bis 2013 arbeitete sie in einem Supermarkt, bis ein Unfall sie aus dem Alltag riss. Seitdem suchte sie einen Job. Über 50 Jahre alt und gesundheitliche Probleme: Es gibt bessere Voraussetzungen für den Arbeitsmarkt. Christine Tran suchte, bis das AMS ihr von der Aktion 20.000 erzählte. Seit August 2017 arbeitet sie als Verkäuferin bei „Tante Irma“ in Lauterach, einem Geschäft der Integra. Sie gehört damit zu den 62 Vorarlbergern, die im Rahmen der Aktion 20.000 eine Arbeit gefunden haben. Eigentlich hätte die Aktion am 1. Jänner auf das ganze Land ausgeweitet werden sollen. Die schwarz-blaue Bundesregierung hat sie nun, zusammen mit dem Beschäftigungsbonus, vorerst ausgesetzt.

Beide Maßnahmen stammen von der Vorgängerregierung und gelten als Prestigeprojekte der SPÖ. Die Aktion 20.000 sollte über 50-Jährige, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, zurück in den Arbeitsmarkt bringen. Im Juli 2017 startete sie in Testregionen, in Vorarlberg im Bezirk Bregenz. Die Vorbereitung für die Ausweitung sei eigentlich abgeschlossen gewesen, erklärt Vorarlbergs AMS-Chef Bernhard Bereuter: „Wir haben in der Vorlaufzeit weitere 125 offene Stellen für die Aktion gefunden.“ Rund 60 davon werden noch zustande kommen.

Arbeit statt Arbeitslosigkeit

Christine Tran gehörte zu den ersten in der Aktion 20.000. „Über drei Jahre habe ich gesucht. Ich wollte nicht in die Mindestsicherung fallen.“ Ohne Aktion 20.000 wäre das geschehen, ist sie überzeugt. Für die Beschäftigten läuft die Aktion 20.000 bis Mitte 2019. Bis dahin übernimmt der Staat die Lohnkosten. Oliver Huber, Leiter des Integra-Ladens „Tante Irma“, ist überzeugt: „Wenn diese Menschen zu Hause bleiben, kosten sie den Staat mindestens so viel, wie in der AKtion 20.000.“ Sein Chef, Integra-Geschäftsführer Stefan Koch, betont: „Die Aktion war prinzipiell sehr sinnvoll.“ Einerseits würden gemeinnützige Arbeiten unterstützt, und: „Statt der Arbeitslosigkeit wird die Arbeit gefördert. Die Menschen bekommen wieder eine Chance. Wir bedauern das Ende der Aktion 20.000 stark.“

Wie berichtet, hat die Bundesregierung beide Maßnahmen abgeschafft, um sie zu prüfen. Allerdings möchte sie sich stärker auf Qualifizierungsmaßnahmen fokussieren. Stefan Koch von Integra stimmt zu: „Ausbildung ist ein Gebot der Stunde. Aber es bleiben immer Leute übrig.” AMS-Chef Bereuter ergänzt: „Gerade für die Zielgruppe der Aktion 20.000 reicht Qualifizierung nicht aus.“ Knapp 45 Prozent der Langzeitarbeitslosen über 50 haben eine körperliche Einschränkung. Außerdem sei es auch für ältere Hochqualifizierte schwierig, einen Job zu finden. Es ist schade, dass die Aktion komplett ausgesetzt worden ist.

Die Meinungen in der Politik gehen auseinander. Die SPÖ ärgert sich über das Ende der beiden Maßnahmen, wie der ehemalige Sozialminister und nunmehrige Abgeordnete Alois Stöger betont. Neos-Nationalratsabgeordneter Gerald Loacker wiederum freut sich, die Neos hatten die beiden Aktionen nämlich schon immer kritisiert. Christine Tran hingegen ist überzeugt: „Ohne das AMS, das IfS und den Staat hätte ich diesen Job nicht bekommen.“ Die staatliche Unterstützung habe ihr den Mut zurückgebracht.

Die Zahlen

62 Menschen haben durch die Aktion 20.000 in Vorarlberg in der Pilotphase einen Job gefunden.

125 offene Stellen hat das AMS vor den Start am 1. Jänner organisiert. Von diesen können nur noch rund 60 umgesetzt werden.

12.600 Anträge für den Beschäftigungsbonus wurden gestellt. Davon rund 500 Anträge aus Vorarlberg.

64.000 Arbeitnehmer werden über den Beschäftigungsbonus gefördert, etwa 2500 davon in Vorarlberg.

895 Millionen Euro kostet den Bund der Beschäftigungsbonus bisher. Ungefähr 35 Millionen Euro davon flossen an Vorarlberger Unternehmen.