Die ÖVP ist auf Brautschau

Vorarlberg / 11.01.2018 • 19:58 Uhr
Die ÖVP ist auf Brautschau

Nur noch drei Frauen sitzen neben 13 Männern für die ÖVP im Landtag.

Bregenz Elf Frauen, 25 Männer: Frauenanteil 30,5 Prozent. So setzt sich ab 31. Jänner aller Voraussicht nach der Landtag zusammen. Damit sinkt der Anteil weiblicher Abgeordneter um fünf Prozentpunkte. Zumindest voraussichtlich. Dass auf Gabriele Nußbaumer der Fraxner Bürgermeister Steve Mayr nachfolgt, ist bereits fix. Seit Mittwoch steht fest, dass Barbara Schöbi-Fink in die Landesregierung wechselt. Auch ihr dürfte ein Mann folgen. Markus Hartmann aus Dünserberg muss sich bis zum Wochenende entscheiden, ob er sein Mandat annimmt. Falls ja, sitzen für die ÖVP nur noch drei Frauen im Landtag: Beate Gruber, Martina Rüscher und Monika Vonier.

Die Vorarlberger Volkspartei hält damit bei einem Frauenanteil von 18,7 Prozent, was den niedrigsten Wert aller Fraktionen darstellt. Tut sich die ÖVP also besonders schwer, Frauen zu finden? Nein, meint Politikwissenschaftlerin und VN-Kommentatorin Kathrin Stainer-Hämmerle. “Gerade in Vorarlberg finden sich allgemein wenig Frauen in Führungspositionen. Speziell in der Wirtschaft fällt das immer wieder auf.” Die ÖVP könne sogar aus einer Gruppe gut ausgebildeter konservativer Frauen schöpfen. Allerdings müsse sich in Vorarlberg eine Frau stärker rechtfertigen. “Bei der Egger Bürgermeisterin hat man das gut gesehen.” Anfang 2016 hätte Carmen Willi Ortschefin werden sollen. Nach zahlreichen Angriffen winkte die Mutter dreier Kinder ab. Paul Sutterlüty übernahm das Amt. “Er wurde aber nie gefragt, wie er das Amt und die Kinder unter einen Hut bringen könne.”

Wolle die Politik das Engagement für Frauen attraktiver machen, müssten etwa Sitzungstermine familienfreundlich angesetzt werden. Stainer-Hämmerle fügt an: “Außerdem sollten Frauen als Vorbilder dienen. Fotos von Entscheidungsträgern, auf denen ausschließlich Männer zu sehen sind, helfen dabei nicht wirklich.” Zudem müssten Parteien mit speziellen Förderprogrammen arbeiten.

Die ÖVP tue dies bereits, erklärt Landtagsabgeordnete Martina Rüscher. Im April 2017 habe der Landesparteivorstand eine Quote für alle Landeswahlen beschlossen. Bei der nächsten Landtagswahl gilt also der Reißverschluss. Als Vorsitzende der ÖVP-Frauenbewegung ist Rüscher zudem für das Monitoringprogramm zuständig. “Wir nehmen Frauen auf, die politisch noch nicht sehr aktiv sind, sich das aber vorstellen können.” Jeder Teilnehmerin steht eine Landtagsabgeordnete zur Seite. Zudem werden die Frauen mit Informationen und Einladungen versorgt.

38 Frauen befänden sich aktuell im Programm. Auch Martina Ess war dabei, bevor sie bekanntlich als Landesspitzenkandidatin bei der Nationalratswahl antrat. Ob sie in den Nationalrat einzieht, ist noch offen. Franz Hörl, ein politisches Schwergewicht aus Tirol, macht ihr den Platz streitig.

„Fotos von Entscheidungsträgern, auf denen ausschließlich Männer zu sehen sind, helfen nicht wirklich.“

Frauen im Landtag ab Februar 2018

ÖVP Voraussichtlich drei von 16 Abgeordneten, sollte Markus Hartmann sein Mandat annehmen: Beate Gruber, Martina Rüscher, Monika Vonier. Frauenanteil: 18,75 Prozent

FPÖ Zwei von neun Abgeordneten: Nicole Hosp, Cornelia Michalke. Frauenanteil: 22,2 Prozent

Grüne Drei von sechs Abgeordneten: Vahide Aydin, Sandra Schoch, Nina Tomaselli. Frauenanteil: 50 Prozent

SPÖ Zwei von drei Abgeordneten: Manuela Auer, Gabriele Sprickler-Falschlunger. Frauenanteil: 66,6 Prozent

Neos Eine von zwei Abgeordneten: Sabine Scheffknecht. Frauenanteil: 50 Prozent

Regierung Zwei von sieben Mitgliedern: Katharina Wiesflecker (Grüne: eins von zwei), Barbara Schöbi-Fink (ÖVP: eins von fünf). Frauenanteil: 28,6 Prozent