Viel Kritik an isolierten Deutschklassen

Vorarlberg / 23.01.2018 • 18:22 Uhr
Minister Heinz Faßmann auf Schulbesuch. Der neue Ressortchef für Bildung will Deutschförderklassen einrichten.APA
Minister Heinz Faßmann auf Schulbesuch. Der neue Ressortchef für Bildung will Deutschförderklassen einrichten.APA

Mehrere Vorarlberger Schulvertreter halten Sprachsonderklassen für problematisch.

Schwarzach Der neue Bildungsminister Heinz Faßmann (62) hat eine erste kräftige Duftmarke gesetzt. Er hat angekündigt, Deutschförderklassen für Schulkinder mit mangelnden Kenntnissen der Unterrichtssprache einzuführen. Diese sollen in Volksschulen 15 Wochenstunden umfassen, in der Sekundarstufe eins 20 Stunden. Neben dem Besuch der Deutschförderklasse sollen diese außerordentlichen Schüler in Fächern wie Turnen oder Werkunterricht Teil der Regelklasse sein. Erst wenn die Kinder ausreichend Deutsch können, sollen sie vollumfassend in Regelschulklassen überführt und dort weiter im Fach Deutsch wöchentlich mit sechs Stunden gefördert werden. Zur Sprachfeststellung ist ein standardisiertes Testverfahren vorgesehen.

Engstler sieht Probleme

Pflichtschullandesschulinspektorin Karin Engstler (60) steht diesen Plänen skeptisch gegenüber. Sie ortet große Hürden bei der Umsetzung. „Gut finde ich die einheitlich durchgeführten Sprachscreenings. Damit lässt sich der Kenntnisstand in der Unterrichtssprache feststellen“, sieht Engstler aber auch einen Vorteil der geplanten Maßnahme. Einschränkung: „Diese Sprachscreenings müssten jetzt aber schnell gemacht werden, will man das Projekt schon im Schuljahr 2018/2019 starten.“

Für die Klassenbildung ergeben sich laut Engstler erhebliche Probleme. „Wie will man das in der Praxis machen? Da gibt es extra Deutschklassen sowie Regelklassen und auf einmal stoßen Schüler der Deutschklassen in die Regelklassen. Wie will man das so ohne weiteres machen und woher kommen die dafür benötigten zusätzlichen Lehrer und Klassenräume?“ Zudem könne man in der Volksschule zum Beispiel das Fach Musik nicht vom Sachunterricht trennen.

Die Ministerpläne sind nach Ansicht Engstlers womöglich an größeren Schulen umsetzbar. „Aber sie passen nicht zu den Standorten in Vorarlberg.“

Jedes Kind fördern

Auf Ablehnung stoßen separate Deutschförderklassen auch bei Wolfgang Felder (58), Direktor an der VS Rotkreuz in Lustenau mit einem Migrantenanteil von fast 50 Prozent. „Viele unserer Schüler weisen zum Teil beträchtliche Deutschmängel auf. Aber wir sind mit unserer Methode der Sprachförderung erfolgreich. Wir fördern jedes Kind, das es braucht, mit drei Stunden. Eigene Deutschklassen sind nicht vonnöten. Viel mehr braucht es die Unterstützung der Eltern, die bei vielen da ist.“ Speziell Flüchtlingskinder und deren Eltern zeichnen sich laut Aussage Felders durch hohe Motivation aus. Das könne man bei türkischstämmigen Eltern nicht von allen behaupten.

Auch Eltern für Status quo

Bernhard Posch (54), Direktor der Neuen Mittelschule Bregenz-Stadt, kann sich ebenfalls nicht vorstellen, wie das Modell des Ministers an Schulen wie der seinen umgesetzt werden soll. „Ich habe mich mit den Plänen noch nicht detailliert auseinandergesetzt und will mir sie noch genau anschauen. Aber für meine Schule kann ich sagen: Wir haben 230 Schüler an unserer Schule, davon sind 16 als Außerordentliche geführt. Das ist im Vergleich zu anderen Schulen viel. Diese Schüler haben wir altersgemäß in die verschiedenen regulären Klassen integriert. Ich wüsste nicht, wozu wir da eine extra Deutschklasse brauchen.“

Klar ist die Haltung der Vorarlberger Elternvertretung der Pflichtschüler. Sprecherin Martha Hartmann-Stüttler: „Wir haben das noch am Montag im Vorstand der Elternvertretung besprochen. Wir sehen diese Pläne sehr kritisch. Kinder lernen am besten von Kindern. Jene mit Deutschproblemen sollen zusätzliche Deutschstunden bekommen.“

„Der Elternverband ist klar gegen isolierte Deutschklassen. Wir sehen das kritisch.“

„Die Ministerpläne mit den isolierten Deutschklassen passen nicht zu Vorarlberg.“

Viel Kritik an isolierten Deutschklassen
Viel Kritik an isolierten Deutschklassen