Freude über das Mittelfeld

Vorarlbergs Unterstufe liegt bei Mathematik zwar im Österreichschnitt, verbessert sich aber stark.
Bregenz Ulrich sucht Buchstabenkombinationen, die eine Symmetrieachse besitzen. Seine Ergebnisse: MOM, TIIT, NAAN, MHM, WAAW, TTUTT. Bei einer Buchstabenkombination hat er sich geirrt. Bei welcher, und weshalb?
So lautet eine Frage aus den Tests, die am 11. Mai des Vorjahres österreichweit allen Schülern der vierten Klasse Unterstufe und ihren Klassenkollegen in den Mittelschulen gestellt wurden, also am Ende der sogenannten Sekundarstufe 1. Damit soll das Niveau der österreichischen Schüler in Mathematik verglichen werden, die Tests werden Bildungsstandards genannt. Österreichweit haben 72.704 Schüler teilgenommen, in Vorarlberg waren es 3665 Schüler aus 57 Mittelschulen und zehn Gymnasien. Bereits 2012 fand ein solcher Test statt, fünf Jahre später sind die Ergebnisse deutlich besser. Fünf Prozent der Schüler haben die Standards übertroffen (2012: drei Prozent), 54 Prozent haben sie erreicht (2012: 51 Prozent), 29 Prozent teilweise erreicht (2012: 29 Prozent) und 13 Prozent nicht erreicht (2012: 17 Prozent). Kein Wunder, dass Vorarlbergs Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) gut gelaunt war, als sie die Zahlen präsentierte: „Es gibt weniger Risikoschüler, das war unser großes Ziel. Die Schüler haben sich in allen Bereichen verbessert.“
Höchste Steigerung aller Länder
Die Bildungsstandards werden in Punkten gemessen. Wer beim Test 518 bis 690 Punkte erreicht, hat die Standards erfüllt. Zwischen 440 und 517 Punkten heißt das Ergebnis „teilweise erreicht“. Im Durchschnitt erreichten die Schüler im Land 543 Punkte und damit 16 Zähler mehr als vor fünf Jahren. Das ist österreichweit die höchste Steigerung. Insgesamt schnitt Oberösterreich am besten ab, vor Steiermark, Tirol, Niederösterreich und Vorarlberg.
Karin Engstler, Landesschulinspektorin für Allgemeinbildende Pflichtschulen (APS) sieht die Gründe für die Steigerung vor allem bei den Lehrern. „Die Haltung zu den Bildungsstandard-Tests hat sich verändert. Sie werden kaum mehr als unnötig gesehen.“ Außerdem sind Schulungen verpflichtend geworden, in denen Lehrer unter anderem an den Aufgabenformulierungen feilen. Laut Claudia Böhler-Wüstner von der Pädagogischen Hochschule (PH) haben 230 Lehrer in den vergangenen zwei Jahren eine Fortbildung besucht.
Großer sozialer Unterschied
Die Testergebnisse offenbaren einen großen Unterschied zwischen Mittelschule und Gymnasium. In den Pflichtschulen haben 16 Prozent die Bildungsstandards nicht erreicht, in den AHS ist es ein Prozent. Die Differenz der durchschnittlichen Punktzahl beträgt 83 Punkte (522 zu 605). Noch größer ist der Unterschied von Kindern mit Eltern, die höchstens die Pflichtschule abgeschlossen haben und Kindern von Akademikern. Von der zweiten Gruppe haben elf Prozent den Standard nicht erreicht, 57 Prozent haben ihn übertroffen. Unter den Kindern von höchstens Pflichtschulabsolventen erreichten 23 Prozent den Standard nicht, ein Prozent übertraf ihn. Der Vergleich nach dem Sozialstatus fällt noch eindeutiger aus. 54 Prozent des ersten sogenannten Quartils haben die Standards nicht erreicht, 58 Prozent des obersten (vierten) Quartils haben sie übertroffen. Also was tun?
Früh ansetzen, sagen Engstler und Schöbi-Fink. Denn die Tests in Volksschulen zeigen, dass sich das Niveau in der Sekundarstufe kaum mehr verändert. „Da ist es schon zu spät, wir müssen das Fundament im Kindergarten und in der Volksschule legen“, betont Schöbi-Fink.
In Vorarlberg besuchen 14 Prozent eine Schule mit sehr hoher oder hoher sozialer Benachteiligung. Um diese Schulen zu fördern, äußerte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) kürzlich in den VN Sympathien für Finanzierungsmodelle, die sich am Sozialindex orientieren. Ein Plan, dem auch Landesrätin Schöbi-Fink etwas abgewinnen kann: „Das ist eine Möglichkeit. Wir sammeln gerade Daten, auch ein Vorarlberger Weg ist möglich.“ Welche Schule gut und welche schlecht abgeschnitten hat, bleibt geheim. Allerdings müssen die Ergebnisse dem jeweiligen Schulgemeinschaftsausschuss präsentiert werden, zudem werden Schulen mit anderen in ähnlicher sozialer Lage verglichen.
Zurück zu Ulrich. Er hat sich bei NAAN geirrt, der Buchstabe N ist nicht symmetrisch. 43 Prozent aller geprüften Schüler in Österreich konnten diese Aufgabe lösen.
„Es gibt weniger Risikoschüler, die Schüler haben sich in allen Bereichen verbessert.“


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Bildungsstandards Vorarlberg
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