Segler ahoi – und ewig lockt der Bodensee

Vorarlberg / 15.04.2018 • 18:39 Uhr
Kommt ein Segelboot geflogen. In der Bootswerft Hartmann werden derzeit reihenweise Boote eingewassert.VN/Paulitsch
Kommt ein Segelboot geflogen. In der Bootswerft Hartmann werden derzeit reihenweise Boote eingewassert.VN/Paulitsch

In Werften und Häfen herrscht überall Hochbetrieb. Viele Boote werden eingewassert.

Hard Die „Coco de Mer“ erstrahlt in neuem Glanz. Moritz und Philipp bringen an der prächtigen 14-Meter-Holzjacht letzte kosmetische Handgriffe an, malen einige Stellen am Propeller nach. Schon wird das Boot an den Enden von Stahlseilen fixiert. Der Hebekran zieht die kostbare Fracht nach oben und manövriert sie anschließend vorsichtig ins Wasser. Die „Coco de Mer“ ist wieder im See.

Schöne Coco kommt teuer

Das Einwassern ist damit noch nicht beendet. Jetzt muss der Mast auf das wunderbare Schiff. Der ist 18 Meter hoch und wird in Präzisionsarbeit in die dafür vorgesehene Öffnung gehievt und fixiert. Das Team der Werft Biatel um Chef Uwe Biatel ist zufrieden. „Die Coco wird von ihrem Besitzer später nach Bregenz in den Jachthafen gefahren. Dort gehört sie im Sommer hin. Im Oktober sind dann wieder wir dran. Wir holen sie raus und bringen sie für den Winter in unsere Werft“, erklärt Uwe Biatel.

Ein klein wenig Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Schließlich wurde die Coco bei ihm konzipiert und gebaut. „Ein individuelles Stück. Wir haben sie vor 20 Jahren gebaut. Heute ist sie rund eine Million Euro wert“, beschreibt Biatel die Segeljacht, die er und seine Mitarbeiter jedes Frühjahr wieder fit für den Bodensee machen. Die Coco ist auch in Erhalt und Betrieb ein kostspieliges Vergnügen. Ihr Besitzer muss jährlich mehrere Tausend Euro für sie aufbringen.

Hochbetrieb bei Hartmann

Zwei Steinwürfe vom Harder Hafen entfernt, bei der Hartmann-Werft, wimmelt es an Land nur so von Booten. Aber es werden täglich weniger, weil die schwimmenden Prachtstücke schließlich eines nach dem anderen wieder dorthin gebracht werden, wo sie in ihrem Element sind – ins Wasser. „Von März bis Juni wassern wir rund 900 Boote ein“, berichtet Werft-Geschäftsführer Alexander Kalb. Die Hälfte davon übernimmt die Werft im Oktober zum Auswassern und Lagern in den eigenen Hallen. „Die anderen werden von ihren Besitzern nach Hause gebracht.“

In den Werfthallen wird eifrig poliert, repariert, gemalt. Der beißende Geruch eines Farbschutzmittels steigt in die Nase. Kalb zeigt auf eine Jacht, deren Äußeres zerkratzt ist. „Das ist das Boot, das am vergangenen Wochenende hier auf den Damm auffuhr“, schmunzelt er. Nachsatz: „Für das, was hätte passieren können, halten sich die Schäden eh in Grenzen.“

57.000 Boote am See

Draußen, auf dem großen Platz vor der Anlegestelle, stehen weitere 50 größere und kleinere Boote auf Stützvorrichtungen. Beim Durchspazieren verliert sich der Besucher in einem Labyrinth von Kunststoff und Stahl. Ein Boot wird gerade mit einem großen Kran zum Wasser gehievt, an diesem windigen Tag kein leichtes Unterfangen. „Wenn der Wind zu stark wird, schaukeln die Boote in der Luft hin und her. Das kann problematisch werden. In der Früh war der Wind so stark, dass wir keine Boote ins Wasser lassen konnten“, erzählt Kalb. An der Anlegestelle sind einige Mitarbeiter mit letzten Checks an einem soeben ins Wasser gebrachten Boot beschäftigt. Alles wird noch einmal genau überprüft: Motor, Propellerfunktion, Elektronik. Der Motor heult auf, die Arbeiter nicken zufrieden. Ahoi für einen Sommer auf dem See.

Allein von der Hartmann-Werft werden jedes Jahr 1200 Boote auf den See entlassen. Unvorstellbare 57.000 Schiffe in allen Größen verkehren während der Sommermonate insgesamt auf dem Bodensee.

Die wunderschöne „Coco de Mer“ wird dem Bodensee zur Ehre gereichen. Im Harder Hafen startet sie ihre heurige Segelsaison.
Die wunderschöne „Coco de Mer“ wird dem Bodensee zur Ehre gereichen. Im Harder Hafen startet sie ihre heurige Segelsaison.