Zwölf Knaben und die neue Zeit in Riedenburg

Sacré Coeur hat als reine Mädchenschule ausgedient.
Bregenz Dominik, Julian und Maurice blinzeln noch etwas schüchtern in die Sonne, die die majestätischen Gebäude der altehrwürdigen Riedenburg in frühlingshaftem Glanz erstrahlen lässt. Für Dominik und Julian ist die Umgebung nichts Ungewohntes. Noch sind sie Schüler der daneben liegenden Volksschule. Für Maurice hingegen ist der Anblick neu, er geht in Lauterach in die Volksschule. Was allen drei gemeinsam ist: Sie werden sich im kommenden Schuljahr an der beeindruckenden Silhouette sattsehen können: als Schüler des Gymnasiums im Sacre Coeur Riedenburg.
Spannung, Offenheit …
Die Umstände wollen es, dass Dominik, Julian und Maurice mit neun anderen Buben Geschichte schreiben. Sie werden im kommenden Schuljahr die ersten männlichen Schüler im Riedenburg-Gymnasium sein. Vor zwei Jahren hat der Vorstand der Schulträgerschaft beschlossen, die Schule für Buben zu öffnen. „Nachdem auch die Mehrerau Mädchen aufnimmt, war diese Entwicklung bei uns vorgezeichnet“, erklärt Direktor Gebhard Hinteregger. „Bis dahin gab es ein Gentleman-Agreement: in die Mehrerau nur Buben, an die Riedenburg nur Mädchen.“ Man geselle sich mit dieser Weichenstellung nun auch zu den anderen Sacré-Coeur-Schulen in Europa. „Diese werden ja bereits seit den 1970er-Jahren gemischt geführt. Wir bildeten da die Ausnahme“, bemüht der Direktor die Historie und den Vergleich mit den Schwesterschulen. Mit Spannung, Offenheit, Neugierde und Freude sehe er dem neuen Zeitalter an seiner Schule entgegen.
„Ich will nach Riedenburg“
„Als die Öffnung des Sacré Coeur für Buben beschlossen wurde, fiel uns die Entscheidung leicht“, kommentiert Manfred Ghesla, Dominiks Vater, die Entscheidung pro Riedenburg. Auch für Nicole Lipburger, Mutter von Julian, gab es bald keinen Zweifel: „Julian ist in der Riedenburg am besten aufgehoben. Wir wissen das ja schon von der Volksschule.“ Bei Maurice, dem Volksschüler aus Lauterach, dauerte die Entscheidungsfindung etwas länger. „Es haben uns auch die Gymnasien Blumenstraße und Gallusstraße gut gefallen. Für uns war alles denkbar. Aber Maurice hat letztlich entschieden: ‚Ich will nach Riedenburg‘“, berichtet Vater Jochen Oberhauser.
Die Eltern der Buben schätzen die familiäre Atmosphäre und die Leistungsbereitschaft an der Riedenburg. Diese kennen Manfred Ghesla und Nicole Lipburger bereits von der Volksschule. „Wir können uns natürlich auch mehr auf das Lernen konzentrieren. Die Eltern haben sich ja bewusst für unsere Schule entschieden und bringen ihr von vornherein eine gewisse Wertschätzung entgegen“, beschreibt VS-Direktorin Karin Amann das Besondere an der Privatschule. Die zwölf angemeldeten Buben werden gemeinsam in einer der drei ersten Klassen des neuen Schuljahrs sein. „Wenn wir sie aufteilen würden, wären sie in ihren Klassen eine kleine Minderheit. Das wollen wir nicht“, argumentiert Gebhard Hinteregger.
Bescheidene Wünsche
Der Schulleiter verspricht sich durch die Aufnahme von Buben einen neuen Geist. „Ich glaube, sie tun den Mädchen gut und werden für einen gewissen Ausgleich in der Sichtweise auf Schule und Lernen sorgen. Ich spüre auch bei den Lehrern eine große Bereitschaft für die neue Situation.“
Für Maurice, Julian und Dominik hält sich der Sensationsgehalt in Grenzen. Sie, die in der Volksschule ja schon mit Mädchen zusammen sind, äußern ganz normale Wünsche an ihren künftigen Direktor. „Ich wünsche mir einen guten Stundenplan“, sagt Maurice. „Er soll mir helfen, dass ich mich gleich wohl fühle“, bittet Dominik, während Julian die neue Schule samt Direktor einfach einmal auf sich zukommen lassen will.
„Wir sind die letzte Sacré-Coeur-Schule, die ihre Pforten für Buben öffnet.“
